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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit
Autoren: A. E. van Vogt
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meinst“, protestierte Drake schwach, „ich war so dumm, gerade im ungeeignetsten Moment zurückzukommen, und wagte dann nicht mich blicken zu lassen?“
    Der Junge zuckte die Achseln. „Sie drückten sich ganz flach an die Wand. Mehr konnte ich auch nicht sehen.“
    „Und sie blickten kein einziges Mal in den Raum?“ fragte er.
    Jimmy zögerte.
    „Nun“, begann er schließlich, mit einer Stimme, die klang, als wolle er sich verteidigen, „nicht solange ich Sie beobachtete. Aber was dann geschah, war reichlich komisch. Wissen Sie, als ich ungefähr dreißig Meter entfernt war, sah ich zurück – und der Wohnwagen war weg!“
    „War weg !“Drake sprach es gedehnt. Ein Gefühl der Unwirklichkeit erfüllte ihn. „Du meinst, sie starteten die Zugmaschine und fuhren davon?“
    Der Junge schüttelte hartnäckig den Kopf. „Keiner glaubt mir das; alle meinen, jetzt hätten sie mich beim Lügen erwischt. Aber ich weiß genau, was ich sah und hörte. Jedenfalls kein Motorengeräusch. Sie waren plötzlich weg, von einem Augenblick zum anderen. Das ist alles.“
    Drake fühlte, wie es eisig sein Rückgrat hinablief. „Und ich war drinnen?“
    „Sie waren drinnen!“
    Das folgende Schweigen wurde von der Frau gebrochen. Sie sagte:
    „In Ordnung, Jimmy, du kannst jetzt spielen gehen.“
    Sie wandte sich an Drake. „Wissen Sie, was ich glaube?“
    Drake raffte sich zusammen. „Was?“ meinte er dann.
    „Das sind ganz gemeine Betrüger, die beiden. Allein schon diese Geschichte, ihr Vater mache das Zeug … Ich verstehe gar nicht, wie wir darauf ‘reinfallen konnten. Er tat die ganze Zeit nichts weiter, als in der Gegend herumstreifen und Altmetall aufkaufen. Gewiß …“ Das Eingeständnis kam ihr fast widerwillig über die Lippen, „… sie haben da ein paar tolle Sachen gehabt. Die Regierung weiß schon, was sie sagte: Nicht mehr lange, und wir werden wie Könige leben.“ Pause. Dann:
    „Aber da ist der Haken. Bis jetzt haben diese Leute nicht mehr als ein paar hundert Stück beisammen. Und was tun sie? Sie verkaufen das Zeug zuerst in einem Gebiet, stehlen es dann zurück und verkaufen es wieder woanders!“
    Drake starrte die Frau an. Er war schon öfters auf die eigentümliche Logik leicht beschränkter Leute gestoßen, aber es schockierte ihn stets von neuem, wenn man Tatsachen dermaßen engstirnig ignorierte, nur damit irgendeine hirnverbrannte Idee nicht zusammenbrach. Er sagte:
    „Und wo bleibt da der Gewinn? Sie bekamen doch einen Dollar für jedes gestohlene Stück …“
    „Oh!“ Das Gesicht der Frau wurde lang; dann blickte sie bestürzt drein. Und schließlich, als sie begriff, wie sehr ihre schöne Theorie zunichte gemacht war, überzog eine ärgerliche Röte ihr gegerbtes Antlitz. „Vielleicht so eine Reklamesache …!“ zischte sie.
    Drake sah die Zeit gekommen, das „Interview“ zu beenden. Rasch sagte er:
    „Kennen Sie jemand, der heute abend nach Inchney fährt? Es wäre mir sehr recht, wenn mich einer mitnehmen könnte.“
    Der jähe Übergang verfehlte seine Wirkung nicht. Die glühende Farbe verschwand aus dem Gesicht der Frau. Nachdenklich meinte sie:
    „Nein, nicht daß ich wüßte. Aber keine Sorge. Gehen Sie nur hinunter zur Highway, da finden Sie schnell jemanden …“
    Der zweite Wagen nahm ihn mit.
    Es dunkelte bereits, als er im Hotel anlangte. Dort überdachte er die Lage:
    Ein Mädchen mit ihrem Vater. Eine Warenladung der feinsten Präzisionsartikel auf der Welt. Sie verkauft sie als Souvenirs, ein Stück pro Person. Er kauft Altmetall. Und dann, um die Sache noch verrückter zu machen, erscheint ein alter Herr auf der Bildfläche und kauft die verkauften Waren wieder auf oder zerbricht sie!
    Und über alledem lastete noch die merkwürdige Amnesie eines Füllfeder-Vertreters namens Drake –
    Irgendwo hinter ihm erklang die schmerzvolle Stimme eines Mannes:
    „Oh, sehen Sie nur, was Sie getan haben! Sie ist zerbrochen …“
    Eine ruhige Stimme antwortete:
    „Entschuldigen Sie vielmals. Einen Dollar haben Sie dafür bezahlt, nicht wahr? Selbstverständlich komme ich für den Schaden auf. Hier – und … es tut mir aufrichtig leid.“
    Stille. Drake stand auf und drehte sich um. Sein Blick fiel auf einen großen, gutaussehenden Herrn mit grauem Haar, der sich eben an der Seite eines jüngeren Mannes erhob, welcher unglücklich auf die zwei Füllfederstücke in seinen Händen starrte. Der alte Herr schritt zur Drehtür, die auf die Straße führte, doch es war
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