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Totenpech

Titel: Totenpech
Autoren: Tanja Pleva
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Lothar, er hat mich regelmäßig zu sich eingeladen. Etwa alle
sechs Wochen.«
    Â»Warum hat er dich eingeladen?«
    Alessio schien zu überlegen, was er antworten sollte, und sagte
dann: »Er mochte … er mochte mich, schätze ich.«
    Â»Und weil er dich so mochte, hast du ihn umgebracht«, sagte Sam in
betont ruhigem Ton, als würde er mit einem Idioten sprechen.
    Â»Ich sagte doch schon, ich habe ihn nicht umgebracht. Ich habe
geschlafen.«
    Â»Wo hast du Lothar Senner kennengelernt?«
    Â»In einem Klub in Berlin.«
    Â»Was für ein Klub war das?«
    Â»Na ja, ein Klub eben.«
    Â»Wie hieß der Klub?«
    Â»Habe ich vergessen. Er hatte irgendeinen Tiernamen.«
    Â»Da gibt es nur einen in Berlin. Meinst du vielleicht den
Lion-Klub?«, fragte Alfred linkisch.
    Â»Kann sein, dass er so hieß.«
    Sam sah Alfred fragend an und wartete auf eine nähere Erklärung.
    Â»Der Lion-Klub ist ein Klub für Schwule, Lesben und Transvestiten.
Man kommt da nur rein, wenn man gut aussieht, abgedreht angezogen ist oder
viel, viel Geld hat. Die Türsteher sind Frauen, und auf der Tanzfläche steht
eine Badewanne, wo sich nackte Schwule drin rekeln. Kurz gesagt, ein Klub für
Perverse.«
    Â»Ich bin weder schwul noch pervers, aber ich kenne viele Leute aus
dem Milieu, weil ich mal in einer Bar in Rom gearbeitet habe, wo einige von
denen hinkamen«, wehrte sich Alessio.
    Â»Unter anderem auch Lothar Senner?«
    Â»Nein, ich sagte doch, dass ich ihn in Berlin kennengelernt habe.«
    Â»Warst du dort allein, ich meine, in dem Klub?«
    Â»Nein, mit einem Freund.«
    Es klopfte an der Tür, und ein Beamter überreichte Alfred einen
Zettel, den dieser überflog. Angewidert schüttelte er den Kopf. »Mensch, wir
haben es hier mit einem ganz besonderen Exemplar zu tun. Ein Kaviarfreund.
Hier, sieh dir das an … Der meiste Teil der ganzen gefrorenen Scheiße in der
Tiefkühltruhe stammt von unserem kleinen Popolecker hier.«
    Â»Ich bin nicht schwul. Er hat mich gut bezahlt dafür, warum sollte
ich ihn also umbringen?«
    Â»Wie sah der Deal aus?«, fragte Sam Alessio.
    Â»Also, wie ich schon sagte, er hat mich ungefähr alle sechs Wochen
angerufen, dann bin ich nach München geflogen, wir haben zusammen gegessen, und
er hat mir im Pool was vorgetanzt. Lothar hat mich nie angefasst, er wollte
eben nur, dass ich meine …« Alessio zögerte.
    Â»â€¦ deine Scheiße bei ihm ablieferst«, kam ihm Alfred zu Hilfe.
    Alessio senkte schamhaft den Blick und nickte.
    Â»Wie viel hat er dir dafür bezahlt?«, fragte Sam.
    Â»An die zehntausend Euro.«
    Alfred pfiff durch die Zähne.
    Â»Mann o Mann, hab noch nie jemanden kennengelernt, der Geld scheißt.«
    Â»Okay. Also der Ablauf war immer gleich, sagst du?«
    Alessio nickte. »Wollte er vielleicht gestern doch mehr von dir?
Wollte er Sex?«, fragte Sam weiter.
    Â»Nein.«
    Â»Der Kerl lügt doch«, warf Alfred ein. »Natürlich wollte er mehr,
und dann hast du ihm mit diesem Säbel den Kopf abgehackt. Die Tatwaffe haben
wir ja noch unter deinem Bett gefunden.«
    Â»Ich werde nichts mehr sagen, wenn dieses Arschloch weiter mit im
Raum ist«, platzte Alessio heraus.
    Sam sah nur noch aus dem Augenwinkel einen Schatten auf den Tisch
zukommen, dann hatte sich der schwere Alfred schon auf den jungen Italiener
gestürzt. Er rutschte über den Tisch und brachte den Stuhl, auf dem Alessio
saß, zu Fall. Es gab einen lauten Knall, einen Schrei – bis Sam reagieren
konnte. Er zog Alfred von dem jungen Mann weg, der sich mit schmerzverzerrtem
Gesicht den Kopf hielt, und schob ihn zur Tür hinaus.
    Â»Sag mal, spinnst du total?«, zischte Sam durch zusammengepresste
Zähne.
    Â»Das ist Beamtenbeleidigung!«, brüllte Alfred.
    Sein Zopf hatte sich gelöst, die Haare standen von seinem Kopf ab
    und ließen ihn wie einen wüsten Rocksänger aussehen. »Dem werde ich zeigen, wer …« Alfred wollte wieder in den Vernehmungsraum stürmen, doch Sam hielt ihn fest
und drückte ihn mit aller Kraft gegen den Kaffeeautomaten, der im Flur stand
und dabei gegen die Wand krachte.
    Â»Reiß dich zusammen, Alfred, du hast schon mal eine Verwarnung
bekommen. Ich brauche dich nicht daran zu erinnern, oder?!«
    Â»Darf ich fragen, was hier los ist?«
    Neben den beiden Polizisten war der Leiter der
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