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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer
Autoren: Barbara Wood
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Kapitel 1
    D as Lenkrad fest umklammert, jagte Erica den Geländewagen über den Feldweg, wich Buckeln aus, rumpelte durch Schlaglöcher. Neben ihr saß, aschfahl und verschreckt, ihr Assistent Luke, Mitte zwanzig, der nach bestandenem Examen jetzt an seiner Dissertation arbeitete. Luke hatte das lange blonde Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck
Archäologen stehen auf ältere Semester.
    »Soll wüst aussehen, Dr. Tyler«, sagte er jetzt, als Erica die gewundene Zufahrtsstraße hinaufpreschte. »Angeblich ist der Swimmingpool in der Versenkung verschwunden, einfach
so
.« Er schnippte mit den Fingern. »In den Nachrichten hieß es, die Doline zieht sich über die gesamte Länge der Mesa, das heißt, sie verläuft unterhalb der Villen von Filmstars, auch der von diesem Rocksänger, der im Fernsehen war, und von dem Baseballspieler, der letztes Jahr sämtliche Runs für sich verbucht hat, und von einem berühmten Schönheitschirurgen. Unter ihren Häusern. Sie können sich vorstellen, was
das
bedeutet.«
    Erica war nicht sicher, was
das
bedeutete. Ihre Gedanken drehten sich nur um eins: die erstaunliche Entdeckung, die damit einherging.
    Zur Zeit des Unglücks hatte sie an einem staatlichen Projekt oben im Norden gearbeitet. Das Erdbeben vor zwei Tagen, mit einer Stärke von 7.4 , war bis San Luis Obispo im Norden und bis San Diego im Süden zu spüren gewesen und hatte im südlichen Kalifornien Millionen Einwohner aus dem Schlaf gerissen. Es war das schwerste Beben seit Menschengedenken und dem Vernehmen nach der Auslöser dafür, dass tags darauf ein Swimmingpool von hundert Fuß Länge, mit Sprungbrett, Rutschbahn und allem Drum und Dran, wie vom Erdboden verschluckt worden war.
    Etwas Erstaunliches hatte sich fast unmittelbar darauf ereignet: Als der Pool versank, war Erdreich nachgerutscht und hatte menschliche Knochen sowie die Öffnung zu einer bis dahin unbekannten Höhle freigelegt.
    »Das könnte der Fund des Jahrhunderts sein!« Luke wandte den Blick kurz von der Straße und sah seine Chefin an. Da es noch dunkel und die Bergstraße nicht beleuchtet war, hatte Erica die Armaturenbeleuchtung des Wagens angeknipst. Das Licht fiel auf ihr schulterlanges, leicht gelocktes kastanienbraunes Haar und die vom jahrelangen Aufenthalt in der Sonne gebräunte Haut. Dr. Erica Tyler, mit der Luke seit sechs Monaten zusammenarbeitete, war Mitte dreißig, und obwohl er sie nicht unbedingt als Schönheit bezeichnet hätte, fand er sie doch auf andere, nicht unbedingt von Äußerlichkeiten bestimmte Weise reizvoll. »Eine tolle Chance für einen Archäologen, sich zu profilieren«, fügte er hinzu.
    »Warum wohl haben wir gerade sämtliche Verkehrsregeln missachtet, um hier runterzubrettern?«, grinste sie ihn an und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße, rechtzeitig genug, um einem erschrockenen Eselhasen auszuweichen.
    Sie erreichten das Plateau der Mesa, von wo aus man in der Ferne das Lichtermeer von Malibu sah. Das übrige Panorama, im Osten Los Angeles, im Süden der Pazifische Ozean, wurde von Bäumen, höheren Bergspitzen und den Villen von Millionären verstellt. Erica manövrierte den Jeep an herumstehenden Feuerwehrautos vorbei, an Einsatzwagen der Polizei, Lastern, Übertragungswagen und jeder Menge PKW , die entlang der von der Polizei mit gelbem Band markierten Absperrung parkten. Schaulustige saßen auf Kühlerhauben und Autodächern, um von dort aus das Geschehen zu verfolgen, Bier zu trinken und Betrachtungen über Katastrophen und deren Bedeutung anzustellen oder auch nur um eine Zeit lang das Spektakel zu genießen, ungeachtet der per Megaphon verbreiteten Warnungen, dass das Gelände gefährdet sei.
    »In den zwanziger Jahren soll die gesamte Mesa der Schlupfwinkel von einer ausgeflippten Spiritistin gewesen sein«, sagte Luke, als der Wagen zum Stehen kam. »Die Leute kamen hier rauf, um mit Geistern zu sprechen.«
    Erica erinnerte sich an Wochenschauen aus der Stummfilmära, in denen über Sister Sarah berichtet worden war, eine schillernde Persönlichkeit aus Los Angeles, die nicht nur für Hollywood-Größen wie Rudolph Valentino und Charlie Chaplin Séancen abgehalten hatte, sondern auch bei Massenveranstaltungen in Theatern und Auditorien aufgetreten war; als ihre Anhänger dann in die Hunderttausende gingen, war sie in die Berge gezogen und hatte hier in diesem Tal die Kirche der Geister gegründet.
    »Wissen Sie, wie dieser Ort ursprünglich
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