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Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Die Nacht der Weisswurst-Vampire

Titel: Die Nacht der Weisswurst-Vampire
Autoren: Thomas Brezina
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Ein Sarg im Kartoffel-Keller
     
     
    “Dort drüben läuft sie!” keuchte Lilo und zeigte auf einen Gemüsestand.
    “Achtung, sie dreht sich um!” warnte Axel die anderen.
    “In Deckung!”
    Die vier Knickerbocker-Freunde Axel, Lilo, Poppi und Dominik duckten sich hinter einem Berg aus Äpfeln und Tomaten und spähten vorsichtig darüber hinweg.
    “Ja mei, wos mochts denn ihr da?” wollte die Marktfrau wissen, die zu dem Stand gehörte. Sie hatte die Hände in die rundlichen Hüften gestemmt und blickte die vier streng an. “Spielt ihr Räuber und Gendarm?”
    “So etwas Ähnliches”, murmelte Dominik und versuchte, das Mädchen mit den kurzen roten Haaren nicht aus den Augen zu verlieren. “Allerdings ist es für uns kein Spiel. Auch wenn Sie es nicht fassen können, Sie haben es mit vier Junior-Detektiven zu tun!” erklärte er der Obstverkäuferin in seiner bekannt komplizierten Art.
    Als Antwort lachte die Frau schallend auf. “Jojo, und bestimmt habt ihr auch schon ,Fälle' gelöst!” spottete sie.
    “Ja, schon mehrere”, versicherte ihr Lilo. Für weitere Erklärungen war keine Zeit mehr, denn Poppi meldete: “Achtung, sie verläßt den Viktualien-Markt und steuert auf ein Haus zu ... sie geht hinein!”
    “Sie” war ein 14jähriges Mädchen namens Natascha, das die Knickerbocker-Bande bereits quer durch die Münchner Innenstadt verfolgt hatte. Auch gestern und vorgestern hatten sie versucht herauszufinden, wohin das Mädchen Nachmittag für Nachmittag verschwand.
    Doch Natascha war jedesmal im Menschengewühl untergetaucht.
    Lilo, Poppi, Axel und Dominik warteten am Rande des Münchner Viktualien-Marktes exakt drei Minuten. Dann betraten auch sie das Haus. Gleich hinter dem Haustor blieben sie stehen und lauschten in den Gang hinein.
    Aus dem Keller kam ein leises Poltern und das Schlagen einer Tür.
    “Hinunter!” trieb Lieselotte ihre Freunde an. “Aber total lautlos!”
    Auf Zehenspitzen hasteten die vier den Abgang hinunter und betraten ein muffiges, modriges Gewölbe. Der Geruch kam vor allem von den schiefen Wänden, die feucht waren. An vielen Stellen war der Verputz bereits in großen Stücken abgefallen, und darunter kamen die nackten Ziegel zum Vorschein. Wie graurote Zähne sahen sie in den Verputzlöchern aus.
    Für ein paar Augenblicke verharrten die Knickerbocker auch hier regungslos und versuchten wieder verräterische Geräusche aufzufangen. Doch in dem Keller tat sich nichts. Von Zeit zu Zeit war ein kräftiges Rauschen in den Abwasserrohren zu hören. Das waren die einzigen Laute.
    Lilo deutete den anderen, weiterhin still zu sein, und tappte auf Zehenspitzen durch den langen Gang. In die Mauer waren zahlreiche Holztüren eingelassen, die zweifellos zu Kellerabteilen führten. Das Superhirn der Bande versuchte jede einzelne vorsichtig zu öffnen, hatte dabei aber wenig Erfolg. Alle waren fest verschlossen.
    “Eine haben wir noch”, seufzte das Mädchen schließlich und drückte die Klinke der letzten Tür nieder.
    “Oh nein!” schrie sie auf und preßte die Hand auf den Mund. Auch die anderen zuckten zurück, als sie erkannten, was in dem engen Raum stand.
    “Das ist ein Sarg”, flüsterte Poppi. “Glaubt ihr ... glaubt ihr ... da liegt jemand drinnen? Eine Leiche?”
    “Tote werden normalerweise nicht im Kartoffel-Keller gelagert”, bemerkte Axel und versuchte dabei lässig zu klingen. Sehr gut gelang ihm das aber nicht. Auch seine Stimme klang auf einmal zittrig und heiser.
    “Was ... machen wir jetzt?” wisperte Poppi und warf Lilo einen fragenden Blick zu. Ausnahmsweise war das Superhirn - wie Lilo von ihren Freunden genannt wurde - einmal ratlos. “Am besten wäre es, die Polizei zu rufen...”, überlegte das Mädchen. Weiter kam Lieselotte in ihren Gedanken aber nicht, denn es geschah etwas Unfaßbares.
    Im Zeitlupentempo begann sich der Deckel des dunklen Holzsarges zu heben.
    Entsetzt wichen die vier Knickerbocker zurück, bis sie die feuchte Kälte der Kellerwand im Rücken spürten. Gebannt starrten sie nun auf den dunklen Spalt, der breiter und breiter wurde. Im Inneren der Totentruhe herrschte klarerweise totale Finsternis, und keiner der Junior-Detektive wagte es, mit der Taschenlampe durch den Schlitz zu leuchten. Am liebsten hätten die vier die Flucht ergriffen, doch ihre Beine waren wie gelähmt. Sie konnten sich nicht bewegen und mußten wehrlos zusehen, wie sich plötzlich ganz langsam ein weißer Handschuh über den Sargrand schob. Ihm
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