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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
Autoren: Bianca Balcaen
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jeder
Arzt auf der Welt. Sie verbannte sämtliche Tagträume und private Probleme und
war nur noch hochkonzentriert.
    Eilig schnappte sie sich ihren
weißen Kittel. Dann nahm sie die erstaunte Coco auf den Arm und rannte durch den
Garten, in Richtung des Therapiecenters.
    Auf den Treppen stand Somchai und
stützte seine gekrümmte Frau. Nahla erfasste in Sekundenschnelle, dass diese
sehr große Schmerzen hatte, und bat sie in ihren Massageraum. Schwerfällig legte
sich die Hochschwangere auf die Liege. Verstohlen betrachtete Nahla aus den
Augenwinkeln ihren besorgniserregenden Bauchumfang.
    Aber nicht nur das bereitete ihr
Sorgen. Da war noch etwas anderes. In den vergangenen acht Monaten, die sie
Wattana nun schon in ihrer Schwangerschaft beistand, hatte sie bei jeder ihrer
Massagen unheilvolle Visionen erhalten, die sie nicht zu deuten wusste.
Nachdenklich biss sie sich auf die Lippen.
    Dann drehte sie sich um und
begann mit den Vorbereitungen für die Ayurveda-Massage. Schon bald, nachdem sich
die ätherischen Öle über der kleinen Flamme erwärmt hatten, durchströmte ein
beruhigender Geruch von Neroli und Jasmin den abgedunkelten und behaglich
eingerichteten Raum. Als die richtige Temperatur erreicht war, legte Nahla die
heilenden, durchsichtigen flachen Kristallsteine in die nun tiefgoldene
Flüssigkeit.
    Nach einer kleinen Weile stieg
ein zarter, hellblauer Rauch auf. Das Zeichen, dass das Öl nun perfekt war und
die magischen Substanzen sich miteinander verbunden hatten. Vorsichtig tauchte
Nahla ihre gereinigten Hände in den Sud und begann dann mit sanften, kreisenden
Bewegungen den aufgeblähten Unterleib von Wattana zu massieren.
    Somchai saß währenddessen auf
einem Stuhl neben seiner Frau und streichelte mitleidig über ihr Gesicht.
Ungefähr eine Viertelstunde später passierte das, wovor Nahla sich schon die
ganze Zeit gefürchtet hatte.
    Nachdem sie immer wieder mit
sanften Bewegungen über die gewölbte Kugel gestrichen war, fühlte sie plötzlich
den Herzschlag des Babys - in ihrem eigenen Körper. Die feinen Härchen auf ihrem
Arm stellten sich auf und die schreckliche Vision drang wieder in ihr
Bewusstsein. Angespannt versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen.
    Zum Schluss der Massage
entspannte sich die Frau sichtlich und lächelte dankbar.
    »Wattana, bleib noch eine Weile
liegen und atme langsam und ruhig ein und aus«, sagte Nahla und strich ihr dabei
übers Haar. Danach nahm sie Somchai zur Seite und redete beschwörend auf ihn
ein.
    »Es wird keine leichte Geburt
werden. Ihr Becken ist so schmal und das Kind verhältnismäßig groß. Du solltest
doch mit ihr nach Phuket fahren. In dem dortigen Krankenhaus sind sie viel
besser für solche Risikogeburten gerüstet.« Nach einigem Zögern schenkte er ihr
das berühmte thailändische Lächeln, das weder ein Nein noch ein Ja bedeutete.
    Und sie ahnte schon, dass diese
Diskussion, wie schon all die vorangegangenen, ergebnislos enden würde.
    »Nahla, ich danke dir für alles,
was du für meine Frau tust. Aber diesen Wunsch kann ich nicht respektieren. Mein
erster Stammhalter muss hier - auf Kho Lanta - zur Welt kommen. Sonst entehre
und erzürne ich die Götter meiner Familie.«
    »Somchai, ich weiß deinen Glauben
zu schätzen. Aber das Wohl deiner Frau und deines ungeborenen Kindes sollte dir
an erster Stelle stehen«, erwiderte sie mit Engelszungen. »Hör mir zu.«
    Bei diesen Worten zog sie ihn zur
Seite und führte ihn nach draußen auf die Terrasse, um die jetzt anscheinend
entspannte Wattana nicht mit dem zu belasten, was sie nun aussprechen
musste.
    »Somchai. Ich habe eben eine
Vision empfangen und darin Verdammnis und großes Unglück gesehen. Du und auch
das Baby, dein Sohn, ihr seid in Gefahr. Ihr werdet beide sterben, wenn du auf
der Insel bleibst.«
    Gemäßigtes Erstaunen breitete
sich auf seinem schmalen, immer noch lächelnden Gesicht aus.
    »Nahla, Sie wissen, welche
Hochachtung ich für Sie empfinde. Sie helfen meiner Frau, die langen Monate
ihrer schweren Schwangerschaft zu überstehen. Aber wer sollte mich oder meinem
schon sehr bald zur Welt kommenden Sohn etwas Böses wollen? Ich habe keine
Feinde. Das muss ein verwirrter Traum von Ihnen sein, der nichts mit meiner
Familie zu tun hat. Sie müssen sich irren. Und mein Glaube gebietet mir, dass
mein Sohn hier auf Koh Lanta geboren wird und nicht im Sündenpfuhl von Phuket.
Das ist mein letztes Wort. Ich hoffe, dass
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