Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
dahinterstecken?, dachte der Mensch. Vielleicht planen sie nur, sich unsere wohlbekannte terranische Dekadenz aus eigener Anschauung zu vergegenwärtigen, und er will nicht, dass ich erfahre, wie weit er seine wohlbekannte merseianische Tugend hinter sich lassen kann. »Trennen Sie sich nicht von der Gruppe«, warnte Flandry den Merseianer. »Einige dieser Bars sind beinahe genauso gefährlich wie das Zeug, das sie servieren.«
    Tachwyr stieß das typische, kehlige Lachen seiner Spezies aus, setzte sich auf den Dreifuß, den Beine und Schwanz bildeten, und begann, Geschichten zum Besten zu geben. Flandry erwies sich als ebenbürtig. Sie hatten großen Spaß, bis der Mensch weggerufen wurde, um das langweilige Gespräch zweier Schiffstechnischer Offiziere zu dolmetschen.

 
II
     
     
    Das war das Vorspiel. Flandry hatte es praktisch schon wieder vergessen, als an einem bestimmten Abend acht Monate darauf das Abenteuer begann.
    Kurz nachdem die rotorange Sonne untergegangen war, verließ er das Flottengelände und ging bergabwärts. Niemand schenkte ihm Beachtung. Ein früherer Kommandeur hatte versucht, seine jungen Männer davon abzuhalten, die gelegentlich tödliche Verderbtheit der Alten Stadt zu suchen, und sie weitläufig zur Sperrzone erklärt. Indem er den Löwenanteil der Kosten aus eigener Tasche bezahlte, hatte er ein Erholungszentrum innerhalb der Basis geschaffen, das Sportanlagen, Kunst- und Handwerkstätten sowie ehrliches Glücksspiel und medizinisch für unbedenklich erklärte leichte Mädchen bereithielt. Die Bosse in der Alten Stadt jedoch wussten mit Geld und Einfluss umzugehen. Der Kommandeur war auf einen noch trostloseren und unbedeutenderen Vorposten versetzt worden, und der Nachfolger riss nieder, was sein Vorgänger errichtet hatte, und informierte seine Leute darüber, dass es ihre Privatangelegenheit sei, was sie außer Dienst taten; es hieß, er beziehe ein erkleckliches Nebeneinkommen.
    Flandry schlenderte elegant über den Weg. Auf beiden Achselstücken seiner Uniform prangte ein Komet, der noch so neu war, dass man von dem jungen Mann eine gewisse Schüchternheit erwartet hätte. Die Schottenmütze saß jedoch kecker auf seinem robbenbraunen Haar, als eine strenge Auslegung der Vorschriften gestattet hätte; er war in eine phantasievolle goldglitzernde Version der Ausgehuniformjacke gehüllt und trug dazu eine schneeweiße Hose in handgenähten Halbstiefeln aus Rindsleder; auf dem Mantel, der ihm hinterher flatterte, leuchteten phosphoreszierende Muster in der kühlen Dämmerung; und während er so dahinschlenderte, sang er lauthals eine Ballade, die sich mit den unglaublichen Abenteuern eines Flickschusters aus dem schottischen Hochland auseinander setzte.
    Alles in allem verbarg sein Aufzug sehr gut den Umstand, dass er nicht zum Vergnügen ausging.
    Jenseits der Umfassungsmauer ragten die Häuser der Reichen zwischen weitläufigen, abfallenden Privatparks auf. In gewisser Hinsicht, fand Flandry, spiegelten sie den Kurs des Menschen im Kleinen wider. Früher war die Siedlung hinreichend groß und wohlhabend gewesen – und genügend weit innerhalb der imperialen Sphäre –, um nicht nur Kaufleute, sondern auch Aristokraten anzuziehen. Die Alte Stadt hatte nicht nur ein reges Geschäftsleben besessen, sondern auch einen rührigen Kulturbetrieb – provinziell gewiss, so weit von Terra entfernt, aber dennoch lebendig und originell, der respektvollen Nachahmung durch die Autochthonen würdig.
    Heute jedoch lag Irumclaw wie ein Wrackstück am Rande der zurückweichenden Gezeiten des Imperiums. Die Anwesen, die nicht leer standen, waren in den Besitz von Banausen übergegangen, und das zeigte sich. (Über die Banausen rümpfte man lieber nicht die Nase. Etliche von ihnen leiteten große Organisationen, die sich ganz dem Ausplündern von Raumfahrern widmeten, welche auf Irumclaw einen Zwischenhalt einlegten, und jene Flottenangehörige beraubten, welche die wenigen Umschlagplätze bewachten, die sich noch in Gebrauch befanden.) Außerhalb der Grenzen des Vertragshafens war die Barbarei auf dem Vormarsch; die Eingeborenen streiften die Zivilisation mit einer Verachtung ab, die vielleicht sogar gerechtfertigt war.
    Am Wohngebiet vorbei, wo Werkstätten und Lagerhäuser schwarz in der Finsternis aufragten, bewegte sich Flandry aufmerksam, die Hand in der Nähe der Nadlerpistole, die er unter der Uniformjacke trug. Hier war es schon zu Raub und Mord gekommen. Da dem Kommandeur die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher