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Totenpech

Titel: Totenpech
Autoren: Tanja Pleva
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stellen.«
    Â»Ich habe Ihrem Kollegen doch schon alles gesagt.«
    Frau Rehbein machte keine Anstalten, das Gartentor zu öffnen. Die
Frau musste alleinstehend sein, dachte Sam und nahm es ihr auch nicht übel.
Betrüger, Einbrecher, Mörder verschafften sich heute auf die unglaublichsten
Arten Zugang zu fremden Häusern, sodass gerade Bewohner solcher Gegenden
besonders vorsichtig und argwöhnisch gegenüber Fremden waren.
    Â»Ich weiß, Frau Rehbein. Es gibt da trotzdem noch etwas. Sie hatten
gesagt, dass Sie die Katzen füttern wollten. Ich habe aber keine Katzen
entdeckt.«
    Â»Das wundert mich. Sie sind doch nicht zu übersehen.«
    Sam legte die Stirn in Falten und überlegte, ob Frau Rehbein ihn auf
den Arm nahm, aber ihr Gesichtsausdruck blieb unbewegt.
    Â»Sie reden doch nicht von den ausgestopften Tieren, die überall
herumlagen, oder?«
    Endlich kam Frau Rehbein näher und blieb hinter dem Gartentor
stehen. Öffnete es aber immer noch nicht.
    Â»Herr Senner legte sehr viel Wert darauf, dass während seiner
Abwesenheit die Katzen zu essen hatten, denn auch im Jenseits musste für die
Verpflegung gesorgt sein.«
    Â»Sie wollen mir sagen, dass Sie Futter für die ausgestopften Katzen
hingestellt haben?!«
    Â»Die alten Ägypter haben ihren Grabbeigaben auch Brot hinzugefügt,
damit der Verstorbene immer zu essen hatte.«
    Sam nickte, als würde er verstehen, was die Frau da redete.
    Plötzlich lachte Frau Rehbein. »Ich weiß, Herr Senner war ein
merkwürdiger Kauz, aber nehmen Sie es einfach so hin. Jeder Mensch hat so seine
Marotten und Eigenarten, oder nicht? Wenn er hier in seinem Haus war, lebte er
in einer anderen Zeit. Er war fanatisch, was das alte Ägypten anging. Ich
schätze, es war für ihn eine Art Ausgleich zu seinem anstrengenden Beruf, in
dem er sich ständig mit anderen eigenwilligen Menschen auseinandersetzen
musste, die es gewohnt waren, für Geld alles zu fordern und zu bekommen. Ich
weiß, dass Herr Senner es genoss, alleine zu sein.«
    Â»Sie waren aber der Meinung, dass er nicht im Haus war, oder? Sonst
wären Sie doch nicht rübergegangen, um die Katzen zu füttern.«
    Â»Das stimmt. Eigentlich wollte er nicht da sein. Tja, so ist das
eben.«
    Â»Sagen Sie, wissen Sie vielleicht, ob Herr Senner Verwandte hatte?«
    Â»Nein. Aber wissen Sie was, ich hatte immer den Eindruck, dass der
Mann sich wünschte, tot zu sein. Es war für ihn eine Qual, im Hier und Jetzt zu
leben. Das ist allerdings nur mein persönlicher Eindruck.«
    Sam ging über den langen Flur Richtung Kaffeeautomat und
dachte über die letzten Worte von Frau Rehbein nach. Ein Mann, der alles Geld
der Welt hatte, sich alles leisten konnte und trotzdem unglücklich war, weil
ihn die ständige Sehnsucht plagte, in einer anderen Zeit leben zu wollen oder
sogar tot zu sein. Hatte der Mann sich seinen Mörder vielleicht ins Haus
bestellt? Doch diesen Gedanken verwarf er wieder, weil Lothar Senner dann
sicherlich auch Vorkehrungen für seine Bestattung getroffen hätte.
    Â»Signore O’Connor?«
    Sam blieb stehen. Er musste nicht zweimal überlegen, wem die unverkennbar
rauchige Stimme gehörte, obwohl er sie das letzte Mal vor eineinhalb Jahren
gehört hatte. Er drehte sich um und stand Nina Vigna gegenüber, der rassigen
blonden Italienerin aus Rom, die bei der dortigen Mordkommission arbeitete und
mit ihm damals einen Tatort besichtigt hatte.
    Wie bei ihrer ersten Begegnung hatte Nina Vigna auch jetzt wieder
ein sehr eng anliegendes dunkelblaues Kostüm an, das nichts der Phantasie
überließ.
    Â»Was führt Sie nach München, Signora?«, fragte Sam und reichte ihr
die Hand.
    Â»Ich bin hier mehr aus eine private Grund, Sam. Der Junge einer
Bekannten wurde hier in München verhaftet, und ich wollte mir anhören, was
genau ist passiert.«
    Â»Ihr Deutsch ist besser geworden, Nina, meinen Glückwunsch.«
    Nina lächelte über das Kompliment und ließ sich dann von Sam in ein
leeres Besprechungszimmer führen.
    Â»Handelt es sich vielleicht um Alessio … Alessio …«
    Â»Alessio Leoni. Sì.«
    Â»Tja, dazu kann ich nur sagen, dass er in Untersuchungshaft sitzt
und man wegen Mordes gegen ihn ermittelt.«
    Â»Mord? Das ist doch nonsenso, Sam. Wen soll er denn ermordet haben?«
    Â»Nun, das Opfer ist ein sehr reicher Mann, der ihn für
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