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Traumgirl auf Hawaii

Traumgirl auf Hawaii

Titel: Traumgirl auf Hawaii
Autoren: Kathleen Korbel
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zurückgekehrt und hatte sich mit ihr zusammen etwas ganz Besonderes aufgebaut. Die Geister, die sie auf dem Berg hörte, machten ihr keine Angst mehr. Die Stimmen waren sanfter, und die Verantwortung lastete nun nicht mehr so schwer auf Lillys Schultern.
    Denn jetzt hatte sie jemanden, der diese Last mit ihr teilte. Zwar machte Ethan nicht ihre Arbeit und stieg mit ihr und Tutu Mary zum Gipfel, um für die Universität von Hawaii die Heilpflanzen zu katalogisieren. Und er half ihr auch nicht in der Hula-Schule, wo sie kleinen Jungen und Mädchen die Anmut und Würde dieses uralten Tanzes vermittelte. Er verbrachte seine Tage damit, sein und Noahs Imperium von seinem Arbeitszimmer aus zu leiten, von dem aus er einen Blick auf den Strand hatte. Oft flog er allein aufs Festland und kehrte voller Sehnsucht zu seinem Haus auf der Insel zurück. Und wenn er zurückkam, lebten sie in so glücklichem Einklang miteinander, wie Lilly es nie mit jemandem zu erleben erwartet hatte, der nicht auf einer Hawaii-Insel geboren war.
    “Die Insel, von der er stammt, ist nicht so viel anders”, hatte Tutu Mary vor vielen Monaten gesagt, als Lilly sie um ihren Segen gebeten hatte. “Sein Zauber ist genauso stark. Die alten Götter der keltischen Vorfahren sind wie deine, kleine Lilly.”
    Jetzt standen die drei um das neue Gerät, das Ethan mitgebracht hatte, und Tutu Mary tätschelte Ethans Arm. “Du machst es richtig, mein neuer Enkel. Du machst es richtig.”
    Schweigend genossen sie die Aussicht, bis Schritte ihre Gäste ankündigten. Ethan drehte sich gerade rechtzeitig um, um ein kleines ungestümes Kind aufzufangen.
    “Da ist ja mein jüngstes Patenkind”, rief er und pustete dem kleinen Jungen in den Nacken, bis dieser vor Vergnügen kicherte. “Wo sind die anderen?”
    “Hier!”, rief Dulcy, die einen Arm um ihre Tochter Hannah gelegt hatte, eine dünne, vorpubertäre Ausgabe ihrer selbst. Den anderen Arm hatte sie um Noah gelegt, der gebräunt und erholt aussah. “Onkel Danny hat uns gerade abgesetzt. Junge, man muss hier wirklich herauf wollen, oder?”
    Lilly und Ethan lächelten geheimnisvoll. “Das ist der Sinn der Sache. Wie gefällt es dir?”
    Das rothaarige Mädchen ging zu Tutu Mary und umarmte sie. “Das hier ist Ihr heiliger Berg, nicht wahr? Sie sind Tutu Mary, oder?”
    Tutu Mary lächelte. “Ah, und du bist die Dirigentin, ja?”
    Hannah kicherte. “Die Komponistin. Darf ich etwas für diesen Ort komponieren?”
    “Für uns alle”, erwiderte Lillys Großmutter und tätschelte die blasse Wange des Mädchens.
    Der Rest der Familie würde ebenfalls zur Feier ihrer Heimkehr kommen. Es würde Berge von Essen, fröhliche Musik und die Faszination des Hula geben. Und das alles wegen eines Mannes, der Lilly ins Herz gesehen hatte, statt sich von ihrer Schönheit und der Tatsache, dass sie eine Tänzerin war, blenden zu lassen. Der Mann, der gesagt hatte, er könne Schönheit erkennen, weil er nicht versuche, sie mit den Augen zu sehen. Der Lillys Zauberkraft wiedererweckt und begonnen hatte, seine eigene zu entdecken, hier, unzählige Meilen von den Bergen seiner Heimat entfernt.
    “Du bist ein hübsches Kind”, sagte Tutu Mary und legte einen Arm um Hannah. Dann berührte sie Ethans Wange. “Ein guter Zauber. Ein gutes Omen.” Mit Tränen in den alten Augen wandte sie sich an Lilly. “Ein mächtiger Zauber”, korrigierte sie sich. “Eine große
kahuna
wird kommen”, flüsterte sie und streichelte Lillys Wange. “Sie wird die Magie zweier Orte miteinander vereinen.”
    Lilly schwieg, Ethan sah zu den beiden Kindern zwischen ihnen. “Die Komponistin? Oder der kleine Rabauke?”
    Doch Tutu Mary sah unverwandt Lilly an. “Keiner von beiden”, sagte sie mit rauer Stimme. “Hier.” Sie legte eine Hand auf Lillys Bauch. “Hier ist die
kahuna.”
    “Ich weiß”, erwiderte Lilly ernst.
    Ethan sah sie verblüfft an.
    “Ihr Name wird Mary Malama Campbell lauten”, verkündete Lilly, “und sie wird die heilenden Hände ihrer Urgroßmutter haben und das wundervolle Herz ihres Vaters.”
    “Und die unbeschreibliche Schönheit ihrer Mutter”, fügte Ethan hinzu und nahm sie in den Arm.
    In diesem Moment erkannte Lilly die Kraft des Zauberers in seinen Augen. Sie erkannte sich darin, so wie er sie sah, und sie wusste, sie hatte nach Hause gefunden. Nichts konnte sie mehr trennen, denn ihre Herzen und ihre Seelen waren für immer in Liebe vereint.
    – ENDE –
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