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Todesjagd

Titel: Todesjagd
Autoren: Brett Battles
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1
    Der Gestank von fauligen Nahrungsmitteln und Dieselöl hing über dem Dock, als sei er schon immer da gewesen. Sogar in dem kleinen Lagerhaus überlagerte die Fäulnis alles andere.
    Doch nur bis der Mann im hellgrauen Overall die Tür des Schiffscontainers öffnete. Plötzlich roch Jonathan Quinn nur noch Tod.
    Ohne zurückzuweichen, musterte er den Innenraum des Containers. Abgesehen von dem aufgedunsenen Leichnam, der verkrümmt an der rechten Wand lag, war er leer.
    »Schließen Sie die Tür«, sagte Quinn.
    »Aber Mr. Albina wollte, dass Sie sich ansehen, was …«
    »Ich habe es gesehen. Schließen Sie die Tür.«
    Der Mann - er hatte gesagt, er heiße Stafford - ließ die Tür zuschwingen und schob den Riegel vor.
    »Warum ist das noch hier?«, fragte Quinn.
    Stafford machte ein paar Schritte auf Quinn zu, blieb dann stehen.
    »Schauen Sie, ich habe ein Dock zu verwalten, okay? Da draußen liegt ein Schiff, das erst halb entladen ist.« Er wirkte angespannt und holte nervös Luft. »Überall schwirren die Leute vom Zoll herum, verstehen Sie? Als hätten sie gewusst, dass heute so etwas reinkommt.«
    Quinn zog eine Braue hoch.
    »Wussten Sie davon?«
    »Zum Teufel, nein«, sagte Stafford, wobei seine Stimme
lauter wurde. »Glauben Sie, ich wäre hier, wenn ich’s gewusst hätte? Ich hätte mich krankgemeldet. Mr. Albina hat Leute, die sich um solch einen Scheiß kümmern sollten.«
    Quinn sah den Mann kurz an und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder dem Container zu. Er ging langsam um ihn herum, musterte ihn von oben bis unten, nahm jede Kleinigkeit in sich auf. Nach einem kurzen Zögern folgte ihm Stafford mit ein paar Schritten Abstand.
    Quinn hatte im Lauf der Jahre schon ein paar tausend Schiffscontainer gesehen: auf Schiffen, auf Zügen, auf großen Schwerlastzügen. Es waren große, rechteckige Kästen, in denen Güter von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent befördert wurden. Sie waren schwarz, rot, grün und grau.
    Dieser war da, wo die Farbe nicht abgeblättert war und der Rost sich eingefressen hatte, von einem verblassten Dunkelblau. An beiden Längsseiten stand in großen weißen Lettern BARON & BARON LTD. Quinn kannte den Namen nicht, aber das war nicht überraschend. Manchmal schien es, als gebe es ebenso viele Schifffahrtsgesellschaften über den Globus verstreut wie Container.
    Als Quinn die Stelle erreichte, an der er seinen Rundgang begonnen hatte, blieb er stehen, noch immer den Kasten im Auge behaltend.
    »Sie werden es doch beseitigen, ja?«, fragte Stafford. »Ich meine … das hat Mr. Albina mir gesagt. Er hat gesagt, er schickt jemanden, der es beseitigt. Das sind Sie, stimmt’s?«
    »Ladeliste?«, fragte Quinn.
    Der Mann brauchte eine Sekunde, ehe er reagierte, dann nickte er und hob das Klemmbrett auf, das er auf den Boden gelegt hatte, ehe er die Tür des Containers geöffnet hatte.
    »Was sollte drin sein?«, fragte Quinn. Durch die bestehende Unausgeglichenheit des Außenhandels kam nichts mehr
leer in den Staaten an. Jeder Container, der leer war, wäre verdächtig.
    Stafford blätterte durch mehrere Seiten, hielt dann inne. »Tennisschuhe«, sagte er und blickte auf.
    Quinn musterte ihn.
    »Ein Paar?«
    »Sehr witzig«, sagte der Mann, ohne zu lachen.
    »Wer hat es gefunden?«, fragte Quinn.
    Stafford schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Als er sprach, passten seine Worte nicht zu seinem unsteten Blick.
    »Einer der Schauermänner. Hat gesagt, er hätte was gerochen, als der Kran den Container auf dem Pier aufsetzte.«
    »Von dem Schiff da draußen?«, fragte Quinn und zeigte auf die Tür, die ins Freie führte. »Der Riegle 3?«
    Stafford nickte.
    »Genau. Es war eines der ersten, die entladen wurden.«
    »Also hat der Schauermann den Container hergebracht und Sie gerufen?«
    »Ja.«
    »Sie haben nicht die Polizei verständigt?«
    »Ich richte mich ganz nach Mr. Albina. Er hat gesagt, ich soll auf Sie warten.« Als Quinn nicht sofort antwortete, fügte Stafford hinzu: »So war’s, okay?«
    Quinn sah den Mann noch einen Moment an, dann machte er kehrt und begann auf den Ausgang zuzugehen.
    »He! Wohin wollen Sie?«, fragte Stafford.
    »Nach Hause«, sagte Quinn und ging weiter.
    »Warten Sie! Was soll ich jetzt machen?«
    Quinn blieb kurz vor der Tür stehen und blickte zurück. Stafford stand noch immer in der Nähe des Containers.
    »Woher ist der Kasten gekommen? Wer hat ihn gefunden? Und warum hat man Ihnen Bescheid gegeben?«

    »Das habe ich Ihnen
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