Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenpech

Titel: Totenpech
Autoren: Tanja Pleva
Vom Netzwerk:
spezielle
Dienstleistungen bezahlt hat.«
    Â»Sam, sprechen Sie chiaro e tondo.«
    Nina hatte gesagt, sie sei für eine Freundin hier, also würde sie
die Wahrheit wohl vertragen können, dachte er und überlegte, wie er am besten
anfangen sollte. »Also …«
    Â»Der kleine Stricher hat sich für seine Scheiße bezahlen lassen«,
dröhnte es plötzlich hinter ihm.
    Sam fuhr sich mit den Händen durchs Haar, und Nina sah mit großen
fragenden Augen von Sam zu Alfred und wieder zu Sam. »Cacca? Non capisco.«
    Â»Ja, auch einer schönen Frau kann man die Wahrheit sagen, Sam. Zier
dich nicht, über unsere Ausscheidungen zu reden, die andere als Spielzeug
benutzen.« Alfred ließ einen Stapel Akten mit einem lauten Knall auf den Tisch
fallen, sein Blick wanderte langsam von oben nach unten über Ninas Figur, und
er sagte zu Sam: »Wir müssen gleich reden«, ohne ihn allerdings dabei
anzusehen.
    Sam ärgerte sich schon jetzt über sich selbst, dass er Alfred das
Gefühl hatte geben wollen, gleichberechtigt zu sein. Anscheinend hatte Alfred
da irgendetwas missverstanden. Die Grenzen mussten für ihn noch klarer gezogen
werden.
    Sam versuchte, Nina zu erklären, womit genau der junge Italiener
sein Geld verdient hatte, ohne dabei auf Alfreds Grinsen zu achten, das immer
breiter wurde, während Ninas Augen sich allmählich zu kleinen Schlitzen
verengten.
    Nachdem Sam seine detaillierte Beschreibung beendet hatte, sagte die
Italienerin nur »Grazie« und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Den
italienischen Wortschwall, der sich daraufhin in ihr Handy ergoss, konnten die
beiden noch hören, als Nina bereits am Ende des zwanzig Meter langen Ganges
angelangt war.
    Alfred brach das Schweigen, indem er ein Papier aus der
Akte nahm und sagte: »So, ich habe die ersten Ergebnisse vorliegen. Nach den
Totenflecken und der Totenstarre zu urteilen, trat der Zeitpunkt des Ablebens
gegen Mitternacht ein, wie bereits vermutet. Es gab keine Spuren eines Kampfes,
weder an Händen noch Füßen. Es wurden keine Speichelreste von unserem Täter
gefunden, womit man Oralverkehr ausschließen kann. Die anale Untersuchung von
Alessio Leoni konnte auch nicht bestätigen, dass sie Verkehr hatten.«
    Alfred räusperte sich, bevor er weiterlas. Für Sam eine Art
Zugeständnis, dass dessen Theorie des erniedrigten Italieners jeglicher
Grundlage entbehrte.
    Â»Bei der Tatwaffe handelt es sich um ein altägyptisches Chepesch,
eine Art Krummschwert. Es wurden keine Fingerabdrücke gefunden. Wahrscheinlich
hat er sie sorgfältig abgewischt.«
    Â»Und dann ebenso sorgfältig unter sein Bett gelegt?«, warf Sam
sarkastisch ein und dachte an die nächtliche Begegnung in der Villa. Bei dem
kurzen Kampf, als er die Arme seines Gegners zu fassen bekommen hatte, war ihm
etwas durch den Kopf geschossen. Ein Gedanke, der ihm partout nicht mehr
einfallen wollte.
    Â»Die Klinge war so scharf, dass sie den Kopf beim ersten Hieb glatt
vom Rumpf abtrennte. Sam? Sam, woran denkst du?«
    Sam atmete geräuschvoll aus. »Du meinst also, er hat dieses Chepesch
sauber abgewischt, es unter sein Bett geschoben und sich dann wieder gemütlich
aufs Ohr gelegt? Er wurde von der Polizei schlafend gefunden, Alfred!«
    Â»Klingt nicht sehr überzeugend, nicht?«
    Â»Nein, irgendwie nicht.«
    Â»Na schön. Es könnte einen zweiten Täter geben. Alessio hat seinen
Freund nachts ins Haus gelassen, sie wurden erwischt, als sie sich mit dem Geld
des Alten davonmachen wollten. Vielleicht hatten sie es auch auf etwas anderes
abgesehen. Das Haus ist ja voll mit irgendwelchen Kuriositäten. Dieses
Krummschwert zum Beispiel soll um die viertausend Jahre alt sein. Sie haben ihn
kaltgemacht und …«
    Sam schüttelte leicht den Kopf und strich sich langsam über das
Grübchen an seinem prägnanten Kinn. Dann sah er Alfred an und schilderte die
Ereignisse der gestrigen Nacht, die Alfreds Theorie zum Teil untermauerten.
    Eine Stunde später waren Sam und Alfred, gemeinsam mit
einem Spezialisten für ägyptische Kunst, wieder in der Villa in der
Chopinstraße. Als Sam den Stein bewegte und der Boden sich vor ihnen öffnete,
war es Alfred, bei dem der Kiefer runterklappte.
    Der geheime Keller hatte die Ausmaße des halben Grundrisses und war
vollgestellt mit Tongefäßen, Statuen von ägyptischen Gottheiten in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher