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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus
Autoren: Poul Anderson
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Polizeikräfte fehlten, um die Gegend zu säubern – vorausgesetzt, er hätte dies überhaupt gewollt –, hatte er sich damit begnügt, die Männer zu warnen, sie nicht allein zu durchqueren, wenn sie Ausgang hatten.
    Bei seiner Ankunft war Flandry darüber schockiert gewesen. »Wir könnten es doch selbst tun – regelmäßige Patrouillen einführen. Der Alte müsste es nur befehlen. Ist ihm das egal? Was ist das denn für ein Kommandeur?«
    Sein Protest richtete sich an einen anderen Aufklärerpiloten, Lieutenant Commander Eisenschmitt. Letzterer war schon eine Weile auf Irumclaw und zuckte mit den Schultern. »Die Sorte Kommandeur, die alle Abstellposten wie diesen bekommen«, antwortete er. »Das Oberkommando beachtet uns nicht; also bekommen wir das Mittelmaß, die Dussel, die kleinen Gauner. Gute Stabsoffiziere werden woanders dringend benötigt. Wenn so jemand nach Irumclaw versetzt wird, dann nur aus Zufall, und er bleibt nicht lange.«
    »Verdammt noch mal, Mensch, wir sind hier an der Grenze!« Flandry deutete aus dem Fenster des Raums, in dem sie saßen. Auch damals war es dunkel gewesen. Beteigeuze glühte blutig hell zwischen den zahllosen Sternen, über die niemand herrschte. »Und gleich dahinter – Merseia!«
    »Genau. Und die Krokoschwänze expandieren in alle Richtungen, außer dort, wo wir ihnen Einhalt gebieten. Ich weiß. Hier sind wir aber am anderen Ende des Nichts – jedenfalls in den Augen einer imperialen Regierung, die nicht weiter blickt als bis zur Spitze ihrer Parfüm schnüffelnden Nase. Sie kommen doch frisch von Terra, Dom. Sie sollten das besser verstehen als ich. Ich vermute, im Laufe der nächsten Generation werden wir uns endgültig von Irumclaw zurückziehen.«
    »Nein! Das geht doch nicht! Damit würden wir diese Flanke auf sechs Parsec reichseinwärts entblößen. Wir hätten keinerlei Möglichkeiten, hier noch den Handel zu schützen … nennenswerte Präsenz zu zeigen …«
    Eisenschmitt nickte. »Ja, ja. Andererseits ist der Handel hier nicht mehr besonders profitabel, und mit jedem Jahr wird es schlimmer. Überlegen Sie nur, was das imperiale Schatzamt spart, wenn wir die Operationen hier einstellen. Der Kaiser kann sich dann gleich ein Dutzend neue Paläste einschließlich Harem einrichten.«
    Damals hatte Flandry sich nicht überwinden können, ihm zuzustimmen. Noch nicht lange zuvor hatte er in einer Kampfeinheit gedient und danach eine Kriegsschule besucht, auf der Können verlangt wurde. Im Laufe der Monate hatte er die Dinge jedoch mehr und mehr aus einem anderen Blickwinkel gesehen und seine eigenen traurigen Schlüsse gezogen.
    Manchmal hätte er sich über eine Schlägerei mit einem Banditen geradezu gefreut. Bislang aber hatte man ihn verschont, und auch auf diesem Gang in die Alte Stadt war es nicht anders.
    Der Distrikt schloss sich um ihn, zerfallende Gebäude aus der Pionierzeit, viele darunter die ursprünglichen, wie Bienenstöcke geformten Wohnstätten der Eingeborenen, leicht umgebaut für die Benutzung durch andere Lebewesen. Straßen und Gassen wanden sich unter flimmernden Leuchtschildern. Der Verkehr bestand hauptsächlich aus Fußgängern, und trotzdem drang Lärm auf die Ohren ein: Getrappel, Schlurfen, Klappern, Rasseln, rohe Versuche zu musizieren, Stimmengewirr in hundert verschiedenen Sprachen, hin und wieder ein gedämpfter Aufschrei oder wütendes Gebrüll. Und genauso stark waren die Gerüche: Gestank nach ungewaschenen Körpern, nach Müll, Qualm, Weihrauch und Rauschgift. Menschen waren die vorherrschende Spezies, doch auch viele Autochthonen waren darunter, und zwischen ihnen gingen Raumreisende aus zahllosen unterschiedlichen Völkern.
    Vor einem bestimmten Freudenhaus, das sich durch nichts von den anderen abhob, stand ein Irumclawianer und benutzte einen Vokalisator, um auf Anglisch zu rufen: »Treten Sie näher, kommen Sie her, kommen Sie rein. Kein Eintritt, kein Mindestverzehr. Bei uns finden Sie jede Belustigung, jeden Genuss, jede Unterhaltung. Kein Spiel zu exotisch, kein Einsatz zu hoch oder zu niedrig. Ununterbrochene raffinierte Unterhaltung. Köstliches Essen, großartige Getränke, Stimulanzien, Rauchmittel, Halluzinogene, Intensivatoren, ganz nach Ihren Wünschen, Ihrem Geschmack, Ihrem Geldbeutel. Jedes Geschlecht und jede Technik von siebzehn, jawohl, siebzehn intelligenten Spezies warten auf Ihre Wünsche, und rassische, mutatorische und Bioskulp-Varianten gar nicht gezählt. Treten Sie näher, kommen Sie her …«
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