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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht
Autoren: Friedrich Ani
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den medizinischen Untersuchungen seines Mandanten keine neuen Vernehmungen durchführen würden. Außerdem, fügte Gabriel Rosen erwartungsgemäß hinzu, habe Jonathan Krumbholz sein Geständnis zwei Tage später gegenüber einem Psychiater widerrufen und diesen Widerruf später nie revidiert. Das Urteil des Landgerichts sei auch für ihn, Rosen, ein Schock gewesen, bedauerlicherweise habe der Bundesgerichtshof das Urteil nicht in Zweifel gezogen. Und solange die Leiche des Mädchens nicht gefunden werde …
    Fischer bedankte sich für seine Zeit. Vermutlich würde Rosen sofort entweder Koburg oder Staatsanwalt Steidle von dem Telefonat in Kenntnis setzen.
    Wie Liz aus dem Büro der städtischen Friedhofsverwaltung in der Damenstiftstraße erfuhr, hatte noch niemand wegen des Grabes auf dem Neuen Südfriedhof, Parzelle 301, angerufen. Die Sekretärin bestätigte, dass Michaela Peters das Grab im Vorkauf für zehn Jahre erworben und bezahlt hatte, somit gelte der Vertrag noch weitere vier Jahre. Daraufhinrief Liz in der Winterstraße an, wo der Anrufbeantworter ansprang. Im Klinikum Großhadern, so erklärte eine Schwester am Telefon, war Michaela Peters nicht zum Dienst erschienen und hatte sich auch nicht abgemeldet.
    Die Sekretärin im Installationsbetrieb Meyer sagte zu Fischer am Telefon, Hanno Rost sei seit sieben Uhr morgens auf Kundendienst, sie könne ihm einen anderen Installateur empfehlen. Vor achtzehn Uhr sei Rost nicht zu erreichen. Ob sie ihm etwas ausrichten solle?
    Jede halbe Stunde wählte Fischer Borkhams Nummer, ohne Erfolg. Auch im Klinikum Großhadern riefen sowohl er als auch Liz noch zweimal an, ebenso bei der städtischen Friedhofsverwaltung. Michaela Peters hatte sich bei niemandem gemeldet.
    »Verrätst du mir, wo wir hinfahren?«, fragte Liz auf dem Weg vom Sendlinger Tor zu den östlichen Münchner Stadtteilen.
    »Danke, dass du dich entschieden hast mitzukommen«, sagte Fischer.
    »Früher wollte ich immer Maskenbildnerin werden«, sagte Liz. »Vielleicht klappt das ja noch.«

23
»Wahrheit minus Liebe, was gibt das?«
    Er war beim Friseur gewesen und hatte sich die Haare stoppelkurz schneiden lassen. Sie hatten ihn beobachtet, wie er den schwarzen Porsche vor der Hecke in der Grenzstraße parkte und ins Haus ging. Sie warteten fünf Minuten, bevor sie klingelten.
    Robert Borkham warf Polonius Fischer und Liz Sinkel zur Begrüßung ein Grinsen zu und ging ins Wohnzimmer, ohne ihnen einen Platz anzubieten.
    »Die Mimi«, sagte er, als Fischer ihm mitteilte, was die Frau ihm in der Kneipe erzählt hatte. »Lebt die auch noch? Unfassbar. Was genau hat die behauptet?«
    »Sie haben Frau Oberhaus an dem Tag angerufen, an dem Ihre Tochter verschwunden ist.«
    Niemandem, nicht einmal Ann-Kristin und auch nicht Liz, würde Fischer die Wahrheit über Scarletts leiblichen Vater erzählen.
    »Wer ist Frau Oberhaus?« Ungeniert zog Borkham sein dunkelblaues Hemd aus und warf es über eine Stuhllehne. Er trug ein weißes, eng anliegendes Unterhemd, unter dem sich seine Muskeln spannten.
    »Miriam, Mimi«, sagte Fischer.
    »Frau Oberhaus. Hat mich nie interessiert, wie die heißt. Ich hab sie damals angerufen? Aufregend. Deswegen tauchen Sie hier zu zweit auf?«
    »Ja«, sagte Fischer.
    »Sie haben Frau Oberhaus angerufen, weil Sie am Mittag des 8. April in Ramersdorf waren«, sagte Liz. »Bei der Vernehmunghaben Sie ausgesagt, Sie wären in Augsburg gewesen. Sie haben gelogen.«
    »Ich hab gelogen«, sagte Borkham. Er ließ sich auf die Couch fallen und legte seine nackten Füße auf den Tisch, neben eine Glasschale mit Kartoffelchips. »Sie nerven mich. Sie klauen mir meine Zeit, ich muss hernach zum Volleyball, und oben wartet meine Freundin schon den ganzen Tag, dass ich sie losbind. Klären wir die Sache ein für alle Mal auf.«
    Nach seiner Freundin würde Fischer ihn hernach befragen. »Sie waren an jenem Tag in Ramersdorf«, sagte er. »Und Sie haben Scarlett getroffen.«
    »Hab ich. Ich gestehe.« Er hob die Arme und ließ sie eine Weile oben, bevor er sie mit lässiger Gebärde fallen ließ. »Sie hat mich angerufen, wieder mal. Hat geheult am Telefon. Ich war unterwegs, ich hatte Dienst. Bin ich natürlich zurückgefahren von Augsburg, volles Rohr, ist ja klar. Hab meinen eigenen Wagen in der Zentrale geholt, weil ich mit dem Dienst-BMW nicht durch ganz München fahren wollt. Was glauben Sie denn, was passiert wär, wenn die in Augsburg das mitgekriegt hätten? Die hätten mich gefeuert,
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