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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht
Autoren: Friedrich Ani
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aber ganz nett und immer Computer gespielt hat mit ihr, der hätt sie mitnehmen sollen. Das wollt das Mädchen gern. Dass er mit ihr weggeht aus der Stadt woandershin, in die Welt wahrscheinlich raus.
    Aber der Mann, der konnt das nicht machen, weil er in einem Sägewerk gearbeitet hat, da war der angestellt. Der wär schon gern mitgegangen. Weil er das Mädchen doch fast geliebt hat. Das Mädchen hat ihn angebettelt, und er hat gesagt, er kommt mit, und dann hat sie ihn wieder gefragt, und er hat wieder gesagt, er kommt mit, und immer wieder. Und dann wollt sie nicht mehr warten.
    Sie hat gesagt, sie geht allein weg, das hat er nicht gewollt. Sie ist von ihm weggegangen und hat zu ihm gesagt, sie kommt jetzt nie mehr wieder, und da hat er sie geschlagen. Der war stark, der hat Muskeln gehabt. Er hat sie geschlagen, ins Gesicht und auf den Kopf. Schlimm schon. Sie hat geweint, und er hat sich auf sie draufgelegt, lang, und sie hat keine Luft mehr gekriegt. Sie hat ihm dann zwischen die Beine getreten, puh, das hat wehgetan. Da hat er schnaufen müssen.
    Jetzt weiß ich wieder, wie er geheißen hat, Dschimmi. Der Dschimmi war das! In echt hat der anders geheißen, das fällt mir jetzt wieder ein, jetzt grad im Moment.
    Die Leute haben Dschimmi zu ihm gesagt, aber geheißen hat er anders. Das fällt mir dann morgen wieder ein. Und das Mädchen ist weggelaufen und nicht wiedergekommen. Alle haben sie gesucht, auch die Mutter und der Vater und dieFreunde, aber die haben die gar nicht gemocht. Nur so getan. Haben das Mädchen geschlagen. Eingesperrt auch. Sie wollt weg. Und niemand hat sie gefunden.
    Und der Dschimmi ist von der Polizei geholt worden, die haben den Dschimmi eingesperrt, und er hat gesagt, er hat dem Mädchen was getan, und das hat er ja auch. Er hat gesagt, er hat ihr den Mund und die Nase zugehalten, bis sie keine Luft mehr gekriegt hat. Hat er auch getan fast. Er wollt, dass er das war und kein anderer. Die Polizei hat gesagt, das Mädchen ist tot, und da hat der Dschimmi die Verantwortung genommen und gesagt: Ja, ich bin das gewesen, und dann war er ganz ruhig und zufrieden, und alle waren auch ruhig und zufrieden, und er hat gesagt, wie es passiert ist. Aber er hat auch gesagt, dass sein Vater das Mädchen weggebracht hat. Hat er gesagt, mein Vater hats abgschafft, das Mädchen.
    Die Lisa! Die Lisa heißt die, Herr Fischer. Jetzt fällts mir wieder ein! Heut fällt mir alles wieder ganz neu ein. Gestern ist mir auch schon was Neues eingefallen. Und morgen fällt mir auch noch was ein. Die Lisa. Die Lisa ist weg gewesen, die ist in die Welt raus wahrscheinlich. Der Monk hat alles verstanden. Der hat den Dschimmi verstanden ganz. Das hab ich mir gemerkt, weil ich die Scarlett auch fast so erdrückt hab. Wie der Dschimmi. Auch fast.
    Und die Scarlett wollt auch, dass ich mitkomm und auf sie aufpass, aber ich hab ja nicht wegkönnen, ich hab meinen Eltern im Gasthaus helfen müssen, und das hab ich schon gern gemacht. Ich hab den Monk nachgemacht, das hat niemand gemerkt. Sie auch nicht, Herr Fischer, das ist nicht schlimm. Die Scarlett ist ja nicht mehr da. Und ich hab gedacht, wenn sie wiederkommt, dann sag ich zu ihr, was ich alles gemacht hab in der Zwischenzeit, damit sie ihre Ruhe hat und die Zufriedenheit dazu. Ich hab das schon gut gemacht.
    Dem Papa hab ich aus Versehen das angetan, dass ich gesagt hab, er hat mir geholfen, die tote Scarlett wegzutun und abzuschaffen wie der Dschimmi. Das hab ich ja dann anders wieder erklärt. Ich hab manchmal selber nicht mehr gewusst, was stimmt. Ich hab schon gedacht, vielleicht hab ich die Scarlett erwürgt und alles war so wie im Fernsehen. Die hab ich öfter gesehen, die Geschichte mit dem Monk und dem Dschimmi. Dass der Dschimmi heißt und ich das wieder weiß, ist toll. Gestern hab ich noch gedacht, das fällt mir nie wieder ein. Wissen Sie, was da in der Schachtel drin ist, Herr Fischer?«
    »Nein.«
    Jedes Wort hatte Fischer gehört, als hätte Jockel es doppelt ausgesprochen, und er wollte so viel zu ihm sagen. Aber was er eigentlich sagen wollte, das würde niemals in seinen Atem passen.
    »Ein Schokoladenkuchen«, sagte Jockel und klopfte mit dem Zeigefinger auf den Deckel. »So einen hat meine Mama früher immer gemacht, den hat die Scarlett auch immer gegessen. Blockschokolade ist da drin und Eier und Zucker und Mehl, sonst kommt ja kein Kuchen raus. Hab ich selber gebacken, ich kann das. Und Puderzucker ist obendrauf. Den essen wir hernach, wenn
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