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Bueroluder

Bueroluder

Titel: Bueroluder
Autoren: Karen Wildt
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    »Ja?«, bat ich, als es an der Tür zu meinem Büro klopfte. Unsere Praktikantin Iris öffnete die Tür und streckte den Kopf herein.
    »Kerstin, der Besuch für Herrn Denner ist da.«
    »Oh, der ist aber etwas früh dran«, entfuhr es mir. Mein Chef war noch nicht mal im Haus. Etwas unwillig schüttelte ich den Kopf.
    »Na, schick ihn rein«, wies ich sie an und winkte ihr mit den Fingern zu. Iris öffnete die Tür vollends und trat etwas zur Seite.
    »Bitte sehr«, meinte sie und setzte ihr gekonntes Lächeln auf, für das ich diesen Blondschopf echt erwürgen konnte. Allerdings konnte ich sie gut verstehen, als ich den Mann sah, der mein Vorzimmer betrat.
    Er war gut eineinhalb Kopf größer als die Praktikantin und damit fast einen Kopf größer als ich, mit einem markanten, vielleicht etwas zu herben Gesicht. Doch er passte wie angegossen in seinen dunkelgrauen Anzug.
    Ich weiß nicht, was mich dazu brachte, aber mein Blick wanderte zielsicher auf die Beule, die sich in seinem Schritt abzeichnete. Und das, was da unter der eng sitzenden Hose hervorwölbte, ließ mich trocken schlucken.
    Vielleicht war mein Mann schon zu lange auf Außendienst. Er würde erst übermorgen von seinem Seminar aus Berlin zurückkehren, und ich spürte gerade deutlich, dass ich etwas vermisste.
    »Sie sind Frau Schneider, richtig? Dann haben wir miteinander telefoniert?«, meinte unser Gast mit einem dunklen Akzent. Russisch? Im Kopf ging ich die Termine für heute durch.
    Ich räusperte mich und löste meinen Blick erst jetzt von seinem Schritt. Meine Güte! Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, wo ich die ganze Zeit hingestarrt hatte!
    Nervös fuhr ich mir mit meiner Zunge über die Lippen und rückte meine Brille zurecht.
    »Ich habe so früh noch keinen Termin bei mir stehen, Herr …?«
    »Nazenkov, Andrij Nazenkov.« Er hob eine Hand und lächelte entschuldigend. Dabei leuchteten seine kristallblauen Augen. »Ich weiß, ich bin viel zu früh dran, aber unser Flug wurde tatsächlich vorverlegt, und von Flughafen bis hierher hatte ich freie Fahrt.«
    »Wie haben Sie das denn geschafft?, musste ich lachen. »Um diese Zeit ist in Köln eigentlich kein Durchkommen.«
    »Oh, das weiß ich nur zu gut von meinem letzten Besuch in der Stadt. Vielleicht habe ich mich deshalb auch so beeilt.«
    »Einen Moment, bitte«, bat ich ihn und sah in einem Terminkalender auf dem Bildschirm nach. Aaahja, Nazenkov, 10 Uhr. Newboox, Inc., Ukraine. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Gerade mal 8 Uhr 50. Und Herr Denner kam nie vor halb zehn.
    Von mir als Chefsekretärin eines Kölner Taschenbuchverlags erwartete er allerdings, dass ich schon um acht im Büro war. Naja, das ließ mir morgens ausreichend Zeit für den neuesten Bürotratsch. Apropos …
    Ich blickte zur Tür hinüber. Dort stand Iris noch immer und hielt sich an der Türklinke fest.
    »Ist gut, Iris. Danke dir. Tschö denn!«
    Das Blondchen zog kurz eine Schnute. Scheint’s hatte sie in Gedanken schon konkrete Pläne mit unserem Gast gemacht. Flittchen!, dachte ich nur bei mir. Obwohl ich sie ja verstehen konnte.
    Ich wartete ab, dass sie die Milchglastür hinter sich schloss. Wobei sie mir noch mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis als Geste anzeigte und mit ihrem Kopf zu dem Mann herübernickte, der das nicht sehen konnte.
    Ich verdrehte nur die Augen und lächelte meinen Gast an.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz, Herr Nazenkov. Ich rufe mal eben Herrn Denner an und sage ihm, dass Sie schon hier sind. Eventuell kann er es einrichten, schon etwas früher zu kommen.«
    Der hochgewachsene Mann setzte sich in einen Sessel der kleinen Sitzgruppe und schlug seine Beine übereinander.
    »Bitte«, meinte er nur mit seinem harten Akzent, »machen Sie sich wegen mir keine Umstände.«
    Er hatte wirklich ein charmantes Lächeln, das musste ich schon sagen. Ich nickte ihm freundlich zu, nahm den Hörer ans Ohr und wählte per Kurzwahl die Nummer meines Chefs.
    »Ja«, meldete sich Denner kurz angebunden. Ich erklärte ihm in aller Schnelle den Umstand und durfte mir erst mal einen deftigen Fluch anhören. Zum Glück hatte ich die Freisprecheinrichtung nicht eingeschaltet.
    »Okay«, meinte er dann. »Das ist ein wichtiger Kunde, Frau Schneider. Er erschließt uns den osteuropäischen Markt für unser Verlagssortiment. Sorgen Sie mir dafür, dass es ihm an nichts fehlt, bis ich da bin. Das dauert aber noch mindestens eine halbe Stunde.«
    Ich sah zwischendurch zu unserem
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