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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes
Autoren: Jo Zybell
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»Köpfe runter!«, schrie Sabreena. Sie und ihre Leute warfen sich bäuchlings auf die Wehrgänge. Auch rechts und links von ihnen tauchten Hunderte Männer, Frauen und Kinder hinter der Mauerbrüstung ab. Geschosse heulten über sie hinweg, Kanonenkugeln schlugen hinter ihnen in Fassaden und Dächer ein, Fensterglas splitterte, Explosionslärm donnerte, Dachgebälk stürzte ein, und das nervtötende Ratatata ihrer Maschinenkanonen vermischte sich mit dem Einschlagslärm der Geschosse im Mauergestein und mit dem Geschrei verängstigter und verwundeter Menschen.
    Der Schusslärm verebbte, einmal noch heulten die Dampf fanfaren auf, bevor sie verklangen, und nach und nach wagten die Leute von Waashton sich wieder aus der Deckung der Mauerbrüstung.
    »Sie machen Ernst, diese schwarzen Burschen!«, zischte Sabreena. »Möchte wissen, welcher Teufel denen ins Hirn geschissen hat.« Seit dem Sonnenaufgang marschierten die Dreizehn um Waashton, seit geschlagenen sechs Stunden.
    Die Augen von Sabreenas Leuten waren starr und groß, ihre Gesichtshaut aschfahl.
    »Wir haben ihnen nichts entgegenzusetzen«, flüsterte Taulara, ihre Edelhure.
    Yanna, ihre Chefdiebin, murmelte: »Das sind Rev’rends, die geben niemals auf.«
    »Ullah Ullalah!«, schrien ein paar Männer zweihundert Meter rechts von ihnen. »Ullah Ullalah! Stellt euch dem Schwertkampf!« Sie schwangen dreizackige Spieße, langstielige Äxte und vor allem Schwerter. »Wenn ihr ein bisschen Ehre im Leib habt, legt eure Feuerwaffen weg, kommt zur Mauer und stellt euch dem Schwertkampf Mann gegen Mann, ihr Ungläubigen!«
    Jamal selbst hatte das Wort ergriffen, der Führer jener frömmelnden Mörderbande, die nun schon seit fast fünfzehn Monaten die Ruinen von Waashton zu Schlachthäusern und die Straßen der Stadt zu Wegen in die Hölle machte. »Ullah Ullalah!«, brüllte er, und seine immer berauschten Männer wiederholten den Kriegsruf.
    Die Männer und Frauen zweier Gruppen, die sich auf der Stadtmauer vor dem Westtor versammelt hatten, beschimpften und verspotteten die Angreifer. Andere, wie Sabreenas Leute, beobachteten einfach nur verängstigt und schweigend, wie drei schwarze Reiter sich der Stadtmauer näherten. Sabreena zog sich die Kapuze ihres dunkelblauen Mantels über den Kopf. Sie fröstelte – die Luft war kalt und feucht.
    Die Angehörigen einer Horde, die sich ganz in ihrer Nähe auf der Mauer drängte, streckten die Arme in die Luft, sangen und lachten. Eine ihrer Frauen rief:
    »Willkommen, ihr Gesandten des HERRN! Endlich kommt ihr, um der abgrundtiefen Bosheit ein Ende zu machen, die sich in Waashton eingenistet hat!«
    Diese gläubige Horde hatte sich vor Jahren um einen Mann namens William Boothcase geschart, der einem Rev’rend begegnet war, irgendwo tief im Nordwesten.
    Boothcase hatte sich »bekehren lassen«, wie er das nannte, und nach seiner Rückkehr die Glaubenshorde gegründet.
    »Hört mich an, Bewohner der sündigen Stadt!«, röhrte plötzlich eine Stimme. Das Fluchen, Schreien, Spotten und Palavern auf der Mauer verstummte jäh. »Dies sind die Worte des HERRN an Waashton, die verdorbenste der Städte an der Küste des Sonnenaufgangs…!«
    Fast alle duckten sich unter dem donnernden Bass und spähten über die Mauerkante. Keine dreihundert Schritte entfernt hatten die drei schwarzen Reiter ihre Tiere gestoppt. Der mittlere von ihnen, der auf dem schwarzen Rhiffalo, brüllte in einen blechernen Trichter.
    »… hört den Spruch des HERRN, ihr Sünder!«
    Sein Rhiffalo war höher als die Horsays der beiden Reiter an seiner Seite. Das Tier hatte langes schwarzes Zottelfell und einen wuchtigen Schädel mit gewaltigem Gehörn. Sein Reiter war groß und dürr und trug einen anthrazitfarbenen Ledermantel mit einem grellroten Kreuz über dem Herzen. Ein grauer Stahlhelm – ebenfalls mit rotem Kreuz – bedeckte sein ergrautes Langhaar. Der dicke Lauf einer Waffe ragte hinter seiner Schulter hervor. »… hört den Spruch des HERRN oder fahrt zur Gluthölle Satans!«, brüllte er in seinen Blechtrichter.
    Der Reiter rechts von ihm war jünger und nicht ganz so groß, dafür kräftig gebaut, bärtig und mit schwarzem, langen Haar. Ein breitkrempiger Hut bedeckte seinen Kopf. Er trug einen offenen Mantel aus schwarzem Pelz, dazu Hosen und Stiefel aus schwarzem Leder. In seine Hüfte stemmte er eine Feuerwaffe und aus den Klingenscheiden auf seinem Rücken ragten zwei Schwerter. Sein schwarzes Horsay tänzelte unruhig. Das Nasenhorn
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