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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
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Ritter überhaupt möglich war. Er sprang in die Luft und gewann abermals Höhe für den langen Gleitflug nach Hause.
    Da der Wind aus Südosten kam, mußte er zunächst an Höhe gewinnen und einen weiten Bogen über Sir Huberts Ländereien beschreiben, bevor er umdrehen und Kurs auf Malencontri nehmen konnte. Dabei wurde ihm auf einmal bewußt, daß er hoch genug war, um den Wald zu sehen, in dem Carolinus' Haus stand; und schon bekam er Gewissensbisse.
    Seit er und Angie zusammen mit dem jungen Robert Falon und ihren persönlichen Bediensteten vor einem Monat von der Weihnachtsfeier des Grafen von Somerset zurückgekehrt waren, wollte er schon mit Carolinus sprechen. Allerdings war ihm ständig etwas dazwischengekommen.
    Der Zeitpunkt war günstig, mal eben ein paar Dinge zu besprechen, die ihn seit dem Weihnachtsfest beschäftigten. Unter anderem hatte er den heimlichen Verdacht, daß er Carolinus eine Entschuldigung schuldete, weil er mit ihm beim Weihnachtsfest des Grafen ein wenig in die Haare geraten war.
    Im Palas der Burg würde Angie bestimmt schon mit dem Essen auf ihn warten. Außerdem war vielleicht etwas mit Robert, das seine Anwesenheit erforderlich machte...
    Robert bereitete ihm ständig Kopfzerbrechen, wo er es gar nicht erwartete. Eigentlich war sich Jim gar nicht so sicher, daß er der Richtige war, um im vierzehnten Jahrhundert, wo alle blaublütigen Knaben zu Kriegern erzogen wurden, einen Waisenknaben von edler Herkunft aufzuziehen. Er selbst war kein richtiger Krieger. Die Gefahr ließ sich nicht von der Hand weisen, daß er den Jungen mit seiner dem zwanzigsten Jahrhundert entstammenden Lebenseinstellung verhätscheln würde ...
    Jim schob diesen Gedanken beiseite. Robert war noch viel zu jung, um mit ihnen im Palas zu speisen. Aber trotzdem - sein Gewissen zog ihn in beide Richtungen. Dann jedoch sagte er sich, daß Angie nicht lange auf ihn warten, sondern schon mit dem Essen anfangen würde; er konnte nach seiner Rückkehr essen, was übrig war.
    Er veränderte die Flügelstellung und segelte auf die Baumwipfel zu, welche die kleine Lichtung mit Carolinus' Haus verbargen.
    Als er die Lichtung erreichte, stellte er fest, daß sich seit seinem letzten Besuch kaum etwas verändert hatte. Die Lichtung war vollständig umgeben von großen Eichen und Eiben und annähernd oval geformt. Schnee hing auf den Bäumen rund um die Lichtung und bedeckte den Boden bis in eine Entfernung von etwa zehn Metern vom Haus, wo in einem perfekten Kreis nach wie vor Sommer war.
    Innerhalb des Kreises stand das schneefreie Haus. Das Gras war grün, die Blumen blühten, und eine Fontäne ergoß ihr Wasser in einen kleinen Teich, aus dem hin und wieder ein kleiner Goldfisch - oder war es etwa eine winzige goldfarbene Meerjungfrau? - wie ein Miniaturdelphin in die Luft emporsprang. Was genau es war, hatte Jim nie erkennen können.
    Neben dem Teich befand sich ein säuberlich gerechter Kiesweg, der zur Eingangstür eines kleinen, schmalen Hauses mit Spitzdach führte, das eigentlich fehl am Platz hätte wirken sollen; mit dem Teich, dem Rasen und der hin und wieder aufblitzenden goldfarbenen Gestalt aus dem Teich wirkte es jedoch genau richtig.
    Jim war mit einem dumpfen Aufprall am Ende des Kieswegs gelandet, doch ließ sich niemand blicken. Er verwandelte sich wieder in einen vollständig bekleideten Menschen (zu Anfang hatte ihm die Kleidung einige Mühe bereitet, doch mittlerweile hatte er das im Griff), näherte sich der Haustür und klopfte sanft an.
    Niemand meldete sich. Er drückte die Tür auf und trat ein.
    »Hä? Was? Ach, Ihr seid's, Jim«, begrüßte ihn Carolinus.
    Er saß in dem großen Ohrensessel, und vor ihm auf dem Tisch lag eine dickes, aufgeschlagenes Buch; auf seinen Knien saß so leicht wie ein Schmetterling auf einem Zweig eine kleine grüne, grazile Wassernymphe. Carolinus schaute sie an.
    »Du solltest jetzt besser aufbrechen, meine Liebe«, sagte er sanft zu der Wassernymphe. »Wir können später weiterreden.«
    Die Nymphe schwebte von seinem Schoß herunter und blieb mit niedergeschlagenen Augenlidern vor ihm stehen. Sie murmelte etwas Unverständliches.
    »Gewiß doch!« antwortete ihr Carolinus.
    Die Nymphe wandte sich zur Tür. Jim machte ihr Platz, und sie näherte sich ihm mit gesenktem Blick, sah dann kurz zu ihm auf und murmelte wiederum etwas Unverständliches.
    »Keine Ursache«, sagte Jim. Im Gegensatz zu Carolinus hatte er sie nicht verstanden, doch war seine Antwort so
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