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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Autoren: Harald Evers
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Die Monde von Jonissar
Siebter Roman der HÖHLENWELT-Saga
HARALD EVERS
1
Lichter in der Nacht
    Die Lichter des nächtlichen Savalgor schimmerten sanft und in
warmen Tönen herauf zu den Fenstern und Balkonen des Shabibspalasts. Ein milder Regen, den der warme Südwind mit sich
gebracht hatte, war gerade über der Stadt niedergegangen, hatte
die staubige Luft geklärt und die Gassen reingewaschen. Das nasse, dunkle Kopfsteinpflaster reflektierte die Lichter, sodass es
aussah, als wäre die Stadt heute Nacht zusätzlich erleuchtet. Alina, die Herrscherin von Akrania, stand auf dem lang gezogenen
Balkon des Shabibsflügels und blickte versonnen auf die Stadt
hinab – ihre Stadt. Für sie war es ein gutes Zeichen, dass die
Stadtwache inzwischen wieder darauf achtete, die Hauptstraßen
nachts erleuchtet zu halten. Die Bürger taten das ihre dazu, indem sie die Fenster, die zur Gasse hinausgingen, mit Kerzen erhellten. Solche Dinge verbesserten den Gemeinsinn in der Stadt
und schufen ein kleines Gefühl von Sicherheit – etwas, das Savalgor in diesen Tagen bitter nötig hatte. Die Stadt war in den
letzten zwei Jahren ein Spielball des Schicksals gewesen und hatte viel erleiden müssen. Langsam erholte sie sich davon.
    Was nicht auf den Palast zutrifft, dachte Alina bitter.
Bewusst ignorierte sie die hitzige Diskussion, die im Zimmer
hinter ihr ablief, und starrte hinab, die Hände um das Balkongeländer gekrampft – so als könnte sie allein mit der Kraft ihres
Willens der Stadt aufzwingen, was in diesen Tagen so unsagbar
wichtig war: Beständigkeit, Verlässlichkeit, Ruhe. Aber all das
schien sich in genau die andere Richtung entwickeln zu wollen.
»Haben wir nicht genug gekämpft?«, vernahm sie Victors wehmütige Stimme, der unbemerkt von hinten an sie herangetreten war.
Sie schmiegte sich dankbar in seine Umarmung und gab sich für
einen Augenblick dem Gefühl des Beschütztseins hin, der Gewissheit, dass sie nicht allein war und nicht allein so dachte. »Haben
wir nicht oft genug unser Leben riskiert, nicht genug Opfer erbracht?«, fuhr er anklagend fort. »Sind nicht genug unserer Freunde umgekommen? Ich verstehe das nicht.«
Sie tastete nach seiner Hand, legte den Kopf in seine Halsbeuge. »Wir sind zu gut«, sagte sie leise. »Zu nett, verstehst du? Wir
sollten es so machen wie die. Weißt du noch, als sie den alten
Prälat Falber vergiftet haben? Sie haben eine Stimme mehr im
Rat benötigt; da haben sie einfach einen von der Gegenseite umgebracht. So leicht geht das.«
»Du weißt, dass wir so nicht sein können«, erwiderte er in einem Tonfall, als könnte sie ihre Bemerkung ernst gemeint haben.
»Wir würden uns die Mittel unserer Feinde zu Eigen machen und
wären bald nicht besser als sie.«
Sie lächelte nur, wandte den Kopf und küsste ihn auf die stoppelige Wange. Er war unrasiert, sah überarbeitet und übernächtigt aus. Seit Tagen kämpften sie mit den Ratsherrn, den Gildenabgeordneten und der Stadtverwaltung. Zum Glück standen die
meisten Offiziere der Palastgarde bisher noch treu zur Shaba.
»Wie geht es dem Kleinen?«, fragte sie.
Victor seufzte. »Marie? Ach, mit dem würde ich jetzt gern tauschen. Er hat keine Sorgen und schlummert wahrscheinlich friedlich an Hildas warmem Busen…«
»He!«, beklagte sie sich lächelnd und biss ihm leicht ins Kinn.
»Magst du denn meinen nicht mehr?«
Victor war nicht zu Scherzen aufgelegt, wieder seufzte er nur.
»Es ist zum Verrücktwerden. Seit der alte Geramon tot ist, steckt
das Land in Nöten – wir haben die tiefsten Täler durchschritten,
und jetzt, wo sich alles zum Besseren wenden könnte, stellt sich
dieser dreimal verfluchte Hierokratische Rat gegen uns. Wieder
einmal – und ärger denn je. Ich war immer der Meinung, dass der
Rat eine gute Sache wäre, ein Mittel, die Macht und Willkür eines
einzelnen Herrschers zu verhindern.
Aber jetzt stellt sich heraus, dass genau dieser Rat das Hemmnis ist. Wie ist das nur möglich?«
»Weil er sich aus korrupten Mitgliedern zusammensetzt. Das
wissen wir schon lange. Das war schon zu Geramons Zeiten so.«
»Ja. Damals hat es angefangen. Da hatten Chast und seine
Bruderschaft ihn schon unterwandert. Aber wie kann das heute
noch sein? Die Bruderschaft ist zerschlagen, das Land befreit! Ich
kann nicht glauben, dass dieser kleine, miese Verräter von seiner
dummen Insel aus, oder wo immer er sich auch versteckt, einen
solchen Einfluss auf den Rat ausübt. Woher soll er diese Macht
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