Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
sagte Tebbits.
    »Tebbits«, erwiderte Jim in gebieterischem Ton, »es ist mein Wille, dir das Feuerholz zu holen!«
    »Verzeiht, Mylord. Es tut mir ja so leid. Ich bitte untertänigst um Verzeihung!«
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Jim.
    Er drehte sich um, erhob sich mit donnernden Flügeln in die Luft, flog das kurze Stück zu dem nahegelegenen Wäldchen und landete an einer Stelle, wo Tebbits ihn nicht sehen konnte. Herabgefallene Äste lagen keine herum, und er hatte auch keine Lust, im Schnee herumzusuchen. Er packte einen drei Meter langen Eichenast und riß ihn kurzerhand vom Stamm. Auch noch einen zweiten Ast von vergleichbarem Umfang riß er ab. Die Äste so festhaltend, daß sie zwischen den Beinen herunterhingen und seinen Flügeln nicht in die Quere kamen, sprang er in die Luft, flog zurück und landete vor der Witwe Tebbits.
    »Da!« meinte er grob zu ihr - dann fiel ihm auf, daß ihr die Dicke der Äste Kopfzerbrechen zu bereiten schien. »Da fällt mir ein«, sagte er, »hast du zufällig eine Axt, mit der ich das Holz kleinhacken könnte?«
    »Oje, Mylord«, entgegnete Tebbits. »Ich glaube, die ist mir abhanden gekommen.«
    Wahrscheinlich hatte sie nie eine besessen, dachte Jim. Eisen war kostbar. Er mußte ihr unbedingt ein Werkzeug besorgen, mit dem sie dickere Holzstücke zerkleinern konnte.
    »Ah, ich verstehe«, sagte Jim. »Nun, wenn das so ist...«
    Er packte die mitgebrachten Äste und brach die dicken Enden sowie die Zweige ab, mit denen sie nicht in die Feuerstelle hineingepaßt hätten; mit seinen kräftigen Drachenarmen bereitete ihm das keine Mühe. Die auf Brennholz zerkleinerten Äste hob er hoch und legte sie Tebbits in die Arme, jedoch nur so viele, wie sie bequem tragen konnte. Trotz ihrer dicken Vermummung umklammerte Tebbits sie unbeholfen, aber gleichwohl dankbar.
    »Ich lasse Dick Forester im Laufe des Tages jemanden mit Feuerholz von der Burg herschicken«, meinte Jim zum Abschluß. »Hast du Feuerstein und Stahl? Bekommst du das Feuer in Gang?«
    »Aber ja, danke, Mylord«, sagte Tebbits. »Ihr seid immer so freundlich zu einer nutzlosen alten Frau.«
    »Aber wieso denn. Auch ich werde eines Tages alt sein!« erwiderte er schroff. »Gott sei mit dir, Tebbits.«
    »Gott sei mit Euch, Mylord«, antwortete die Witwe.
    Es erfüllte Jim mit einer gewissen Genugtuung, daß es ihm endlich einmal gelungen war, einem seiner Leute mit dem Segen zuvorzukommen. Er sprang mit donnernden Flügeln in die Luft, gewann rasch an Höhe und wandte sich wieder zurück zur Burg.
    Unterwegs fiel ihm allerdings wiederum etwas ins Auge. Etwas, das sich nicht auf seinem Land befand. Auf der angrenzenden kleinen Besitzung von Hubert Whitby schwenkte Sir Hubert die Arme, schrie irgend etwas, das aus dieser Entfernung nicht zu verstehen war, und dirigierte mehrere seiner Leibeigenen. Soviel konnte Jim mit seinem teleskopischen Drachenblick erkennen.
    Sir Hubert war nicht gerade der beste Nachbar. Eher schon der schlimmste, dachte Jim. Doch das stimmte nicht ganz. Sir Hubert war nicht wirklich schlecht, gefährlich, böse, unredlich, raubgierig oder welche schlechten Eigenschaften man im England des vierzehnten Jahrhunderts sonst noch von einem Nachbarn erwarten konnte. Allerdings war er ein rechter Plagegeist, der sich stets über etwas ärgerte und sich ausgiebig beklagte.
    Jim war einen Moment lang versucht, seinen Schwenk zu vollenden und zu vergessen, daß er überhaupt etwas gesehen hatte. Dann veranlaßte ihn jedoch sein Gewissen, kehrtzumachen und auf Sir Hubert und dessen Nöte zuzugleiten.
    Als er, von einer günstigen Brise getragen, näher kam, sah er, worin diese bestanden. Eine von Sir Huberts Kühen war in einen mit Schnee gefüllten Graben oder in ein Erdloch gestürzt, und Sir Hubert bemühte sich zusammen mit vier seiner Leute, sie wieder herauszuholen.
    Die Kuh konnte ihnen dabei jedoch nicht helfen - oder sie begriff nicht, was man von ihr erwartete -, und aufgrund ihres Gewichts gelang es den vier Männern nicht, sie aus dem Graben zu heben oder zu ziehen. Sir Hubert veranstaltete einen solchen Lärm, daß sie Jim erst dann bemerkten, als er mit einem dumpfen Aufprall mitten unter ihnen landete. Daraufhin fuhren sie herum und starrten ihn sprachlos an.
    »Ein Drache!« brüllte Sir Hubert und riß das Schwert aus der Scheide. Er war blaß geworden, sein Schwert aber schwankte kaum. Trotz all seiner Fehler war Sir Hubert nämlich kein Feigling. Übrigens hätte kein Feigling, ganz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher