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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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13. Juni
    Liebe Tante Tally,
    als ich meine Mutter nach Deiner E-Mail-Adresse gefragt habe, hat sie nur gelacht und mir gesagt, Du hättest keine. Aber das war doch wohl ein Witz – oder?
    Ich meine, es ist ja nicht so, dass Du einen Computer haben musst oder so, weil ich sowieso meinen Laptop mitbringe, ich will nur sicher sein, dass Du Wi-Fi, Breitband, ASDL hast oder wie das bei Euch auch immer heißt, weil es für mich echt wichtig ist, in Verbindung zu bleiben, weil na ja, ich habe gerade erst angefangen, mit neuen Freunden und
    Nun ja, meine Mum ist gerade gekommen, und als sie gesehen hat, dass ich Dir schreibe, hat sie gesagt: »Du verschwendest nur das Porto, Colby. Du wirst lange vor dem Brief dort ankommen.« Aber für den Fall, dass sie sich irrt, schicke ich ihn trotzdem ab. Und falls sie recht hat, gibt es nichts weiter zu sagen.
    Bis bald.
    Alles Liebe,
Colby
    15. Juni
    Liebe Eltern,
    nur für den Fall, dass Ihr mit Eurer Streiterei mal lang genug Pause macht, um Zeit zu haben, nach mir zu suchen, solltet Ihr wissen, dass ich nicht zu Hause bin! Ich gehe mit meinen Freunden aus und genieße meinen letzten Abend in Freiheit!
    Ich versuche, wenigstens noch etwas Spass zu haben, bevor Ihr mir alles verderbt!
    Aber keine Sorge. Ich laufe nicht weg oder so. Vor allem, weil es angesichts Eurer Entscheidung, mich wegzuschicken, ziemlich überflüssig erscheint, wegzulaufen.
    Außerdem habe ich alles getan, um mit Euch zu reden und sofort alles zu stoppen, was Ihr ins Rollen gebracht habt, aber da ich damit so offensichtlich keinen Erfolg hatte, werde ich also aufgeben, mich Euren Wünschen beugen und mich in das Schicksal ergeben, das Ihr so willkürlich für mich ausgesucht habt.
    Nur nicht jetzt, erst später. Denn jetzt muss ich versuchen, noch etwas Spaß zu haben – solange es noch geht.
    Aber bevor ich gehe, möchte ich Euch noch etwas zum Nachdenken geben:
    Es ist noch nicht zu spät!
    Ihr habt genug Zeit, Euch die Sache noch einmal zu überlegen!
    Alles, was Ihr bislang getan habt, könnt Ihr wieder rückgängig machen!
    Nehmt Euch wenigstens die Zeit, darüber nachzudenken.
    Colby

 
    Colbys Tagebuch für verzweifelte Tage wie diesen
    16. Juni
    Ich fasse es kaum, dass ich in dieses Tagebuch schreibe. Ich meine heute (na ja, eigentlich ist das ja schon gestern), als Mum es mir gegeben hat, habe ich sie nur angesehen und gefragt: »Was ist das denn?«
    Und sie hat gesagt: »Ich dachte, darin kannst du all die aufregenden Dinge aufschreiben, die du diesen Sommer erleben wirst.«
    Also habe ich den Kopf geschüttelt, die Augen verdreht und so laut wie möglich geseufzt.
    Dann habe ich es auf meinen Schreibtisch geworfen und zugesehen, wie es darüber hinweggeschlittert und auf der anderen Seite auf den Boden gefallen ist, während meine Mutter einfach dastand und ihre Augen still und leise zwischen mir und dem auf dem Kopf liegenden Tagebuch hin und her wandern lassen hat.
    Aber ich habe sie nur böse angesehen und zurückgestarrt und mich gefragt, ob sie mich jetzt anschreien würde oder heulen, oder beides.
    Aber schließlich hat sie nur den Kopf geschüttelt und ist hinausgegangen. Und sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, war ich es, die zu heulen anfing.
    Allerdings nicht lange, denn schließlich wollte ich nicht mit verheultem Gesicht auf der Abschiedsparty aufkreuzen, die Amanda für mich geben wollte. Obwohl es keine richtige Party war, weil eigentlich nur ein Sixpack Bier von ihrem Bruder, eine Tüte Chips und wir beide auf der Party waren.
    Na ja, bis sie ein paar Anrufe gemacht hat.
    Gut, ich wollte gerade den Rest der Geschichte aufschreiben, aber dann habe ich mich entschlossen, doch aufzuhören, denn es ist wirklich merkwürdig, diesem Ding hier etwas zu gestehen. Ich meine, so gerne ich auch über ALLES schreiben würde, was passiert ist (und glaubt mir, da gibt es VIEL zu beschreiben), weil ich glaube, dass es mir vielleicht wirklich hilft, alles zu Papier zu bringen, und ich vielleicht sogar wieder einen klaren Kopf bekomme und die Dinge klarer sehe, ist es so, dass ich mich ständig frage – was ist, wenn das jemand liest?
    Schließlich kann man ein ledergebundenes Tagebuch nicht mit einem Passwort schützen.
    Ganz davon zu schweigen, dass ich IMMER NOCH höre, wie sich meine Eltern unten anschreien, was nicht nur heißt, dass ich mich nur schwer konzentrieren kann, sondern auch, dass ich Angst haben muss, sie könnten hochkommen und nachsehen, ob ich schlafe (denn
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