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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen
Autoren: Rex Gordon
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Zeit.“
    „Ich verstehe kein Wort“, sagte Eve.
    Ich ahnte, wie schwierig es für sie sein mußte, diese Dinge zu begreifen und erklärte weiter: „Die Verlangsamung der Zeit läßt die Entfernungen schrumpfen. Unsere Instrumente sind nicht in der Lage, unsere wahre Geschwindigkeit zu ermitteln, weil sie diese Dinge nicht berücksichtigen. Vielleicht fliegen wir mit einer Geschwindigkeit von dreißig Meilen pro Sekunde durch das All, vielleicht sind es aber schon dreihundert oder gar dreitausend. Die Erbauer dieser Rakete haben sich gewaltig verrechnet. Sie haben sich an Euklid und Newton gehalten und die Flugbahn dieser Rakete nach altbekannten Grundsätzen berechnet. Sie haben Einstein und seine Relativitätstheorie vergessen oder ganz einfach nicht daran geglaubt.“
    Ich wußte, was Eve darauf antworten wollte, aber ich ließ sie gar nicht erst sprechen. Ich schaltete die seit langem ausgeschaltete Sprechfunkanlage ein und meldete mich.
    „MASAP ruft Bodenstelle! Könnt ihr mich hören? Unsere Chronometer sind ausgefallen. Ich möchte die Zeit vergleichen!“
    Erst hörte ich nur das Knistern der Störungen, aber dann drang schwach eine Stimme aus dem Lautsprecher.
    „Bodenstelle an MASAP! Wo, zum Teufel, steckt ihr? Warum habt ihr euch so lange nicht gemeldet? Hier ist die Zeit: sieben Uhr sechsundvierzig, dreiundzwanzigster Juli. Meldet euch sofort und gebt Bericht!“
    Ich schaltete das Gerät ab und ließ mich auf meinen Sitz fallen. Fallen war in diesem Falle allerdings nur ein gespenstisches Gleiten.
    „Da haben wir es! Wir fliegen bereits mit einer Geschwindigkeit, die es uns gestattet, in sechs Wochen eine Entfernung zurückzulegen, für die wir normalerweise sechs Monate benötigt hätten.“
    „Wir hätten unseren Einstein doch besser studieren sollen“, sagte Eve tonlos. „Wir werden den Mars also nicht erreichen?“
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. „Ganz bestimmt nicht. Wir machen eine Reise in die Tiefe des Kosmos. Unser Ziel können wir dabei allerdings nicht bestimmen. Die Sterne sind unser Ziel!“
    „Die Sterne?“
    Ich nickte. „Nach Einsteins Theorien können wir die Sterne trotz der ungeheuren Entfernungen erreichen. Wir beide sind der lebendige Beweis dieser Theorie. Es ist nur schade, daß kaum jemand etwas davon erfahren wird.“

 
6.
     
    Nie hätte ich gedacht, daß man sich so sehr an ungewöhnliche Verhältnisse gewöhnen kann. Wenn ich erwachte, wußte ich immer ganz genau, wo ich mich befand. Da war niemals Verwunderung oder Bestürzung. Ich erwartete einfach nicht mehr, woanders zu sein. Drei Monate sind auch eine lange Zeit. Die Enge des Raumes und das Vertrautsein mit allen Gegenständen trug wohl auch dazu bei. Es kam mir vor, als hätte ich mein ganzes Leben in der engen Kabine einer Raketenspitze verbracht.
    Und doch spürte ich genau, wenn etwas anders als sonst war. Ich erwachte aus tiefem Schlaf und spürte, daß ich beobachtet wurde.
    Ich öffnete die Augenlider nur einen engen Spalt und sah die verschwommenen Umrisse einer Gestalt. Eve saß auf der Kante ihrer Couch, den Kopf in die Hände gestützt, und sah mich an. Sie mußte mich schon lange so angesehen haben, möglicherweise während der ganzen Zeit ihrer Wache.
    Ich wunderte mich darüber, denn trotz der Nähe und der Intimität stand eine unsichtbare Barriere zwischen uns.
    Eve bemerkte nicht, daß ich sie beobachtete und verstellte sich deshalb nicht. Sie seufzte und spielte mit den Bedienungsknöpfen des Bildschirmes. Immer neue Bilder tauchten auf, kleine Ausschnitte riesiger Sternenkarten. Ich bewegte mich nicht, denn es interessierte mich, wie Eve sich verhielt, wenn sie sich unbeobachtet glaubte.
    Die Sterne sahen auf dem Bildschirm ganz anders als von der Erde aus gesehen aus. Da waren riesige bläulich glitzernde Gebilde vor einem tiefschwarzen Hintergrund. Welchen Bereich Eve auch einschaltete, immer tauchten Millionen stählern blitzender Gestirne auf. Das Universum schien endlos zu sein.
    Eve hatte bald genug von dieser Spielerei. Wahrscheinlich hatte sie diese Bilder schon zu oft gesehen, um sich noch darüber wundern zu können. Sie drehte sich wieder um und sah mich an. Dann seufzte sie wieder.
    Ich gab noch immer nicht zu erkennen, daß ich wach war. Wieder schaltete Eve das Gerät ein und betrachtete den hinter uns liegenden Teil des Himmels. Ich sah die roten Sterne, darunter auch die Sonne des irdischen Systems über die Mattscheibe wandern.
    Eigenartigerweise
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