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TS 67: Der Held des Universums

TS 67: Der Held des Universums

Titel: TS 67: Der Held des Universums
Autoren: Robert Silverberg
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waren zu hören. Harkins spürte, wie er an die Seite des Riesen heruntergelassen wurde, und dann begann das Wesen seinen Weg durch den Wald wieder fortzusetzen, wobei es niedrige Büsche einfach niedertrat. Harkins, dessen Magen bei jedem Schritt zu revoltieren drohte, saß in der Hand des Riesen, die dieser locker geschlossen hielt.
    Nach einem Zeitraum von vielleicht zehn Minuten blieb der Riese stehen. Harkins sah sich überrascht um. Der Donner war jetzt ganz nahe, und man konnte jetzt auch das Dröhnen fallender Bäume hören. Der Riese stand ganz still da, die mächtigen Beine gespreizt, und wartete.
    Minuten vergingen – und dann sah Harkins, weshalb der Riese stehengeblieben war.
    Auf sie kam eine Maschine zu, die etwa fünf Meter hoch war. Sie hatte grob Menschengestalt, war aber viel kompakter. Ein einhornartiger Vorsprung glitzerte an dem vernickelten Kopf des Roboters, und anstatt auf Beinen bewegte er sich auf breiten Gleisketten.
    Der Roboter schob die Bäume, die ihm den Weg versperrten, mit kraftvollen Bewegungen seiner massigen Arme weg, so daß sie nach links und rechts stürzten.
    Der Riese blieb reglos stehen und blickte starr auf die häßliche Maschine hinunter, während diese vorbeizog. Der Roboter achtete nicht auf Harkins’ ,Träger’, sondern wühlte sich weiter durch den Wald, als folgte er einem vorbestimmten Kurs.
    Minuten später war er verschwunden – eine Spur entwurzelter Sträucher und Bäume hinter sich lassend. Als der Donner seiner Bewegung in der Ferne verhallte, setzte der Riese seinen Weg durch den Wald fort.
    Harkins ließ sich geduldig tragen – er wagte im Augenblick nicht mehr an Flucht zu denken.
    Nach einer Weile tauchte eine Lichtung auf, und Harkins entdeckte mit einer Mischung aus Überraschung und Freude eine kleine Ansammlung von Hütten. Mannshohe Hütten, in einem Kreis angelegt – und in ihrer Mitte konnte man winzige Punkte sehen, die Harkins erst nach einigem Hinsehen als Menschen erkannte.
    Eine Kolonie?
    Ein Gefangenenlager?
    Die Leute im Dorf hatten den Riesen erblickt und sammelten sich jetzt in einem Knäuel. Sie gestikulierten und deuteten. Der Riese näherte sich dem Dorf bis auf etwa hundert Meter, blieb dann stehen und setzte Harkins sachte auf den Boden.
    Von seiner langen Reise in der Hand des Giganten benommen, taumelte Harkins, stolperte dann und stürzte. Er wartete schon darauf, daß der Riese sich bückte und ihn wieder aufhob, statt dessen drehte er sich um und verschwand wieder in den Wald, ebenso mysteriös wie er gekommen war.
    Harkins stand auf. Er sah einige der Leute auf sich zurennen – wild aussehende Männer und Frauen. Plötzlich wurde ihm klar, daß er sich in der Hand des Riesen vielleicht in größerer Sicherheit befunden hatte …

 
2.
     
    Insgesamt waren es sieben. Fünf Männer und zwei Frauen. Diese sieben waren vermutlich die Tapfersten. Die übrigen blieben zurück und beobachteten ihn aus dem sicheren Schutz ihrer Hütten.
    Harkins stand da und wartete auf sie. Als sie näherrückten, hob er die Hand.
    „Freund“, sagte er mit lauter Stimme. „Frieden!“
    Die Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Die sieben hielten inne und bildeten einen Halbkreis um Harkins. Der größte von ihnen, ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit ungepflegtem, langem, schwarzem Haar, massigen Zügen und tiefliegenden Augen, trat vor.
    „Woher kommst du, Fremder?“ knurrte er in einer Sprache, die nur noch entfernt an Englisch erinnerte.
    Harkins überlegte und beschloß weiterhin nach der Annahme zu handeln, daß sie so wild waren wie sie aussahen. Er deutete auf den Wald. „Von dort.“
    „Das wissen wir“, sagte der Mann. „Wir sahen, daß der Sternriese dich brachte. Aber wo ist dein Dorf?“
    Harkins zuckte die Achseln. „Weit von hier – auf der anderen Seite des Meeres.“ Die Geschichte war ebensogut wie irgendeine andere, dachte er. Und er wollte erst mehr über diese Leute wissen, ehe er über sich selbst zu reden bereit war.
    Eine der Frauen meldete sich zum Wort.
    „Was für ein Meer?“ Sie war untersetzt und hatte ein gelbes Gesicht. Sie trug ein zerfetztes schmutziges Kleid. „Hier gibt es keine Meere in der Nähe.“ Sie schob sich näher an Harkins heran und musterte ihn durchdringend. Ihr Atem stank. „Du bist ein Spion“, sagte sie anklagend. „Du kommst aus der Tunnelstadt, nicht wahr?“
    „Der Sternriese hat ihn gebracht, Elsa“, widersprach die andere Frau ruhig. Sie war
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