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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus
Autoren: Poul Anderson
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Flandry ging hinein. Zufällig streifte er an zwei oder drei Armen des Geschöpfs entlang. In der Winterluft fühlte die blaue Haut sich kalt an.
    Die Eingangshalle war heiß und stickig. Ein riesiger Mensch in einer schreiend bunten Uniform sprach Flandry an: »Willkommen, der Herr. Welchen Wunsch können wir Ihnen erfüllen?«, erkundigte er sich und schaute ihn mit Augen wie Obsidiansplitter an.
    »Sind Sie Lem?«, entgegnete Flandry.
    »Ah … ja. Und Sie …?«
    »Ich werde erwartet.«
    »Aha. Sie nehmen den Gravschacht bis ganz oben, das ist der sechste Stock, gehen nach links zu einer Tür mit der Nummer sechshundertsechsundsechzig, stellen sich vor den Abtaster und warten. Wenn sie sich öffnet, gehen Sie die Treppe rauf.«
    »Sechs-sechs-sechs?«, murmelte Flandry, der belesener war als bei den Streitkräften üblich. »Ist Bürger Ammon ein Komiker, was meinen Sie?«
    »Keine Namen!« Lem ließ die Hand auf den Schocker an seiner Hüfte sinken. »Mach schon, Junge.«
    Flandry gehorchte; er ließ es sogar zu, dass man ihn abtastete und seinen Nadler an der Garderobe verwahrte. Als er Tür 666 erreichte, atmete er auf; der sechste Stock war die Sado-Maso-Etage, und er hatte nicht vermeiden können, das eine oder andere mitzubekommen.
    Das Büro, das er betrat und dessen Tür sich hinter ihm wieder schloss, rief ihm mit seiner Größe und Fülle und der Animation eines Rosengartens, die eine Wand schmückte, Terra ins Gedächtnis zurück. Zunächst schien es so zumindest; als Flandry indes genauer hinsah, fiel ihm auf, wie schäbig die alten Möbel waren und wie aufdringlich die neuen. Außer Leon Ammon war kein Mensch anwesend, nur ein gorzunischer Söldner stand wie eine zerklüftete Statue in der Ecke. Flandry wandte ihm zwar den Rücken zu, doch der Moschusgeruch des Wesens erinnerte ihn fortwährend daran, wie leicht er in kleine Stücke gerissen werden konnte, sollte er sich danebenbenehmen.
    »’n Abend«, sagte der Mann am Schreibtisch. Er war ungeheuerlich fett, haarlos, schweißüberströmt und nicht sonderlich sauber, obwohl seine scharlachrote Jacke aus feinstem Stoff bestand. Er hatte eine hohe, kratzig klingende Stimme. »Sie wissen, wer ich bin, richtig? Setzen Sie sich. Zigarre? Brandy?«
    Flandry nahm alles ihm Angebotene dankend entgegen. Die Dinge waren von allererster Qualität, was er anmerkte.
    »Wenn Sie sich gut mit mir stellen, dann können Sie sich auch Besseres leisten«, entgegnete Ammon. Sein Lächeln breitete sich nicht über die Lippen hinaus aus. »Sie haben doch niemandem etwas von der Einladung erzählt, die mein Gewährsmann Ihnen gestern Abend zuflüsterte, oder?«
    »Nein, Sir, selbstverständlich nicht.«
    »Wäre mir auch egal gewesen. Ist schließlich nicht verboten, einen jungen Mann auf einen Drink und ein kleines Schwätzchen einzuladen. Richtig? Trotzdem könnten Sie in Schwierigkeiten geraten – in ziemlich üble Schwierigkeiten, und das nicht nur mit Ihrem Vorgesetzten.«
    Flandry hatte so seinen Verdacht, woher viele der ›Angestellten‹ im Stockwerk unter ihnen kamen. Erwachsen und freiwillig … nach Neurokanalisierung und chirurgischer Maskierung … Er musterte das Ende seiner Zigarre. »Ich glaube kaum, dass Sie mich hergebeten hätten, wenn Sie der Ansicht gewesen wären, mich einschüchtern zu müssen, Sir.«
    »Nein. Sie gefallen mir, Dominic«, sagte Ammon. »Von Anfang an, seit Sie das erste Mal zu Ihrem Amüsement in die Alte Stadt gekommen sind. Viele Eskapaden, aber organisiert wie militärische Manöver, richtig? Sie sind kaltblütig und wissen den Mund zu halten. Ich habe Ihre Vorgeschichte überprüfen lassen.«
    Flandry weitete seinen Verdacht aus. Verschiedene Zwischenfälle, bei denen man ihn auf die ein oder andere Art unter Druck gesetzt hatte, wirkten allmählich, als habe man gezielt getestet, wie er in bestimmten Situationen reagierte. »Viel rauszufinden gab es da aber nicht, oder?«, erwiderte er. »Ich bin nur ein kleiner J-G, routinemäßig befördert, nachdem ich zwei Monate hier gedient habe. Ehemals Flieger, jetzt beim Nachrichtenkorps, erst zur Schulung nach Terra versetzt und nun als Aufklärer nach Irumclaw.«
    »Das begreife ich nicht ganz«, sagte Ammon. »Wenn die vorhaben, aus Ihnen einen Spion zu machen, warum müssen Sie dann ein Jahr damit zubringen, aus diesem System raus und wieder rein zu flitzen?«
    »Ich brauche Praxis in Überwachung, besonders von Planeten, die kaum bekannt sind. Und das Niemandsland dort
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