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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen
Autoren: Rex Gordon
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zeigte der Blick nach hinten nur wenige Gestirne, aber sehr viele schwarz gähnende Löcher, während das Universum vor uns mit unzähligen Gestirnen angefüllt war. Ich wußte aber, daß das nur eine Täuschung war. Das Licht der hinter uns liegenden Sterneninseln holte uns einfach nicht mehr ein. Der Anblick der gähnenden Löcher war deprimierend.
    Auch Eve hatte bald genug davon und drehte sich wieder um. Ich hatte den Eindruck, daß sie mich sehnsuchtsvoll anblickte. Vielleicht war das aber nur ein Wunsch, der in mir immer stärker wurde.
    Einmal bewegte sie sich plötzlich nach vorn, und ich hoffte, daß sie mich berühren würde. Ich wünschte es, denn das wäre der Beweis dafür, daß sie mich wirklich gern hatte und mich nicht nur deshalb akzeptierte, weil sie zu einem Zusammenleben mit mir gezwungen war.
    Sie berührte mich aber nicht und drehte sich wieder zum Bildschirm um. Was immer sie dachte und empfand, sie machte es sich gewiß nicht leicht.
    Der Ausblick nach vorn war in den letzten Tagen sehr interessant geworden. Da war eine Sonne, die im Laufe der Zeit immer deutlicher von den übrigen hervorgetreten war. Es war ein faszinierender Anblick, auch für Eve, die sich anscheinend nicht davon losreißen konnte.
    Was sie wohl denkt? fuhr es mir durch den Kopf.
    In diesem Augenblick drehte sie sich rasch um und betrachtete mich argwöhnisch.
    Anscheinend beruhigte sie sich aber bald, denn sie pustete zart die über meine Augen gefallenen Haarsträhnen beiseite. Ich rührte mich nicht. Ich hoffte auf einen weiteren Beweis ihrer wirklichen Gefühle zu mir. Es geschah aber nichts.
    Ich öffnete die Augen und sah sie an.
    Eve drehte sich sofort um und beschäftigte sich mit einer Nebensächlichkeit. Es war klar, daß sie ihre wahren Gefühle zu verbergen suchte.
    „Wie lange wirst du mit mir leben müssen, um mich wirklich lieben zu können, Eve?“ fragte ich leise.
    „Lieben?“ Eve wurde wieder nüchtern und schnippisch. „Und wenn du der letzte Mann der Welt wärst …“
    „Ich bin der letzte Mann der Welt“, unterbrach ich sie. „Du mußt dich allmählich an diesen Gedanken gewöhnen. Die interessanten Bilder auf dem Schirm beweisen es. Wir rasen nicht nur durch das All, sondern auch durch die Zeit. Hast du je daran gedacht, daß alle anderen Männer auf der Erde bereits tot sein werden, wenn wir jemals zurückkehren? Ich bin der letzte Mann, der dir etwas bedeuten kann. Selbst wenn uns die Rückkehr zur Erde gelingt, wird man uns vielleicht als interessante, aber nicht ganz ernst zu nehmende Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit betrachten. Für die dann auf der Erde lebenden Männer wirst du keine attraktive Frau, sondern ein Kuriosum sein, eine Art wissenschaftliches Jahrmarktswunder.“
    Eve bekam ihren Mund nicht mehr zu. Sie saß still da und blickte mich unverwandt an. Zum erstenmal während unseres langen Zusammenseins sah ich sie völlig aus der Fassung gebracht. Offensichtlich hatten meine Worte die erwünschte Wirkung.
    „Das ist relative Zeit“, fuhr ich fort. „Wir haben wahrscheinlich schon eine Entfernung von zwanzig Lichtjahren zurückgelegt. Für einen Beobachter auf der Erde sind wir ständig schneller geworden und reisen jetzt mit fünffacher Geschwindigkeit. Du kannst dir leicht ausrechnen, wie sich das auf die Zeit auswirkt.“
    „Das würde doch bedeuten, daß auf der Erde bereits einhundert Jahre vergangen sind“, stammelte sie ungläubig. „Alle Menschen, die ich kannte, selbst die kleinsten Kinder, sind demnach bereits tot!“
    Ich nickte. „Für uns sind die Konstanten des Universums eben nicht konstant geblieben, sondern gleichlaufend mit unserer zunehmenden Geschwindigkeit zusammengeschrumpft. Es ist alles ganz klar und einfach. Leider sind wir zu spät darauf gekommen. Die Menschen auf der Erde werden kaum einen Nutzen aus unseren Erkenntnissen ziehen können. Wir rasen weiter durch das All und werden niemals zur Erde zurückkehren!“

 
7.
     
    Immer mehr hob sich die unbekannte Sonne von der Masse der anderen Gestirne ab. Es war eine Sonne mit wechselnder Lichtintensität, möglicherweise sogar ein Doppelstern. Genau war das noch nicht zu erkennen. Auf jeden Fall lag das leuchtende Himmelsgebilde direkt auf unserer Bahn und wurde dadurch automatisch zu unserem Ziel.
    „Das ist genau das, was wir brauchen“, sagte ich zu Eve. „Wir brauchen einen Stern von großer Masse, dessen Anziehungskraft uns herumschwingt, damit wir in einem weiten Bogen
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