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Totenpech

Titel: Totenpech
Autoren: Tanja Pleva
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Ohren, der
jedes andere Geräusch übertönte, ließ langsam nach. Schließlich bewegte er sich
aus der sicheren Ecke heraus. Sam verwarf jeden vernünftigen Gedanken, wie ein
kleines Kind, das intuitiv wusste, dass es sich die Finger an einer heißen
Herdplatte verbrennen würde, und trotzdem darauffasste.
    Er schlich durch die Küche in Richtung des Museumswohnzimmers und
orientierte sich von Neuem. Der Lichtkegel, den er gesehen hatte, war ungefähr
von der Seite gekommen, wo er sich gerade befand. Wahrscheinlich war der Einbrecher
nach oben gegangen. Er wollte gerade zur Treppe schleichen, als plötzlich wie
aus dem Nichts jemand vor ihm stand. Bevor Sam noch einen weiteren Gedanken an
das Wie, Warum und Woher verschwenden konnte, bekam er einen Schlag auf das
rechte Ohr. Es war wie ein Gongschlag, der durch seinen Kopf dröhnte. Ihm
folgten weitere, die er abzuwehren versuchte, aber er musste feststellen, dass
er völlig aus der Übung war. Schließlich bekam er irgendwie einen Arm zu
fassen, dann auch den anderen. Er hielt sie fest. Einen Atemzug lang sah er in
die dunklen Augen seines Gegners, die ihn durch zwei Schlitze einer Wollmütze
fixierten. Sie schienen zu lachen. In der nächsten Sekunde traf ihn ein Tritt
in seine empfindlichste Zone. Er sackte zusammen. Schließlich durchzuckte ihn
etwas wie ein Stromschlag. Es wurde dunkel um Sam. Er spürte nur noch die Kälte
des marmornen Bodens unter sich. Oder war es die Kälte des Todes, der
versuchte, ihn mit eisigen Händen zu umschließen?
    Er wusste nicht, wie lange er auf dem kalten Boden gelegen
hatte, da er seine Uhr vor dem Schlafen immer ablegte. Es mussten mindestens
vier Stunden gewesen sein, denn die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt,
Vögel zwitscherten, und draußen hörte man bereits die ersten Lebenszeichen der
früh aufstehenden Bevölkerung. Schwerfällig setzte sich Sam auf. Was war
passiert? Er versuchte, den Ablauf zu rekonstruieren. Er war aus der Küche
gekommen, hatte sich im Raum umgesehen, und als er sich umgedreht hatte, stand
plötzlich jemand vor ihm, aber woher war derjenige so schnell gekommen?
    Sam stand langsam auf und sah sich um. Rechts von ihm war eine Wand,
dann die Treppe, und dahinter führte eine Tür in den Spabereich, soweit er sich
noch von seiner gestrigen Visite erinnern konnte. Er ging um die Treppe herum
und sah sich die schwere geschlossene Steintür an. Sie ließ sich durch leichten
Druck auf einen markierten Stein in der Wand öffnen. Und dann kam ihm die Idee.
Er ging zu der Stelle, wo er niedergeschlagen worden war, und sah sich die Wand
genauer an. Doch er konnte keinen Stein entdecken, der aussah, als würde man
ihn zur Seite schieben können. Außerdem waren die Steine allesamt zu klein, um
einen Durchlass für einen Menschen zu bieten.
    Systematisch tastete er die Steinquader ab und lachte über sich
selbst, weil er sich dabei vorkam wie Indiana Jones auf der Suche nach dem
verlorenen Schatz. Plötzlich ließ sich ein Stein in die Wand drücken, und der
Boden unter ihm fing an zu schwanken. Es war ein Gefühl wie bei dem Erdbeben,
das er vor Jahren mal in Los Angeles erlebt hatte. Sam starrte auf die Marmorplatte,
die sich in den Boden absenkte und eine Treppe freigab.
    Vorsichtig stieg er die schmalen Stufen hinab. Auf der letzten
erhellte sich blitzartig der Raum vor ihm. Sam zuckte zusammen und erwartete
einen erneuten Angriff. Doch er war und blieb allein. Ungläubig sah er auf das,
was sich ihm darbot. Er blieb eine Weile reglos stehen, dann verschloss er den
Zugang und verließ das Haus.
    Eine Stunde später stand er frisch rasiert, geduscht und
umgezogen vor einem niedrigen grau gestrichenen Eisentor, das ihn davon
abhielt, direkt an die Haustür von Frau Rehbein zu klopfen. Das schlichte weiße
Häuschen lag gute zwanzig Meter von der Hauptstraße entfernt und schien ein
ehemaliges Gartenhäuschen zu sein, das zu einer großen Villa gehörte, zu der
wiederum ein schmaler Kiesweg führte.
    Hinter einem kleinen Fenster erschien ein Kopf, der schnell wieder
verschwand, danach passierte nichts.
    Sam überlegte, ob er sich über die Hauptvilla, die um die Ecke
liegen musste, Zugang verschaffen sollte, als Frau Rehbein aus der Haustür trat
und ihn von Weitem fragend ansah.
    Â»Polizei, Frau Rehbein. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen zu Ihrem
Nachbarn Herrn Senner
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