Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
nur über sie, sondern über den ganzen Kampf. Der Beweis, daß es nicht so kam, weil jemand nervös wurde und den ersten Schuß abfeuerte, sondern weil Sie Ihren Angriff geplant hatten. Lesen Sie die Geschichte der Menschheit, mein Herr. Sie werden finden, daß wir Menschen diese Dinge noch nie wirklich ernst genommen haben. Lügen werden als normaler Bestandteil der Diplomatie betrachtet. Ein paar verlorene Schiffe, ein paar hundert Getötete, das regt die Menschheit nicht weiter auf. Ihre Konzession aber wird Eindruck machen.«
    »Kapitän«, sang Cynbe so leise, daß es kaum zu hören war, »wir leben unter einer alten Sonne. Die Alerionas sind seit einer Million Ihrer Jahre zivilisiert. Wir haben nie nach weit ausgedehnten Sternenreichen getrachtet. Vielleicht sind wir weiser als unachtsame Neuankömmlinge. Vielleicht haben wir Ihr eigenes Inneres tiefer ergründet als Sie selbst. Ich sagte: ›danach‹. Dieses Wort hat ein anderes Gewicht, wenn es durch eine Million Jahre klingt. Mir ging es nicht um eine Dekade, um eine Generation oder um ein Jahrhundert. Ich denke weiter.
    Lassen wir es zwischen diesen Wänden wahr sein, was Sie behaupten. Lassen wir es aber auch wahr sein, daß Alerion nicht fünfhunderttausend Individuen hierhersenden kann, damit sie ihre Rasse mit Haß und Rachsucht durchsetzen. Ja, ja, Kapitän, solche Unwägbarkeiten machen Ihre Menschheitsgeschichte aus. Man würde eine Massenbewegung zur Rückeroberung Neu-Europas organisieren, und es würde zu neuen Zusammenstößen kommen, wenn nicht in dieser, dann in der nächsten Generation, beim nächsten Anlaß.«
    Heim seufzte. »Dann werden Sie also nicht zugeben, daß die Kolonisten noch am Leben sind. Was haben Sie vor? Wollen Sie diese Menschen aushungern oder jagen und einzeln zur Strecke bringen?«
    »Ich befehlige Raumflotten, Kapitän, keine Bodentruppen. Ich habe Ihnen bereits mehr als nötig gesagt. Mein Herr, wollen Sie mir, wie es bei den Irdischen Sitte ist, zum Abschied die Hand geben?«
    »Nein«, sagte Heim rauh. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Luftschleuse.

 
4.
     
    Während des langen Rückflugs, den er wieder mit verbundenen Augen absolvierte, verrauchte sein Zorn allmählich. Er hatte nie erwartet, daß sein Gespräch mit dem Aleriona zu einer Lösung des Problems führen würde. Der Versuch war nichts als eine Pflichtaufgabe gewesen. Was ihn nun in Paris erwartete, erfüllte ihn mit nicht größerer Hoffnung.
    Auf dem Flugplatz wurde er von einem schäbigen Mann angerempelt. Mit Mühe wahrte er die Beherrschung. Er haßte Menschenmengen, aber es hatte keinen Sinn, zurückzustoßen. Man konnte es dem armen Teufel nicht übelnehmen, daß er sich einem Mann gegenüber feindselig verhielt, dessen Kleidung ihn als ein Mitglied der technischen Aristokratie auswies.
    Er ließ seine Privatmaschine startklar machen und wartete nervös auf die Starterlaubnis der Flugüberwachung. Als sie endlich kam, blieb er noch eine Weile auf dem Pilotensitz und steuerte selbst, um die Befriedigung selbständigen Handelns auszukosten. Dann stellte er den Autopiloten auf Orly ein, nahm ein heißes Bad und legte sich für ein paar Stunden schlafen, während die Maschine durch die Stratosphäre schoß.
    Der Automat weckte ihn mit Musik und schob ihm eine Tasse Kaffee hin. Er zog sich um – etwas formell, mit Gold am Kragen und an den Hosennähten – während die Maschine zur Landung ansetzte. Er überlegte flüchtig, ob er bewaffnet gehen sollte, weil er Vadasz’ Päckchen bei sich tragen würde. Aber nein, das konnte zu Unannehmlichkeiten führen. Am Zoll zeigte er seinen Paß vor und bekam eine Aufenthaltserlaubnis für vierzehn Tage. Frankreich, das weniger übervölkert war als die meisten anderen Länder, nahm es mit den Einreiseformalitäten sehr genau.
    Das Taxi erreichte Paris in der Abenddämmerung. Blauer Dunst lag über der Stadt. Die Bäume längs der Boulevards leuchteten in roten und gelben Herbstfarben. Die Straßencafes waren zu dieser Jahreszeit nicht mehr belebt. Leere, mit Laub besprenkelte Tische und Stühle lösten wehmütige Erinnerungen aus.
    Am Quai d’Orsay ließ er anhalten, bezahlte den Fahrer und stieg aus. Er hörte das dunkle Wasser der Seine gegen die Uferbefestigungen klatschen. Ein kühler, feuchter Westwind trieb bunte Blätter vor sich her. Der Verkehr in diesem Viertel war gering, und es herrschte eine beinahe unnatürliche Stille, aber vom Norden und Osten, wo unzählige Lichter den Himmel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher