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TS 67: Der Held des Universums

TS 67: Der Held des Universums

Titel: TS 67: Der Held des Universums
Autoren: Robert Silverberg
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sich schlagende Katha in der anderen.
    „Er hat mich angegriffen“, beschuldigte ihn Katha.
    „Das ist gelogen.“
    „Ruhe, ihr beiden!“ Jörns Stimme peitschte wie ein Schuß. Er ließ Katha los und warf sie auf den Boden, wo sie demütig liegenblieb. Sein Griff an Harkins’ Hals wurde stärker.
    „Was war los?“ wollte Jörn wissen.
    „Soll sie es doch sagen“, antwortete Harkins.
    „Was sie sagt, interessiert mich nicht. Ich will die Wahrheit hören.“
    „Er kam in meine Hütte und griff mich an“, rief Katha.
    Jörn brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Sie ist zu dir gekommen, nicht wahr, Harkins?“
    Harkins nickte. „Ja.“
    „Das habe ich mir schon gedacht. Ich habe es sogar erwartet. Das ist nicht das erste Mal.“ Er ließ Harkins los und gab Katha durch eine Handbewegung zu verstehen, daß sie aufstehen sollte. „Du wirst weggehen müssen“, erklärte Jörn.
    „Aber …“
    „Es ist nicht deine Schuld“, sagte Jörn. „Aber du mußt gehen. Katha würde sonst keine Ruhe geben. Gehe jetzt – und wenn du dich wieder hier sehen läßt, werde ich dich toten müssen.“
    Jörns Worte trafen Harkins wie ein Schock. Nichts fürchtete er so sehr, als aus der einen Zuflucht, die er bis jetzt in dieser fremdartigen und unfreundlichen Welt gefunden hatte, wieder ausgestoßen zu werden. Er sah Katha an, die ihn haßvoll musterte. Er begann, sich über die Ungerechtigkeit des anderen zu ärgern.
    Jörn wandte sich zu Katha. „Deine Strafe wird später kommen!“
    Sie beugte ihren Kopf und blickte dann auf. Harkins stellte erstaunt fest, daß in ihren Augen unverkennbare Liebe für Jorn geschrieben stand.
    Jörn deutete auf den Wald. „Verschwinde!“
    „Jetzt gleich?“
    „Jetzt“, sagte Jörn. „Am Morgen darfst du nicht mehr hier sein. Ich hätte gleich nicht erlauben dürfen, daß du hier bleibst.“

 
3.
     
    Das Glück schien ihm im Augenblick alles andere als wohlgesinnt zu sein, dachte Harkins, als er am Waldrand stand. Es war wirklich eine Ironie des Schicksals, ihn zuerst mit einer Art von Zivilisation in Verbindung zu bringen und ihn dann wieder in die Unsicherheit des Waldes hinauszustoßen.
    Es begann zu dämmern. Er hatte den Großteil der Nacht damit verbracht, auf der Lichtung auf- und abzugehen, um den gefürchteten Augenblick so weit wie möglich hinauszuschieben, wo er wieder in den Wald eindringen mußte. Er hatte nicht die geringste Lust, das zu tun, solange es noch dunkel war, wenn er auch wußte, daß es mindestens ebenso gefährlich war, nach Tagesanbruch in der Nähe des Dorfes gefunden zu werden.
    Er zog sich an den Rand der Lichtung zurück und wartete.
    Eine Zeitlang hatte man Schläge gehört, die von Jörns Hütte herüberhallten, dann war es ruhig geworden.
    Jörn hatte richtig gehandelt, indem er ihn ausstieß, gab Harkins zu. In einer Stammesordnung von dieser Art mußte die Autorität des Häuptlings unter allen Umständen gewahrt werden, und jedermann, der auch nur im entferntesten Anstalten machte, ihm eben diese Autorität streitig zu machen, selbst gegen seinen Willen, so wie Harkins, mußte ausgestoßen werden.
    Nur – es würde nicht gerade ein Vergnügen sein, allein mit dieser wilden Welt fertig zu werden …
    Als die ersten schwachen Strahlen der Sonne den Horizont zu erhellen begannen, ging Harkins in den Wald. Beinahe im gleichen Augenblick veränderte sich die Luft, es wurde kühler und feuchter. Der dichte Vegetationsvorhang, der wie ein Dach über dem Wald lag, ließ kaum das Sonnenlicht eindringen. Harkins schritt vorsichtig aus und folgte dem niedergetretenen Pfad, den der Sternriese hinterlassen hatte.
    Irgendwo in der Nähe mußte die Tunnelstadt sein. Das stand fest, denn in einer nicht-technisierten Gesellschaft wie dieser hier war es unmöglich, über eine größere Entfernung hinweg Krieg zu führen. Und die Tunnelstadt, was auch immer das sein mochte, war bewohnt. Er hoffte nur, daß er sie fand, ehe er im Dschungel auf irgendwelcheGefahren stieß. Als Ausgestoßener aus Jörns Gruppe würde er vermutlich dort Zuflucht finden.
    Plötzlich war vor ihm das Geräusch von zerbrechendem Holz zu hören. Er preßte sich an einen moosbedeckten Felsen und spähte in die Ferne.
    Über den Bäumen war der rotbraune Kopf eines Sternriesen zu sehen, der durch den Wald schritt. Harkins spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, auf den Riesen zuzugehen, überlegte es sich dann aber anders und schlug einen Bogen. Der Sternriese
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