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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus
Autoren: Poul Anderson
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I
     
     
    Diese Geschichte erzählt von einem vergessenen Schatz, den fremdartige Ungeheuer bewachen, von Gefangenschaft in der Wildnis und einer Hetzjagd durch Riffe und Untiefen, an denen schon unzählige Schiffe zerschellt sind. Eine wunderschöne Frau kommt darin vor und ein Zauberer, ein, zwei Spione und die Rivalität zweier Imperien. Deshalb beginnt sie selbstverständlich – war Flandry später zu sagen versucht – mit einem Zufall.
    Andererseits war die Wahrscheinlichkeit, dass er Tachwyr dem Dunklen begegnen sollte, gar nicht so außergewöhnlich gering. Sie arbeiteten im gleichen Gewerbe, weshalb sie an die gleichen Orte kamen, und sie hatten die Abenteuerlust der Jugend gemein. Gewiss, sobald Imperialismus in interstellarem Maßstab ins Spiel kommt, wachsen die Flotten in gewaltige Dimensionen, sodass die Chancen sehr gering sind, dass sich zwei bestimmte Angehörige der Flotten je begegnen werden. Dennoch fanden viele solcher Begegnungen statt, und unausweichlich wurden sie bei einer der seltenen Gelegenheiten, da ein merseianisches Kampfschiff einen terranischen Planeten besuchte. Statistisch wahrlich unmöglich wäre jedoch ein Leben, in dem es zu keinem einzigen unwahrscheinlichen Ereignis kommt.
    Der Planet hieß Irumclaw und lag etwa zweihundert Lichtjahre von Sol entfernt in der Beteigeuze zugewandten Mark des menschlichen Reiches. Lieutenant (Junior-Grade) Dominic Flandry war vor nicht allzu langer Zeit dorthin versetzt worden und hatte darüber viel gejammert und mit den Zähnen geknirscht, bis ihm klar geworden war, dass selbst eine solch grässliche Kälte ihre Vorteile hatte. Das merseianische Schiff war der Kreuzer Brythioch, der sich auf einer Rundreise durch die Pufferzone voller unbeanspruchter, zumeist unerforschter Sonnen befand, die die Hoheitsräume trennte, welche im Namen des Kaisers und des Roidhuns beherrscht wurden. Keine der beiden Regierungen hätte einem Schiff des Rivalen, das nukleares Feuer über eine Welt zu schütten imstande war, gestattet, eine nennenswerte Distanz weit in ihr Territorium vorzudringen, doch die Behörden an den Grenzen durften aus eigenem Ermessen ›Freundschaftsbesuche‹ zulassen, welche die auf den Vorposten herrschende Monotonie brachen. Außerdem machte man sich stets leise Hoffnungen, gerade die Art von belanglosen Einzelheiten beobachten zu können, die beim Zusammenfügen hin und wieder etwas offenbarte, von dem die Gegenseite vorgezogen hätte, dass es geheim geblieben wäre.
    In diesem Fall profitierte Merseia von dem Besuch – zumindest am Anfang.
    Offiziell legten beide Seiten höfliche Gastfreundschaft an den Tag. Vom Protokoll abgesehen motivierte die Menschen, ob sie es nun wussten oder nicht, der Genuss des zarten Schauders, der sich einstellte, wenn man höfliche Konversation mit jenen pflegte, die – sah man von allen diplomatischen Phrasen ab – der Feind waren. Flandry kannte ihn bereits; er hatte schon mehr vom Leben gesehen als der durchschnittliche Einundzwanzigjährige. Er zweifelte nicht daran, dass man den Gruppen, die auf Freigang unten in der Alten Stadt waren, so manches zu trinken anbieten würde, und in gewissen Fällen auch andere Annehmlichkeiten.
    Warum auch nicht? Sie hatten lange Zeit im Abgrund zwischen den Sternen verbracht. Wenn sie von Irumclaw direkt Richtung Heimat aufbrachen, mussten sie gute einhundertundvierzig Lichtjahre weit reisen – ungefähr zehn Standardtage bei maximaler Hypergeschwindigkeit, aber dennoch eine kolossale Entfernung, deren Ungeheuerlichkeit und Unfassbarkeit auch den stärksten Geist zermürbte. Erst dann würden sie die äußerste der Welten erreichen, die sie ihr Eigen nannten. Einige Stunden echten Lebens, wenn auch in kleinem Maßstab, hatten sie dringend nötig, mochten die Gastgeber ihnen auch noch so feind sein.
    Was wir sowieso nicht sind, dachte Flandry. Wir sollten’s sein, aber die meisten von uns sind es nicht. Er grinste amüsiert. Mich eingeschlossen.
    Obwohl er sich dem Spaß gern angeschlossen hätte, durfte er nicht. Die rangniederen Offiziere von Irumclaw Base gaben den traditionellen Empfang für ihre Pendants vom merseianischen Schiff. (Die Vorgesetzten waren in einem anderen Gebäude mit dem Gleichen beschäftigt. Die Merseianer, je nach Naturell verblüfft oder amüsiert über das starre terranische Konzept des Dienstgrads, richteten sich danach. Sie legten weit mehr Wert auf Zeremonie und Tradition, selbst die von Fremdwesen, als die zeitgenössischen
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