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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen
Autoren: Rex Gordon
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mißachten und trug deshalb ebensoviel Schuld an unserer Lage wie ich.
    „Hast du eine Ahnung von der Relativität?“ fragte ich. „Du bist Biologin, aber während deiner Studien wirst du sicher einmal etwas von Einstein gehört haben.“
    „Mathematik hat mich nie interessiert“, antwortete sie. Sie schien aber zu spüren, daß ich ihr etwas Wichtiges zu sagen hatte, denn sie setzte sich hin und blickte mich erwartungsvoll an. „Nun?“
    „Wir werden den Orbit des Mars in genau einer Woche, zwei Tagen, elf Stunden und fünfundvierzig Minuten kreuzen. Meine eigenen Berechnungen stimmen mit denen des Komputers überein. Ein Irrtum ist deshalb so gut wie ausgeschlossen.“
    „Aber das kann doch unmöglich stimmen!“
    „Doch, Eve, es stimmt genau. Wir werden die Kreisbahn des Mars kreuzen, aber der Planet wird nicht da sein.“
    „Das ist ja furchtbar!“ Eve war erst erschrocken, aber dann schüttelte sie zweifelnd den Kopf. „Das kann nicht sein! Wie sollten wir die ungeheure Entfernung in so kurzer Zeit überbrückt haben? Wir sind erst seit sechs Wochen unterwegs. Für die Hin– und Rückreise waren drei Jahre vorgesehen.“
    „Eben!“
    Sie sah mich verwirrt an und setzte sich dann vor den Bildschirm. Sie hatte keine eigentliche navigatorische Ausbildung, aber sie war intelligent genug, um sich sofort ein Bild machen zu können. Sie machte sich sogar die Mühe, zwei sorgfältige Peilungen zu machen und die Ergebnisse aufzuzeichnen.
    Diese Ergebnisse schienen ihre Verwirrung noch zu steigern. Sie drehte sich um und sah mich fassungslos an.
    „Die Position der Erde scheint nicht in der richtigen Relation zur Sonne zu stehen!“
    „Und wie ist es mit dem Mond, mit dem Mars, der Venus und dem Jupiter?“ fragte ich bohrend.
    Eve schüttelte verständnislos den Kopf. „Du hast zehn Tage lang an einem Problem herumgerechnet, das der Komputer in fünf Minuten gelöst hätte.“
    „Es gibt Probleme, die dieser Komputer nicht lösen kann, weil er einfach nicht dafür gebaut ist, Eve. Du mußt die Bedeutung verschiedener Tatsachen erkennen. Wenn dir das gelingt, wird die Wahrheit wie ein Schock auf dich wirken.“
    Ich blickte noch einmal nachdenklich auf den Bildschirm. Seit wir die Erde verlassen hatten, war sie halb um die Sonne herumgewandert. Nun war es aber ein Ding der Unmöglichkeit, daß die Erde in nur sechs Wochen eine halbe Jahresbahn hinter sich gebracht haben sollte.
    „Die Relativitätstheorie ist im Grunde ganz einfach, aber doch für die meisten völlig unbegreiflich. Sie besagt nämlich, daß ein mit Lichtgeschwindigkeit durch das All jagender Körper eine praktisch unbegrenzte Größe und Masse annehmen kann. Das allein ist schon schwer zu begreifen, aber viel unfaßlicher ist, daß für einen solchen Körper die Zeit stehen bleibt.“
    „Und was bedeutet das für uns?“ fragte Eve unbekümmert. „Ich bin eine gute Biologin und habe mich nie mit derartigen Abstraktionen beschäftigt. Für mich sind diese Dinge ganz einfach unwirklich.“
    „Das scheint nur so, Eve. Wie messen wir denn die Zeit? Wir messen sie mit Radiowellen, die wir über eine bestimmte Strecke schicken oder noch primitiver mit der Entfernung, den ein Uhrzeiger auf dem Zifferblatt hinter sich bringt. Ein mit Lichtgeschwindigkeit fliegender Körper kann aber zur gleichen Zeit an jedem beliebigen Punkt sein. Für ihn gibt es keine Bewegung, denn er ist bereits am Ziel, wenn er startet.“
    Eve sah mich von der Seite an. Es war ihr deutlich anzusehen, daß sie diese Dinge nicht begriff. „Trifft das auf uns zu?“ fragte sie scheu.
    „Noch nicht. Wir beschleunigen erst seit sechs Wochen und haben jetzt erst eine Geschwindigkeit von dreißig Meilen pro Sekunde. Verglichen mit der Lichtgeschwindigkeit von einhundertsechsundachtzigtausend Meilen ist das nicht viel, aber wenn man sorgfältig nachdenkt, wird man erkennen, daß diese Geschwindigkeit geradezu ungeheuerlich ist.“
    „Das reicht doch nicht aus, um unseren Zeitbegriff entscheidend zu verschieben“, warf Eve ein.
    „Das dachte ich auch erst. Wir beschleunigen aber ständig und bauen so auf die schon vorhandene Geschwindigkeit auf. Wir nähern uns also ständig der Lichtgeschwindigkeit. Das hat nun ganz bestimmte Folgen. Von uns aus gesehen, schrumpfen die Konstanten mit zunehmender Geschwindigkeit ständig zusammen. Das hat aber eine viel wichtigere Folge für uns: im gleichen Maße, wie die Konstanten des Kosmos scheinbar schrumpfen, verlangsamt sich die
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