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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
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    Sechs Tage und Nächte lang wehte der Wind stetig aus Nordwesten. Die Bediensteten hockten in ihren Unterkünften, packten sich so warm ein, wie es ging, und meinten, im Wind Stimmen zu vernehmen, die dunkle Prophezeiungen verkündeten. Schließlich hatte der Wind vor dem großen Tor der Burgmauer hohe Schneeverwehungen aufgehäuft, so daß man von den Zinnen Männer an Seilen hinunterlassen mußte, damit diese den Eingang freischaufelten.
    Endlich legte sich der Wind, und zurück blieb eine tiefe Stille, klirrende Kälte und ein blauer Himmel. Dann setzte der Wind wieder ein, heftiger als zuvor und diesmal aus Südosten; und am zweiten Tag wehte er Sir Brian Neville-Smythe durch das wieder freigeräumte Tor von Malencontri.
    Der Hufschmied und einer der Bewaffneten vom Tor geleiteten den steifgefrorenen Brian über den Hof bis zum Eingang des Palas, halfen ihm vom Pferd, schlugen das Eis von seiner Überkleidung, welche die Rüstung bedeckte, und der Bewaffnete brachte das Pferd in den warmen Stall. Da der Hufschmied einen höheren Rang einnahm als ein gemeiner Bewaffneter, betrat er mit Sir Brian den Palas, um dessen Eintreffen zu melden.
    Doch dazu kam es nicht. Denn kaum daß sie den Palas betreten hatten, erblickten sie Lady Angela Eckert, die Gemahlin von Sir James Eckert, dem Herrn über Malencontri und all seinen Ländereien, die soeben zu Mittag speiste und im selben Moment ihren Besucher sah.
    »Brian!« rief sie vom anderen Ende des Saals. »Wo kommt Ihr denn her?«
    »Von draußen«, antwortete Brian, der manches allzu wörtlich nahm.
    Er näherte sich der hohen Tafel, die erhöht auf einem Podest stand. Angie speiste allein, jedoch in gebührender Form.
    »Das sehe ich.« Angie senkte die Stimme, als Brian näher trat. »Aber von wo seid Ihr losgeritten?«
    »Von der Burg Smythe, meinem Zuhause«, antwortete Brian mit einem Anflug von Gereiztheit; wo hätte er Ende Januar nach einem heftigen Wintersturm auch schon herkommen sollen?
    Seine Gereiztheit währte jedoch nicht lange, denn er beäugte bereits die Speisen, die vor Angie auf der hohen Tafel angerichtet waren. Was für Angie das Mittagsmahl war, galt Brian bereits als Abendessen. Dies war die Hauptmahlzeit des Tages; und seit dem Frühstück bei Anbrach des eisigen Tages hatte Brian nichts mehr gegessen.
    »Aber setzt Euch doch, eßt und trinkt«, forderte Angie ihn auf. »Ihr seid bestimmt ganz durchgefroren.«
    »Ha!« Brian war hocherfreut über die Einladung, auch wenn er sie erwartet hatte.
    Die Küchenhilfen legten bereits am Kopfende der Tafel ein Gedeck auf, so daß er mit Angie über Eck sitzen konnte. In dem Moment, als Brian Platz nahm, kam ein weiterer Bediensteter mit einem dampfenden Krug angerannt, aus dem er heißen Wein in einen großen Metallkelch schenkte.
    »Glühwein, mein Gott!« meinte Brian erfreut.
    Er nahm mehrere herzhafte Schlucke aus dem Kelch, um mit dem Gaumen zu überprüfen, was seine Nase ihm bereits verraten hatte. Als er den Kelch wieder abgesetzt hatte, strahlte er Angie voll gutmütiger Zuneigung an. Ein anderer Bediensteter stellte eine Fleischpastete vor ihn hin und legte mit der Gabel eine große Portion davon auf die große, dicke Scheibe Schrotbrot, die als Teller diente. Brian nickte zustimmend, pickte sich säuberlich den größten Fleischbrocken heraus und wischte sich anschließend die Finger an der Serviette ab, wie es sich gehörte.
    »Ich dachte eigentlich, wenn Ihr allein seid, Angela, würdet Ihr in der Kemenate speisen«, sagte Brian, sobald er den Mund wieder leer hatte.
    »Das habe ich auch schon getan«, antwortete Angie. »Aber hier ist es bequemer.«
    Sie wechselten einen verständnisvollen Blick; dieses eine Mal stimmten zwanzigstes und vierzehntes Jahrhundert vollkommen überein.
    Das Gesinde. Angie hätte viel lieber in der Kemenate gespeist, in ihrem Wohnzimmer im obersten Stockwerk des Turms der Burg Malencontri, das allein dem Burgherrn und seiner Gemahlin vorbehalten war.
    Wegen der verglasten Fenster und der Bodenheizung, die ihr Gatte nach dem Vorbild des Hypokaustum konstruiert hatte, mit dem die ehemaligen römischen Besatzer Britanniens ihre Häuser beheizt hatten, das jedoch im Mittelalter in Vergessenheit geraten war, war es in der Kemenate warm und behaglich. Das Prinzip bestand darin, in Hohlräumen unter dem Steinboden Luft zirkulieren zu lassen, die zuvor an ständig brennenden Feuerstellen außerhalb des Raums erhitzt worden war.
    Außerdem gab es in der Kemenate
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