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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
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Drake, der sie zuerst erreichte, Drake, der mit gefaßter, aber barscher Stimme sagte:
    „Einen Moment bitte! Ich wünsche eine Erklärung für das, was mir im Wohnwagen zustieß. Und Sie sind genau der Mann, der mir dies beantworten kann.“
    Er verstummte. Er starrte in Augen, die loderten wie Feuer, Augen, die sein Gesicht buchstäblich abzuschälen und mit unverminderter Stärke in sein Innerstes zu bohren schienen. Für Sekunden nur entsann er sich verblüfft Kellies Äußerung – daß dieser Mann sie im Zug mit einem einzigen tödlichen Blick zum Schweigen gebracht hatte – und dann war es bereits zu spät für jeden weiteren Gedanken.
    Mit katzenhafter Schnelligkeit trat der andere auf ihn zu und packte sein Handgelenk. Der Griff fühlte sich kalt und metallen an, so daß Drakes Arm ein eisiger Schauer durchlief. Der alte Herr sagte mit tiefer, unnachgiebiger Stimme:
    „Hier entlang – zu meinem Wagen!“
    Drake war sich seiner Handlung kaum noch bewußt, als er in ein langes, glitzerndes Fahrzeug stieg. Was folgte, war Dunkelheit – geistige wie auch körperliche.
     
    *
     
    Er lag mit dem Rücken auf hartem Boden. Er öffnete die Augen und starrte sekundenlang auf eine Decke, die sich sechzig Meter über ihm wölbte. Sie umspannte wenigstens hundert Meter, und fast ein Viertel davon nahmen Fenster ein, durch die ein grauer Lichtschleier zu erkennen war; es hatte den Anschein, als bemühe sich eine unsichtbare Sonne, die dünne, aber beharrliche Nebelwand draußen zu durchdringen.
    Der breite Fensterstreifen lief die Decke entlang, immerzu – bis in die Ferne. In die Ferne! Bestürzt setzte Drake sich auf. Einen Moment lang erfaßte sein Geist nicht, was die Augen sahen:
    Dieser Korridor besaß kein Ende. Und auch keinen Anfang. Geradlinig erstreckte er sich sowohl in die eine als auch in die andere Richtung, bis er zu einem grauen Gebilde aus Marmor und Licht wurde. An den Wänden links und rechts befanden sich übereinander je drei Etagen, deren Laufstege durch Geländer abgesichert waren. Und es gab zahllose glänzende Türen, und, alle paar Augenblicke, einen Zweigkorridor, wovon jeder einzelne auf weitere ungeheuerliche Entfernungen in diesem sichtlich monströsen Gebäude schließen ließ.
    Den ersten maßlosen Schock hinter sich, stand Drake äußerst bedächtig auf. Die Erinnerung an den alten Herrn – und an die Geschehnisse zuvor – lastete schwer in seinem Geist. Finster dachte er: „Er zwang mich in seinen Wagen und schaffte mich hierher!“
    Aber weshalb gerade an diesen Ort? Auf der ganzen weiten Welt gab es kein solches Gebäude!
    Ein Schauer lief sein Rückgrat entlang. Es kostete ihn regelrechte Mühe, zur nächsten der breiten, verzierten Türen zu gehen und sie aufzustoßen. Was er eigentlich erwartete, hätte er nicht zu sagen vermocht. Aber seine erste Reaktion war Enttäuschung.
    Vor ihm lag ein Büro, ein großer Raum mit glatten Wänden. An der einen Längsseite befanden sich mehrere Schränke. Die Ecke gegenüber der Tür füllte ein massiver Tisch aus. Einige Stühle, zwei komfortabel aussehende Sofas und eine weitere, reicher verzierte Tür rundeten das Bild ab. Niemand befand sich in dem Raum. Der Tisch vermittelte den Eindruck eines auf Hochglanz polierten, staubfreien und leblosen Gegenstandes.
    Die andere Tür erwies sich als verschlossen; oder aber die Öffnungsvorrichtung war zu kompliziert für ihn.
    Als Drake wieder im Korridor stand, wurde er sich der tiefen Stille bewußt. Seine Schuhe verursachten ein hohles, klickendes Geräusch. Hinter jeder Tür, die er öffnete, lag die gleiche büroartige Räumlichkeit.
    Eine halbe Stunde verging; er sah es auf der Uhr. Und dann eine weitere halbe Stunde. Und dann sah er das Tor in der Ferne. Zuerst war es nur ein Lichtschein. Bald jedoch nahm es glitzernde Umrisse an, wurde schließlich zu einem ungeheuren Gebilde aus Glas, eingerahmt von vielfarbigen Fenstern. Das Tor war gut fünfzehn Meter hoch. Als er hindurchblickte, sah er eine große, weiße Treppe, die hinabführte in einen Nebel, der sich nach etwa sieben Metern derart verdichtete, daß die unteren Stufen verborgen blieben.
    Drake starrte unsicher auf das Bild, das sich ihm bot. Etwas stimmte hier nicht. Dieser Nebel, alles verhüllend, Stunden anhaltend, finster lauernd …
    Er schüttelte sich. Wahrscheinlich befand sich dort drunten am Fuß der Treppe Wasser, warmes Wasser, das einem ständigen kalten Luftstrom ausgesetzt war. Daher auch der dichte Nebel. Er
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