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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
Autoren: Bianca Balcaen
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konnte.
    Unter großen Schmerzen schnürte
Sébastien die Satteltaschen zu. Mit einer Hand presste er fest ein Tuch auf
seinen nun immer heftiger blutenden Unterleib. Mit der anderen griff er zitternd
nach dem Zügel seines Pferdes und ging in langsamen Schritten, aber mit
aufgerichtetem Haupt auf seine Mutter zu.
    Schluchzend umklammerte sie ihn
und Sébastien küsste sie zum allerletzten Mal als Zeichen seiner Hochachtung und
Liebe auf die Stirn. Danach wandte er seinen Blick Amaru zu, der Frau, die er
über alles in der Welt zu lieben glaubte und die ihn jetzt mit einem so
unbeugsamen, feindlichen Ausdruck betrachtete.
    Grenzenlos enttäuscht wandte er
seinen Blick von ihr ab. Es gab nichts mehr zu sagen. Tränen schimmerten in
seinen Augen. Aber bevor sie ihm die Wangen herunterliefen und ihn verrieten,
straffte er seinen Körper und stieg hastig in den Sattel.
    Niemals - nie wieder würde er es
zulassen, dass eine Frau ihm so nahe kam. Nie wieder wollte er so leiden und
verletzt werden, wie in diesem Augenblick. Das schwor er sich selber. Und im
selben Moment verschloss er sein Herz für immer.
    Von Schmerzen gepeinigt, gab er
dem Wallach die Sporen und ritt aus dem Lager, ohne sich noch ein einziges Mal
umzudrehen.

 

     
    5.Juli 2012 - Koh Lanta
     
    N ahla wurde unsanft aus ihren
Träumen gerissen. Irgendetwas zupfte unablässig an ihren langen, schwarzen
Haaren. Blinzelnd öffnete sie ihre Augen und sah sich im Zimmer um. Die ersten
schemenhaften thailändischen Sonnenstrahlen hatten die Buddhastatuen und ihre
geliebten Nagabildnisse noch nicht erreicht.
    Es war also noch nicht einmal
sechs Uhr morgens. Genüsslich kuschelte sie sich wieder in das Laken und drehte
sich auf die andere Seite. »He, nur noch eine halbe Stunde, dann stehe ich auf,
versprochen«, murmelte sie schläfrig. Das Zupfen hörte auf. Stattdessen bohrte
sich ein kleiner, haariger Finger vorsichtig in ihr Ohr. Es begann zu kitzeln
und sie quiekte empört auf.
    »Hör sofort auf damit, sonst
verkaufe ich dich auf dem Markt«, drohte sie. Der bohrende Finger verschwand.
Kurz darauf spürte sie, wie ein warmer, nach Mango riechender Atem ihr Gesicht
streifte und schmatzende Kussgeräusche neben ihrem Ohr erklangen.
    »Also gut. Du hast wieder mal
gewonnen.« Schlaftrunken warf sie sich auf den Rücken und versuchte ihre Augen
zu öffnen.
    »Coco, was soll das? Es ist noch
nicht einmal hell!«
    Ihren empörten Blick quittierte
das junge Macacaäffchen mit einem unschuldigen Augenaufschlag. Nahla stöhnte.
»Schätzchen, gib mir noch ein paar Minuten, um wach zu werden, dann verspreche
ich auch, dir dein Frühstück zu machen, okay?«
    Zufrieden, dass sie ihr Ziel
erreicht hatte, zog Coco die Bettdecke zurück und schmiegte ihren kleinen Körper
an Nahlas Seite. Schläfrig schloss diese wieder die Augen, streichelte das
flaumige, hellbraune Fell des Äffchens und dachte an ihren Traum zurück.
    Seit mehreren Wochen hatte sie
die Visionen von einer imposanten, männlichen Gestalt. Halblange, braune Haare
umrahmten ein maskulines Gesicht mit melancholischen, trotzigen Augen und vollen
Lippen. Seine Aura war von totaler Ablehnung umgeben und trotzdem fühlte sie
sich, wie sie sich selbst gegenüber beschämt eingestehen musste, auf subtile
Weise von ihm angezogen. Ein zartes Prickeln rieselte durch ihren Körper, als
die Traumbilder erneut in ihr Bewusstsein drangen.
    Unterdessen hatte Coco
beschlossen, dass sie nun eindeutig genug gekuschelt hatte. Sie verspürte
Hunger. Energisch wand sie sich aus Nahlas Umarmung und begann kurz darauf wie
ein Gummiball auf der Matratze auf- und abzuhopsen. Dann hielt sie inne,
krabbelte erneut auf Nahla zu und klopfte ihr mit ihrem kleinen Zeigefinger
zärtlich auf den Mund.
    »Uh-uh-uh …«
    Ergeben reckte Nahla sich und
blinzelte durch die Wimpern, bevor sie endgültig ihre Augen öffnete.
    »Also gut, du Quälgeist, ich
stehe auf.« Nach dem Duschen schlüpfte sie in ihre Jeans und zog ein
mauvefarbenes T-Shirt über. Sie liebte diese Farbe, weil es derselbe Ton wie der
ihres Gesichtsmals war.
    Gedankenverloren ging sie zum
Spiegel und bürstete ihre langen Haare. Dabei blickte sie nachdenklich ihr
Spiegelbild an. Da sie damit geboren war, kam es ihr vollkommen natürlich vor
und störte sie in keinster Weise. Nur Menschen, die ihr zum ersten Mal
begegneten, starrten sie teilweise schockiert an. Die Inselbewohner hatten sich
mittlerweile an ihr
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