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TS 67: Der Held des Universums

TS 67: Der Held des Universums

Titel: TS 67: Der Held des Universums
Autoren: Robert Silverberg
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– und jetzt hatte er durch Lanoy seine zweite Chance bekommen.
    Zwei Rehe kamen aus dem Wald gesprungen. Quellen empfand Angst. Er hatte noch nie Tiere von dieser Größe gesehen. Sie verschwanden in munteren Sprüngen in der Ferne.
    Quellen war nach Singen zumute, als die frische, süße Luft in seine Lungen strömte. Marok, Koll, Spanner, Brogg. Sie begannen ineinander zu verschwimmen. Der gute alte Lanoy, dachte er. Er hat doch sein Wort gehalten.
    Die Welt gehört mir, dachte Quellen. Jetzt bin ich also auch ein Springer – und ich habe den größten Sprung von allen gemacht.
    Ein hochgewachsener rothäutiger Mann trat aus dem Wald und blieb neben einem Baum stehen, um Quellen würdevoll anzusehen. Er trug einen Lederschurz, ein Paar Sandalen – und das war alles, abgesehen von der Schmuckfeder in seinem Haar.
    Der rothäutige Mann musterte Quellen einen Augenblick und hob dann seinen Arm in einer Geste, die Quellen nicht mißverstehen konnte. Ein warmes Gefühl der Kameradschaft erfüllte Quellen.
    Er ging lächelnd und mit erhobener Hand auf den Roten zu.

 
Der Empath
    (WARM MAN)
     
    Niemand wußte genau, wann Mr. Hallinan in New Brewster einzog. Lonny Dewitt, der es eigentlich hätte wissen müssen, bestätigte, daß M. Hallinan am 3. Dezember um 3.30 Uhr nachmittags starb, aber was den Tag seiner Ankunft betraf, konnte niemand eine genaue Angabe machen.
    Es war einfach so, daß niemand in dem leeren Einfamilienhaus am Melonenhügel wohnte, und dann war er einfach da, bereit und willens, seine Freundlichkeit über die ganze Vorstadtgemeinschaft zu verbreiten.
    Daisy Moncrieff, New Brewsters unermüdliche Gastgeberin, war die erste, die mit Mr. Hallinan Verbindung aufnahm. Vor zwei Tagen hatte sie in dem Haus am Melonenhügel Licht gesehen, und heute früh hatte sie beschlossen, sich die Neuankömmlinge näher anzusehen, um ihren Platz in der Gesellschaft von New Brewster zu bestimmen. Sie hüllte sich in einen leichten Schal – es war nämlich ein ziemlich kühler Oktobertag – verließ ihr Haus und begab sich zu Fuß die Copperbeech Straße bis zum Melonenhügel hinauf.
    Der Name stand bereits auf dem Briefkasten: DAVIS HALLINAN. Das deutete darauf hin, daß die Neuankömmlinge doch schon längere Zeit hier wohnten, dachte Mrs. Moncrieff. Vielleicht waren sie sogar beleidigt, weil ihre Einladung erst so spät kam. Sie zuckte die Achseln und betätigte den Klopfer.
    Ein hochgewachsener Mann in mittleren Jahren erschien und lächelte freundlich. So war Mrs. Moncrieff die erste Einwohnerin von New Brewster, die jener seltsamen Wärme teilhaftig wurde, die Davis Hallinan bis zu seinem seltsamen Tod in New Brewster ausstrahlte. Seine Augen waren groß, und ein warmes Licht glänzte in ihnen. Sein Haar war ergraut, und er trug es in einer langen gepflegten Mähne.
    „Guten Morgen, ich bin Mrs. Moncrieff – Daisy Moncrieff, aus dem großen Haus unten an der Copperbeech Road. Sie müssen Mr. Hallinan sein. Darf ich hereinkommen?“
    „Äh – bitte nicht, Mrs. Moncrieff. Hier sieht es noch chaotisch aus. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir auf der Terrasse bleiben?“
    Er schloß die Tür hinter sich – später behauptete Mrs. Moncrieff, sie hätte das Innere des Hauses flüchtig gesehen und unbemalte Wände und staubbedeckte rohe Fußböden erblickt – und schob ihr einen rostigen Gartenstuhl zurecht.
    „Ist Ihre Frau zu Hause, Mr. Hallinan?“
    „Hier bin nur ich – ich bin alleinstehend.“
    „Oh.“ Mrs. Moncrieff verstand es geschickt, mit einem Lächeln darüber hinwegzugehen, daß sie das höchst unpassend fand. In New Brewster war jedermann verheiratet. Allein der Gedanke, daß ein Junggeselle oder ein Witwer sich hier niederlassen könnte, war seltsam … aber eigentlich gar nicht unangenehm, fügte sie in Gedanken und über sich selbst überrascht hinzu.
    „Der Zweck meines Kommens war, Sie für heute abend einzuladen, damit Sie ein paar von Ihren neuen Nachbarn kennenlernen – wenn Sie Zeit haben, heißt das. Ich gebe heute abend eine Cocktailparty, gegen sechs, und wir würden uns freuen, wenn Sie kommen würden.“
    Seine Augen blitzten freundlich. „Aber natürlich, Mrs. Moncrieff. Ich freue mich jetzt schon darauf.“
     
    *
     
    Die „Hautevolee“ von New Brewster wartete schon kurz nach sechs voll Ungeduld im Hause der Moncrieff, aber es wurde beinahe 6.15 Uhr, bis Mr. Hallinan eintraf. Bis dahin war dank Daisy Moncrieffs Geschick als Gastgeberin schon jeder Anwesende mit
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