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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes
Autoren: Jo Zybell
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drehte sich nach seinen Kriegern um, lauter junge Burschen und Frauen, die irgendwo im Halbdunkeln gegen die Wände lehnten, aus den Zugfenstern hingen oder auf dem Gleisbett hockten. »Zähl mal einer langsam bis sechzig, okee?«
    »Hören Sie mir zu, Trashcan Kid!« Dr. Cross beugte sich vor und schlug einen beschwörenden Tonfall an.
    »Wir sollten zusammenarbeiten! Nur wenn wir uns miteinander verbünden, haben wir eine Chance! Nur wenn wir Seite an Seite kämpfen, können wir der marodierenden Haufen auf den Gassen Waashtons Herr werden! Lassen Sie uns einen Vertrag machen! Es soll nicht zu Ihrem Schaden sein!«
    Trashcan Kid lachte laut und schlug sich auf die Schenkel. Gekicher und Gelächter drang auch aus dem Halbdunkeln hinter ihm. »›Zusammenarbeiten‹, hört ihr das? ›Seite an Seite kämpfen‹ – ich werf mich weg!«
    Übergangslos wurde sein schmales Gesicht ernst und kantig. Er beugte sich vor und stach mit seinem Zeigefinger nach Cross. »Hältst du mich für blöd, Frau?! Glaubst du, ich weiß nicht, wie bescheuert eure Lage ist? Eure Fuck-Laserstrahler und eure Fuck-Driller haben nur noch Schrottwert! Von euren Rechenmaschinen springen nicht mal mehr die Bildschirme an! Wie Steinzeitfreaks müsst ihr mit Fackeln rumlaufen! Wie man ein Schwert und eine Axt hält, könntet ihr vielleicht sogar lernen – wenn euch genug Zeit bliebe. Aber weil ihr null Saft habt, brauen eure Fuck-Maschinen auch keinen Tropfen von eurem Fuck-Serum mehr, und in längstens einem Jahr seid ihr sowieso alle verreckt! Aber wir brauchen eure Löcher jetzt und nicht erst nächstes Jahr, und deswegen zum letzten Mal: Kapitulierst du, oder bringen wir’s hinter uns?!«
    »Sechzig!«, rief ein schwarzhäutiger Bursche von über zwei Metern Körpergröße aus dem Halbdunkel des Bahnhofs. »Die Zeit ist um, machen wir sie alle!«
    »Wartet noch!« Trashcan Kid hob die Rechte. »Fang noch mal an zu zählen, Dirty! Ich leg eine Minute drauf, okee?« Und dann an die Adresse der Präsidentin: »Also, Cross, was is jetzt?«
    Dr. Alexandra Cross war wie aus weißem Kalkstein gemeißelt. Sie stand auf. »Wir müssen uns beraten.«
    Zusammen mit ihren beiden Leibwächtern, dem farbigen Zwillingspaar Christie und Amoz Calypso, zog sie sich zu ihren Leuten zurück. Die Soldaten und Agenten unter ihnen waren mit Schwertern, Prügeln und Spießen bewaffnet. »Was meinen Sie, General?«, wandte die Präsidentin sich an ihren Armeechef. Sie gab sich sachlich, doch ihre Knie waren weich und ihr Herz galoppierte.
    »Der Kerl hat ein großes Maul«, antwortete General Diego Garrett. »Stopfen wir es ihm.« Die Frauen und Männer um ihn herum nickten grimmig, und Amoz Calypso knurrte Hände reibend: »Au ja.«
    »Sind Sie sicher, dass unsere Kampfkraft gegen diese Primitivlinge ausreicht?«, fragte Alexandra Cross.
    Obwohl sie sich größte Mühe gab, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Stimme vibrierte.
    »Ganz sicher.« General Garrett ballte die Faust.
    Cross’ Chefwissenschaftlerin ergriff das Wort, Hannah Sirwig. »Und selbst wenn wir sie nicht vertreiben sollten – lieber will ich tot sein, als Tag für Tag von diesen Wilden drangsaliert zu werden!« Wieder beifälliges Nicken von allen Seiten.
    »Also gut.« Dr. Alexandra Cross schluckte. Flankiert von den Captains Christie und Amoz Calypso ging sie zurück zu Trashcan Kid.
    »Hören Sie unsere Entscheidung, Trashcan!« Sie sprach sehr laut. Ihre Stimme sollte sicher und entschlossen klingen. »Wir kapitulieren nicht. Wir wählen den Krieg!«
    Zwischen den schwarzen Brauen der Axtträgerin grub sich eine Zornesfalte ein, der junge Bursche runzelte nur die Stirn. »Dann eben Krieg.« Er sprang auf. »Wie du willst.« Seite an Seite stapfte das Paar ins Halbdunkle des Bahnhofs zu seiner Kriegsrotte. Die Männer und Frauen stiegen aus den Waggons und aus dem Gleisbett.
    »Krieg, Alta?!«, rief der schwarze Hüne ihnen entgegen. »Na, supa! Bin schon ganz scharf aufs Knochenbrechen!«
    Dr. Alexandra Cross spürte, wie ihr Nackenhaar sich aufrichtete. Ihre Augen wurden feucht.
    Aus der Dunkelheit näherten sich rasche Schritte.
    Zwei Gestalten huschten aus einem der Tunnel. Vor dem Zug blieben sie stehen, ließen sich auf dem Bahnsteig nieder und schnappten nach Luft. »Ozzie und Peewee?!«, rief Trashcan Kid. »Was ist los mit euch? Is Ärger angesagt?«
    »Und wie!« Das Mädchen namens Peewee kam als Erste wieder zu Puste. Cross schätzte es auf höchstens siebzehn. »Sabreena
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