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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht
Autoren: Friedrich Ani
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angeredet.Hat mir die Zunge rausgestreckt. Wollt bei ihrem Vater leben. Hat mich provoziert mit ihrem Geschau. Weiß ich nicht mehr. Können wir gehen?«
    »Sie haben Scarlett wegen ihres Geschaus getötet«, sagte Fischer.
    »Die hat ihre eigene Mutter so angeschaut. Die Micha hat sie verprügelt deswegen, hat sich das nicht gefallen lassen. Hat das Ding ungeniert weiter so geschaut.«
    »Wie haben Sie Scarlett umgebracht, Herr Rost?«
    Er hob seine Hände und betrachtete sie wie angewidert.
    »Sie haben Scarlett erwürgt.«
    »Das geht ratzfatz bei so einem Kind. Einmal ordentlich zugedrückt, schon ists aus mit dem Schnaufen.«
    Er ließ die Arme sinken und zuckte mit der Schulter.
     
    Machen Sie sich bloß keine Sorgen um uns. Wenn wir aus dem Knast raus sind, geht das Leben weiter.
    Ein Fünfjähriger hat doch normalerweise nicht so eine Stimme. Das ging schnell. Zugezogen, still.
    Hat mich provoziert mit ihrem Geschau. Das geht ratzfatz.
    Unpassend geschaut.
    Unpassend gekreischt.
    Dennis und Yilmaz und.
    Was nützt mir das Kind, wenn ich die Liebe nicht dazu krieg?
    Wahrheit.
    Minus
    Liebe.

24
»Ich hab meine Arbeit getan«
    Von den sterblichen Überresten der neunjährigen Scarlett Peters war nichts geblieben. Die Wildschweine mussten die Leiche vollständig aufgefressen haben.
     
    In der ersten Vernehmung sagte Hanno Rost, er habe das Mädchen in dessen Zimmer erwürgt, nachdem es von Jockel Krumbholz zurückgekommen war. Er habe die Leiche in eine Decke gewickelt und unbemerkt ins Auto gelegt. Nach Einbruch der Dunkelheit sei er in den Forstenrieder Park gefahren und habe die Leiche im Dickicht verscharrt. Dass Jonathan Krumbholz wegen Mordes »verknackt« werden würde, hätte er »im Leben nicht gedacht«.
     
    Das bläulich gefärbte und aufgedunsene Gesicht der toten Michaela Peters und die punktförmigen Blutungen in ihren Augen deuteten darauf hin, dass sie erdrosselt worden war. Hanno Rost sagte, er habe sie nicht umbringen wollen. Aber als sie angefangen habe zu weinen – er sagte »rumzugreinen« –, habe er die Schnur fester zugezogen. »Nach einer Minute war die Sache erledigt.« Die Tat geschah bereits in der Nacht zum Donnerstag, deswegen habe er das Auto im Parkhaus abgestellt, weil er wusste, er würde den ganzen nächsten Tag nicht dazu kommen, die Leiche zu beseitigen. Reue empfinde er »im Moment noch nicht, ehrlich gesagt«.
     
    Am nächsten Tag berief Dr. Linhard eine Konferenz in der Mordkommission ein. Polonius Fischer war pünktlich um zehn Uhr dort. Nach einer Nacht voller schreiendem Schweigen in seinem Hotelzimmer raste er vor Worten.
     
    »Bist du zufrieden?«, schrie er Micha Schell an. Noch nie hatte er einen Kollegen angeschrien, noch nie einen einzigen Menschen. Außer sich selbst.
    »Du bist ein großer Ermittler. Du hast bewiesen, wie einfach es ist, Aussagen auf den Kopf zu stellen und einen geistig eingeschränkten Mann um den Verstand zu bringen.«
    Er schrie im Stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, mit zugeknöpftem Sakko über dem blauen Hemd und der bordeauxroten Krawatte.
    »Moment mal …«, begann Walter Gabler im anschwellenden Gemurmel seiner Kollegen.
    Außer Silvester Weningstedt saßen alle Kommissare und der Polizeipräsident am langen Tisch in Weningstedts Büro, auch Valerie Roland.
    »Du bist sogar befördert worden, Micha«, schrie Fischer. »Es gibt nicht viele bei der Kripo, die mit unter dreißig Hauptkommissar werden.«
    »Halt die Klappe«, rief Micha. »Du hast dich in was eingemischt, was dich nichts angeht. Ich lass mich von dir nicht beleidigen. Bist du irre?«
    »Du hast einem Unschuldigen ein Geständnis eingeredet, Hauptkommissar«, schrie Fischer zum Tisch hin. »Du hast wesentliche Aussagen nicht überprüft. Du hast untertänig getan, was die Staatsanwaltschaft von dir verlangt hat. Diese Staatsanwaltschaft ist ein Staatsbelobigungsorgan. Und du bist ein Staatsbelobigungsorganist. Darauf bist du stolz?«
    Schell sprang auf und wollte sich auf ihn stürzen, aber Sigi Nick hielt ihn zurück. »Was bin ich? Staatsbelobigungsorganist?Was? Du Pfeifenkopf! Ich hab an das Mädchen gedacht und an niemand sonst. Staatsbelobigungsorganist! Ich hab gewusst, dass die Mutter nichts damit zu tun hat, das war von Anfang an klar, und davon hab ich mich auch nicht abbringen lassen.«
    »Du hattest ein Verhältnis mit Michaela Peters«, schrie Fischer. »Du hättest ihr nie etwas angehängt.«
    Schell rüttelte an der Umklammerung. Nick
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