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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
Autoren: Bianca Balcaen
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mysteriöses und mehr als ungewöhnliches Gesichts-Iban
gewöhnt und sie liebevoll aufgenommen.
    Sie schätzten die beachtlichen
Heilerfolge, die sie mit ihren ayurvedischen Behandlungen und mit ihrer
speziellen Gabe erzielte. Gedankenverloren dachte sie an das Krankenhaus ihrer
indischen Heimatstadt Raipur zurück, wo sie ihre ärztliche Ausbildung absolviert
hatte.
    Damals hatte sie älter und
verhärmter ausgesehen, als sie eigentlich war. Die 70-Stunden-Wochen, die sie
als Assistenzärztin teilweise leisten musste, hatten an ihren körperlichen
Kräften gezerrt und sie schließlich in ihrem Entschluss bestärkt, dem Arztberuf
den Rücken zu kehren. Voller Elan hatte sie noch einmal von vorne angefangen.
Und als sie ihren Abschluss als Doctor of Vaidye in der Tasche hatte, wusste
sie, dass sie damit endlich ihren Traumberuf gefunden hatte.
    Nahla lenkte ihre Gedanken wieder
in die Realität zurück und begann mit geschickten Fingern ihre langen Haare zu
einem Zopf zu flechten. Danach warf sie einen letzten, zufriedenen Blick in den
Spiegel. Jetzt, nach fünf langen Jahren, sah sie endlich wieder wie eine
zufriedene, normale 27-jährige Frau aus.
    Voller Vorfreude auf einen
gemütlichen freien Tag schlenderte sie anschließend in die Küche, öffnete den
Kühlschrank und holte eine Mango heraus. Nachdem sie die saftige, goldgelbe
Frucht geschält hatte, begann sie diese in mundgerechte Häppchen zu schneiden,
was von Coco mit einem ungeduldigen Aufjauchzen begrüßt wurde. Aufgeregt wippte
sie auf ihrem kleinen Kinderstuhl hin und her, der daraufhin beträchtlich zu
schwanken anfing.
    Dann schob sie Nahla eine Dose,
die auf der Küchentheke stand, zu. Lachend öffnete diese die Vorratsdose und
verteilte einen Löffel Haferflocken auf die Mango. Glückselig griff das Äffchen
nach der Schüssel und kurz darauf erfüllten schmatzende Geräusche die behagliche
Küche. Vergnügt vor sich hinsummend begann Nahla den himmlisch duftenden
Jasmintee abzuseihen und in ein Glas zu gießen. Dann legte sie die restlichen
Mangostückchen auf einen Teller und setzte sich an den Tisch.
    Liebevoll betrachtete sie Coco.
Mit ihren knapp 50 cm war sie nun beinahe ausgewachsen. Das rötliche Gesicht,
das Markenzeichen ihrer Affenart, wurde von großen, dunkelbraunen Augen mit
dichten Wimpern dominiert. Der kurze Haarflaum auf ihrem Köpfchen stand keck
nach oben und ihr graubraunes Fell glänzte jetzt wie Seide.
    Kein Vergleich zu dem völlig
verwahrlosten und verfilzten Wesen, das sie vor einem Jahr auf dem Wochenmarkt
einem Händler für teures Geld abgekauft hatte, der sie dort angekettet zur Schau
gestellt hatte.
    Mitleidig hatte sie das
traumatisierte und verschüchterte Äffchen aufgepäppelt und dann versucht es im
nahen Dschungel auszuwildern. Doch da Coco es nie gelernt hatte, sich gegen ihre
Artgenossen zu wehren, wurde sie von den anderen Macacaäffchen außer zu
gelegentlichen Spielen nicht akzeptiert.
    Coco indes schien das nicht im
Geringsten zu stören. Sie beschloss, Nahla zu ihrer Ziehmutter zu machen und
lernte danach ziemlich schnell, stubenrein zu werden. Tagsüber begab sie sich in
den Dschungel zu ihren Artgenossen. Nachdem sie mit ihnen ihren Spieltrieb
ausgetobt hatte, hüpfte sie alleine zum Fluss. Coco liebte es, im Wasser zu
baden und war eine ausgezeichnete Schwimmerin.
    Doch jeden Abend kam sie vor
Einbruch der Dunkelheit in den Tempel zurück und kuschelte sich zufrieden in ihr
Schlafkörbchen, das neben Nahlas Bett stand.
    Seitdem wich das Äffchen nicht
mehr von ihrer Seite und Nahla konnte sich mittlerweile ein Leben ohne den
kleinen Quälgeist gar nicht mehr vorstellen. Das Telefon riss sie aus ihren
Gedanken. Sie schnitt eine Grimasse und grinste das Äffchen an.
    »Es gibt außer dir anscheinend
auch noch andere Störengeister.«
    Coco stopfte sich ungerührt einen
weiteren Mangowürfel ins Mündchen und fletschte gutmütig die Lippen. Nahla sah
auf das beleuchtete Display und erkannte darauf die Nummer der Tempelrezeption.
Aufstöhnend nahm sie den Hörer ab.
    »Ja?«
    »Sawaddie kah. Bitte
entschuldigen Sie die Störung, Nahla. Ich weiß, dass heute Ihr freier Tag ist.
Aber Khun Somchai ist mit seiner Frau hier. Es geht ihr nicht gut und sie will
niemanden anderen als Sie an sich heranlassen.« Stirnrunzelnd sah sie auf ihre
Armbanduhr.
    »Ist schon in Ordnung, Nori. Ich
bin in zehn Minuten da.« Hastig legte sie auf. Jetzt reagierte sie wie
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