Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turner 01 - Dunkle Schuld

Turner 01 - Dunkle Schuld

Titel: Turner 01 - Dunkle Schuld
Autoren: James Sallis
Vom Netzwerk:
Wände.
    »Andere haben alles Mögliche versucht, um ihn von Ihnen fernzuhalten, Billy. Aber er ließ sich nicht aufhalten. So wichtig war es ihm. Sie waren ihm so wichtig.«
    Lonnies Blick richtete sich auf Henry Lee.
    »Du wusstest die ganze Zeit davon.«
    Er nickte. »Der Junge tauchte eines Abends vor meiner Tür auf. Hatte seit ein oder zwei Monaten nicht gebadet. Brabbelnd und zuckend. Sagte, er sei auf der Suche nach dem Mann, der The Giving gemacht hätte. Was sollte ich denn tun? Was hättest du getan? Ich musste doch Billy schützen. Ich habe ihm gesagt - Carl Hazelwood, wie wir später erfuhren -, dass ich eine solche Person nicht kenne. Habe ihm gesagt, er solle gehen. Okay, tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe, Sir, sagte er. Aber gegangen ist er nicht. Weit gefehlt. Ich habe gesehen, wie er hinter die Garage gelaufen und in den Wald verschwunden ist.«
    »Er hatte mehr als genug Filme gesehen, um sich mit Überwachung auszukennen«, sagte Lonnie. »Und obwohl du es geleugnet hattest, wusste er, dass du etwas mit Billy zu tun hast, auch wenn er nicht exakt wusste, welcher Art diese Beziehung war. Er wusste, dass er nur lange genug beobachten musste.«
    »Und meine Post durchgehen musste.«
    »So hat er Billy gefunden.«

    »Es reicht«, sagte Sammy Cash. »Es reicht jetzt, gottverdammt!«
    »Haben Sie mit Carl Hazelwood gesprochen, Billy?« Seine Augen wanderten umher, verweilten auf Sammy, der den Kopf schüttelte. Billy nickte. »Ein netter junger Mann.«
    »Ja. Ja, das war er.«
    »Erzählte mir, die Leute würden sich meine Filme immer noch ansehen, würden immer noch über sie reden. Ich hatte ja keine Ahnung. Er war nur dieses eine Mal hier. Ich habe ihn für den darauffolgenden Abend zum Essen eingeladen, bestand darauf zu kochen, obwohl Sammy sich normalerweise um all das kümmert. Gebratener Barsch, Couscous und Ziegenkäse. Hab das gute Porzellan aufgedeckt, habe zwei Flaschen Weißwein kalt gestellt. Wir haben fast zwei Stunden gewartet, aber er ist nie aufgetaucht.«
    Billy hob den Blick und sah jeden nacheinander an.
    »Sammy …«
    »Es tut mir leid«, sagte Sammy Cash. Er hatte eine Waffe in der Hand. »Das hier muss jetzt aufhören. Billy hat genug gelitten.«
    »Was Sie da haben, ist eine Zweiundzwanziger«, sagte Lonnie. »Schießen Sie damit auf jemanden, und Sie machen diese Person höchstwahrscheinlich sehr, sehr sauer.« Er stand auf, eine Hand ausgestreckt, machte einen Schritt vorwärts. Die Waffe bellte. Blutige Blasen befleckten seine Lippen.
    »Verfluchter Mistkerl«, sagte Lonnie.

Kapitel Sechsunddreißig
    Der zweite Schuss hatte Billy genau in den Hals getroffen - durchtrennte seine Luftröhre, obwohl wir das zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten. Ich glaube nicht, dass Sammy Cash wirklich vorhatte zu schießen. Als er sah, was er getan hatte, noch nicht mal die Hälfte davon verstand, fiel seine Hand auf den Schoß, und er saß bewegungslos da, Tränen in den Augen wie Kronleuchter in leeren Ballsälen. Im Augenblick schien Lonnie okay zu sein: lag auf dem Boden, aber nicht bewusstlos. Ich hatte Billy vom Stuhl auf den Boden gezogen, tastete nach der Halsschlagader. Dachte erstaunt, wie viel Blut doch in einem Körper ist, wie viel Blut er verliert und wie schnell. Billy atmete nicht. Ich kniff seine Nase zusammen, überdehnte seinen Hals nach hinten, presste schnell dreimal hintereinander Luft in seine Lunge, kontrollierte wieder. Immer noch kein Puls, keine Atmung. Ich begann mit Druck auf den Brustkorb. Als ich das nächste Mal aufschaute, war Lonnie neben mir und zählte. Er übernahm die Beatmung, drehte immer wieder den Kopf zur Seite, um Blut auszuspucken oder zu husten, während ich das Herz bearbeitete. Nach drei, vier Minuten hörte er keuchend auf. Das war der Moment, an dem ich den Bürgermeister zur Arbeit rief. » Brauche Ihre Hilfe hier drüben«, sagte ich. » Jetzt .«
    Ein Mann mittleren Alters in stark verschossener, lila OP-Kleidung trat durch eine automatische Tür in das Wartezimmer
und sprach kurz mit der Aushilfe an der Rezeption, bevor er zu mir kam.
    »Mr. Turner?« Die Erschöpfung war seinen Augen deutlich anzusehen. »Sie arbeiten für Sheriff Bates, richtig?«
    Ich nickte.
    »Er wird wieder in Ordnung kommen. Die Kugel hat einen Lappen nur so gerade eben gestreift. Einen Lungenlappen, meine ich. Weiter kein Problem. Der Blutverlust, traumatischer Schock, das ist eine andere Sache, das ist im Moment das Thema. Ich fürchte, es wird eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher