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Traumgirl auf Hawaii

Traumgirl auf Hawaii

Titel: Traumgirl auf Hawaii
Autoren: Kathleen Korbel
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“Ich soll dir ausrichten, wie beeindruckt er davon ist, wie gut unsere Familie dich abschirmt. Es ist das erste Mal seit ungefähr zehn Jahren, dass er keinen Rückruf erhalten hat.”
    Lilly musste grinsen. “Das wird ihn ein wenig bescheidener machen.”
    “Er ist ein netter Mann, oder?”
    Lilly nickte. “Er ist sehr nett. Ich sollte wirklich zurückrufen. Schließlich will ich ja auch wissen, wohin wir ein Geschenk für das Baby schicken sollen.”
    Das Baby, das den Namen Ethan McCann Campbell erhalten hatte, war während Lillys Aufenthalt auf Kalaupapa zur Welt gekommen. Lilly hatte am Strand gestanden und den Zeitpunkt gefühlt, an dem Dulcys Wehen begannen. Tief in ihrem Innern hatte sie auch gewusst, wann Noah Campbell zum ersten Mal seinen Sohn sah. Dort draußen, allein mit dem Wind und den Wellen, hatte sie deutlich gefühlt, wann der Patenonkel des Babys den Jungen zum ersten Mal auf der Intensivstation in den Armen hielt, die noch immer an den Tropf und Überwachungsmonitore angeschlossen waren.
    “Ruf ihn bald an”, ermahnte ihre Mutter sie und stand auf. “Es ist nicht höflich, seine Anrufe zu ignorieren.”
    Aber es war auch nicht gut, sich nach Noah Campbells einzigem Cousin zu sehnen. Lilly klappte ihren Ordner zu und stand auf. Ihre Mutter wusch das Geschirr ab. Das Fenster über dem Tisch war bunt geschmückt mit Fischernetzen und Seesternen. Es war die billige Dekoration einer Familie ohne Geld. Einer Familie, die durch die Arbeit in den Konservenfabriken und auf den Zuckerrohrplantagen einer Insel überlebt hatte, die einst ihnen gehörte. Eine Familie, die ohne die Luxusgüter auskam, welche die reichen Weißen in ihren teuren Hotels hatten. So würde man ihr eines wenigstens nicht vorwerfen können: dass sie Ethan seines Geldes wegen wollte. Denn sie hätte gar nicht gewusst, was sie damit anfangen sollte.
    Außer dass sie wahrscheinlich das Tal gekauft hätte, das ihren Vorfahren gehört hatte.
    Sie würde Noah anrufen. Doch vorher musste sie zur nächsten Schicht im Hotel erscheinen. Weitere acht Stunden vor Touristen, die Mai Tais und Blue Hawaiians schlürften, während ihnen bildschöne Frauen traditionelle Tänze vorführten.
    Lilly hatte sich beim Zentrum für polynesische Kultur beworben. Dort würde man ihr nicht so viel zahlen wie fürs Tanzen, aber die Arbeit würde auch weniger anstrengend sein. Und das war wichtig, zumindest solange sie weiter ihre seltene Gabe erforschte, die sie von Tutu Mary geerbt hatte. Jene Gabe, zu der sie durch Ethan erst den Zugang gefunden hatte.
    Lilly Malama Kokoa hatte sich noch nie etwas vorgemacht. Als sie in dem winzigen Schlafzimmer, das sie sich früher mit ihrer Schwester geteilt hatte, ihre Sachen für die Arbeit zusammensuchte, wusste sie, dass sie niemals jemanden so lieben würde wie Ethan Campbell. Vielleicht würde sie eines Tages einen netten Mann kennenlernen, der sie so, wie sie war, akzeptieren würde. Vielleicht würde sie sogar Kinder haben. Was sie jedoch mit Gewissheit sagen konnte, war, dass sie nie mehr die Gleiche sein würde, weil es Ethan in ihrem Leben gegeben hatte. Und deshalb würde sie immer dankbar dafür sein, dass sie sich begegnet waren – auch wenn sie nie wieder mit ihm zusammen sein würde.
    Das Hotel war ein Hochhaus am Strand. Elegant, teuer und dazu geschaffen, jeden Wunsch der Fremden nach tropischen Genüssen zu erfüllen. Schöne Frauen sonnten sich auf Liegestühlen rund um den Pool. Kinder kreischten und planschten im Wasser. Kellner in bunten geblümten Hemden balancierten schwere Tabletts mit pastellfarbenen Drinks. Der Passatwind wehte, und am Rand der Anlage brandete das Meer auf den Strand von Waikiki. Es war ein perfekter Tag im Paradies.
    “Ladys und Gentlemen, heute Nachmittag haben wir die Freude, Ihnen ein wenig von der hawaiischen Tradition präsentieren zu können. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit bitte auf die obere Terrasse lenken würden, wo Sie unsere Tänzerinnen bewundern können.”
    Vereinzelter Applaus war zu hören von denen, die nicht allzu sehr auf ihre Zeitschriften oder Drinks konzentriert waren. Abrupt begann Musik vom Band zu spielen, und ein Dutzend Mädchen in Baströckchen und mit Hibiskusblüten in den glänzenden schwarzen Haaren kam in einer wellenförmigen Reihe aus dem Hotel.
    Ethan saß auf seinem Stuhl, als sei er einer der Touristen, und sein Herz schlug schneller. Würde er sie wiedererkennen? Würde er das überhaupt wollen? Er hatte Noah davon überzeugt,
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