Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
über der Stadt erhellten und das pulsierende Herz der Metropole markierten, drang dumpfes Brausen herüber.
    Gendarmen standen Wache. Die Gesichter über den im Wind klatschenden Capes waren ernst und streng. Bitterkeit und Trauer beherrschten ganz Frankreich, wie man hörte. Heim wurde durch lange Korridore zum Büro des Ministers für extraterrestrische Angelegenheiten geführt.
    Michel Coquelin erhob sich hinter seinem Schreibtisch und begrüßte seinen Besucher mit müder Höflichkeit. Er war klein, aber kräftig gebaut, mit einem mächtigen kahlen Schädel und aufmerksamen braunen Augen. Er zeigte auf einen altmodischen Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Bitte, setzen Sie sich. Eine Zigarre?«
    »Danke, ich bin Pfeifenraucher.«
    »Ich auch.« Coquelin setzte sich und begann eine alte Pfeife zu stopfen. »Nun, Monsieur Heim, Sie haben es sehr dringend gemacht. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es handelt sich um Neu-Europa.«
    »Das dachte ich mir.« Das Lächeln erstarb.
    »Nach meiner Meinung…«, fing Heim an, nahm einen zweiten Anlauf und räusperte sich. »Monsieur Coquelin, ich glaube, die Erde sollte alles Notwendige tun, um Neu-Europa zurückzugewinnen.«
    Coquelin beobachtete seinen Gast, während er die Pfeife anzündete. »Danke«, sagte er schließlich. »Wir Franzosen haben uns in letzter Zeit etwas verlassen gefühlt.«
    »Ich habe Material mitgebracht, das Sie interessieren dürfte.« Heim legte ihm das Päckchen auf den Schreibtisch und erklärte, wie er dazu gekommen war. Coquelin hörte ihn mit ausdrucksloser Miene an, rauchte und unterbrach ihn nur einmal, um zu sagen: »Cynbe? Ja, den kenne ich.« Zuletzt öffnete er das Paket, steckte ein paar Mikrofilme in sein Lesegerät, nickte und blätterte im Rest der Unterlagen. Die Stille begann an Heims Nerven zu zehren. Er sog an seiner Pfeife, bis sie wie ein Vulkan rauchte, starrte aus den hohen Fenstern in die Dunkelheit, verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl, ächzte und lauschte auf seinen eigenen Herzschlag.
    Nach endlos langer Zeit sagte Coquelin trocken: »Wir haben gerüchteweise davon gehört.« Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Aber wir können nicht viel dazu sagen.«
    »Herr Minister!« rief Heim hitzig. »Sie könnten dieses Material dem Weltparlament vorlegen, zusammen mit wissenschaftlichen Gutachten über seine Echtheit. Sie können Ihre Herren Kollegen fragen, wie sie die Chancen ihrer Wiederwahl beurteilen, nachdem sie eine halbe Million Menschen verkauft haben.«
    »Ja, ja.« Coquelin winkte müde ab und starrte auf den Pfeifenkopf. »Manche werden sagen, ich lüge, meine Beweise seien gefälscht und die Wissenschaftler bestochen. Andere werden sagen, wie schrecklich es sei, aber – eine halbe Million Menschen? Ein paar Raketen auf die Ballungsräume der Erde könnten das Hundertfache an Verlusten zur Folge haben. Und sie werden sagen, daß wir kein Recht hätten, in die Phönixregion einzudringen; daß es wichtig sei, zu freundschaftlichen Beziehungen mit Alerion zu kommen, denn andernfalls müßten wir mit einem jahrzehntelangen Krieg rechnen. Man wird unsere Leute dort draußen beweinen und ihnen vielleicht Denkmäler errichten. Märtyrer des Friedens. Aber zu Hilfe wird man ihnen nicht kommen.«
    »Aber das ist doch lächerlich! Die Erde ist so gut wie unangreifbar. Und wenn sie doch angreifbar sein sollte, dann ist es auch Alerion, und einen Gegenangriff werden sie nicht provozieren wollen, solange unsere Flotte doppelt so stark ist wie ihre.
    Die halbe Kriegsflotte steht für die Heimatverteidigung bereit. Die andere Hälfte ist im Grenzgebiet und beobachtet Alerions Flotte, die dort manövriert. In der gegenwärtigen Situation könnte schon ein Schiff den Gegner in ernste Schwierigkeiten bringen. Alerion kann noch keine starken Kräfte auf Neu-Europa konzentrieren. Geben wir ihnen aber noch ein Jahr oder zwei, dann machen sie den Planeten unangreifbar. Mein Gott, wenn die Weltfederation nicht handeln will, warum tut es dann nicht Frankreich auf eigene Faust?«
    »Unmöglich!« Coquelin hob beide Hände. »Die Verfassung erlaubt uns kein selbständiges Vorgehen und keine militärische Streitmacht, die mehr als polizeiliche Funktionen ausüben könnte. Solche Dinge sind der internationalen Kontrollbehörde vorbehalten.«
    »Ja, ja, ich verstehe …«
    Coquelin blickte auf. »Übrigens, Monsieur Heim, wenn ich an diese Dokumente denke, die Sie mir da gebracht haben, so weiß ich nicht, ob ich sie veröffentlichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher