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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
Autoren: Bianca Balcaen
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die Mitglieder
des afrikanischen Clans stehen, die stark mit den guten Seiten des Voodoo
arbeiteten. Sie waren alle in eine anregende Unterhaltung mit einem Vampir aus
Ägypten vertieft, der erst vor Kurzem vom Orden der Lilie auserwählt worden war.
Aus allen Teilen der Welt waren sie angereist, um dieses einmalige
Gezeiten-Bündnis mitzuerleben.
    Denn zum allerersten Mal nahm ein
Geisterkrieger eine Sterbliche zu seiner Gefährtin. Sébastien ließ seinen Blick
durch den Saal schweifen, bis seine Augen an Michael hängenblieben. Unverkennbar
sah er die bedingungslose Liebe zu Amy in seinem Körper lodern.
    Als Michael seinen Blick
erwiderte, nickte Sébastien ihm wohlwollend zu. Er gönnte seinem besten Freund
das Glück von ganzem Herzen. Aber für sich selber glaubte er nicht mehr daran.
Mit seinen neunundzwanzig Menschenjahren war er desillusioniert. Gut, nachdem
sie vor ein paar Wochen das Böse in der Eiswelt ausgerottet hatten, war er mit
seinem Clan zurück nach Minnesota gereist, um die dortige Clanführung zu
übernehmen.
    Kurz danach hatte er wieder
begonnen Sport zu treiben und seitdem erstrahlte sein Körper wieder mit
stahlharten Muskeln. Sein langer Bart war abrasiert und so sah er fast wieder so
aus wie früher. Aber jede normale Frau, der er sich nackt gezeigt hatte, war bei
seinem entstellten Unterbauch angewidert zurückgezuckt und hatte fluchtartig
sein Bett verlassen.
    Nur die Prostituierten, die er
für ihre Dienste großzügig bezahlte, machten sich nichts aus seiner
Verunstaltung. Unbewusst glitt seine Hand zu seinem Unterleib. Frustriert strich
er leicht über die verhärtete Narbe, die ihn immer wieder daran erinnerte, ein
Aussätziger, ein Tabu-Mann zu sein.
    Auch eine Operation konnte die
Narbe nicht ausradieren, da diese Verletzung vor seiner Verwandlung passiert
war. Sie würde sich immer wieder neu bilden. Nur Wunden, die ihm jetzt jemand
zufügte, würden sich in einem Zyklus von 36 Stunden wieder zurückbilden.
    Gelangweilt sah er sich im Saal
um und entdeckte Michaels Bruder Ben auf der gegenüberliegenden Seite. Sébastien
gesellte sich zu ihm und betrachtete ihn überrascht. Er war mit seinen 105
Jahren noch ein sehr junger Geisterkrieger und musste noch viel lernen.
    Aber für seine 19 Menschenjahre
sah er schon sehr erwachsen und in diesem Moment sehr deprimiert aus.
Spielerisch boxte er ihn in die Seite.
    »Hey, alles klar? Warum machst du
an diesem besonderen Tag so ein bedrücktes Gesicht. Dein Bruder vereinigt sich
heute mit seiner Seelengefährtin, was ist mit dir los, Kumpel?«
    »Nichts ist los, alles in bester
Ordnung …«
    Ben zögerte einen Moment, bevor
er weitersprach. Doch dann entschloss er sich, mit offenen Karten zu spielen,
denn Sébastien war ein Mensch, dem er Vertrauen schenkte.
    »Rebecca hat mir geschrieben.
Ihre Eltern möchten unbedingt, dass sie das letzte Halbjahr, bis zum
Collegeabschluss, in England bleibt. Der Tod ihrer Schwester hat ihr doch mehr
zugesetzt, als sie ahnte. Darum möchte sie ihren Eltern in dieser schweren Zeit
zur Seite stehen. Sie schreibt, dass sie alle noch Zeit brauchen, um das
schreckliche Geschehen und Rachels Tod zu verarbeiten.«
    Nachdenklich steckte Sébastien
seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Jeanshose.
    »Ich finde, Rebecca hat recht.
Sie ist noch so jung und musste doch schon viel mehr erleben, als ein
Sterblicher verkraften kann. Aber in einem halben Jahr wird sie volljährig. Wenn
sie im Dezember zurückkommt, dann ist sie sich ihrer Gefühle vollkommen sicher.
Und bei dieser Zeremonie hätte sie sowieso nicht dabei sein können. Dieses
Bündnis darf nur unter Unseresgleichen vollzogen werden. Kein Sterblicher hat
hier Zutritt.«
    »Verdammt nochmal, das weiß ich
doch. Falls du es vergessen hast: Mein Vater ist der Clanführer hier«, schnaufte
Ben verdrossen.
    »Dann ist es ja gut.«
    Sébastien wollte noch etwas
hinzufügen, doch eine zarte, wie von Geisterhand gespielte Melodie erklang und
er verstummte. Der Schamane stand hinter einer Säule und imitierte mit dem
warmen Klang seiner Holunderflöte den Gesang der Vögel. Leise und mystische
Gesänge erklangen und mischten sich mit den Trommelschlägen und Messingschellen.
Die Zeremonie stand unmittelbar bevor.
    Michael stand wartend vor den
drei Steinquadern. Die riesige Grotte war noch niemals so schön und majestätisch
gewesen. Das Thermalwasser plätscherte leise aus den Wandbrunnen und
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