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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht
Autoren: Friedrich Ani
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später noch mal … ist nicht nötig, ich ruf an.«
    Sie beendete das Gespräch. »Rost fragte, ob er zurückrufen soll. Fahr hier links rüber.«
    Fischer blinkte, scherte aus und überquerte die Straße, umhupt in Dolby-Surround-Sound.
    Sie hatten keinen Beweis, ja. Sie hatten nichts, nur die unbestätigte Aussage von Scarletts vermeintlichem Vater. Und eine verschwundene Frau. Und einen Lügner am Telefon.
    Fischer hatte Liz mit hineingezogen, sie hatte sich hineinziehen lassen, und er wusste, sie dachte die ganze Zeit über dasselbe nach wie er: warum die Ermittlungen damals derart ausgefranst waren und aufgrund der unzähligen Widersprüche eigentlich ins Bodenlose hätten stürzen müssen. Und wieso dies nicht geschehen war.
    Genau genommen war das Alibi von Hanno Rost nie wirklich abgeklopft worden. Erst zwei Wochen nach Scarletts Verschwinden hatte sich einer der Ermittler – nicht Micha Schell, sondern ein Kommissar aus einer anderen Abteilung – bei der Firma Meyer nach den Dienstplänen erkundigt. Demnach hatte Rost am 8. April mehrere Noteinsätze in Berg am Laim, die jedoch nicht überprüft wurden. Auf Rost fiel nie ein Verdacht, über sein schwieriges Verhältnis zuseiner Ziehtochter gaben die Protokolle nur oberflächlich Auskunft. In der zweiten Soko hatte sich niemand ernsthaft damit beschäftigt.
    »Ist er das?« Liz deutete durch die Windschutzscheibe auf einen Mann in einem braunen Anorak. Er kam aus dem Hinterhof der Winterstraße 2, rückte seine Wollmütze zurecht und eilte in Richtung Gerhardstraße.
    »Er könnte es sein«, sagte Fischer.
    »In welchem Stock wohnen die beiden?«
    »Im dritten.«
    Liz kurbelte das Fenster herunter und streckte den Kopf in die Nacht. »Im dritten Stock ist alles dunkel.«
    Liz gab Fischer ein Zeichen, und er hielt an. »Bleib in der Nähe«, sagte sie.
    In hundert Metern Entfernung folgte Liz Sinkel dem Mann, der möglicherweise Hanno Rost war. Vor dem Parkhaus am Agilolfingerplatz blieb er stehen und kramte in seinen Taschen.
    Fischer war ohne Licht gefahren. Jetzt schaltete er den Motor aus. Der Nieselregen hatte nachgelassen. In der trüben Straßenbeleuchtung sah er vorüberhuschende geduckte Gestalten, manche mit vom Wind verbogenen Schirmen. Das Wetter und die Zeit – es war 19.50 Uhr – erleichterten die Verfolgung mit dem grünen Auto erheblich.
    Der Mann verschwand im Parkhaus. Fischer fuhr weiter bis in die Nähe der Ausfahrt. Liz stieg wieder ein. Sie wischte sich den Regen aus dem Gesicht und prustete dabei, was Fischer anmutig fand.
    »Wenn wir uns irren, können wir als Witzfiguren in der Muppetshow auftreten«, sagte Liz. »Und ich mach uns die Masken dazu.«
    »Wir irren uns nicht«, sagte Fischer.
    »Woher willst du das in diesem Moment wissen?«
    Fischer erwiderte nichts.
    Ein Auto verließ das Parkhaus, am Steuer saß eine junge Frau.
    Fischer und Liz lehnten sich zurück, den Blick weiter auf die gelbe Schranke gerichtet. Als sie sich einen Blick zuwarfen, bei dem sie sich beide ertappt fühlten, wussten sie, was in jedem von ihnen vorging.
    Jeder von ihnen erhoffte das Schlimmstmögliche.
    Jeder von ihnen wollte, dass der Mann, den sie beschatteten, Hanno Rost und der Mörder von Scarlett Peters und für das Verschwinden von Michaela Peters verantwortlich war und dass sie somit die Unschuld von Jockel Krumbholz beweisen könnten.
    »Ein roter Polo«, sagte Liz.
    »Das ist der Wagen von Michaela.«
    Hinter dem Steuer saß keine Frau. Sondern Hanno Rost.
    Er hatte also ihr Auto versteckt. Warum sollte Michaela Peters den Polo in einem Parkhaus abstellen, das einen halben Kilometer von ihrer Wohnung entfernt lag, wenn sie direkt vor der Haustür parken konnte?
    Rost fuhr in Richtung Mittlerer Ring, auf die Candidstraße, über die Brudermühlbrücke und im Tunnel rechts ab zur Auffahrt nach Sendling.
    Fischer blieb drei oder vier Autos hinter ihm, angespannt, die Hände ans Lenkrad gepresst.
     
    An der Plinganserstraße bog Rost nach links ab und gab Gas. Der Mitsubishi hechelte hinterher. Trotz der schlechten Straßen- und Sichtverhältnisse fuhren die meisten Autofahrer dicht auf, um bei der nächstbesten Gelegenheit vorbeizuziehen.
    Liz telefonierte mit Sigi Nick, der noch im Dezernat arbeitete, und forderte ihn auf, mit zwei Kollegen sofort in RichtungPullach loszufahren, sie würde sie übers Handy dirigieren. Außerdem sollten sie ihre Waffen mitnehmen.
    Sie fuhren auf der Wolfratshausener Straße nach Süden, vorbei an
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