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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Dunkelheit ...
    Undurchdringliche Finsternis, die wie schwarzer Schlamm die große Grotte erfüllte. Kälte und Schmerz. Taumelnde Angst, verlöschende Gedanken am Rande der Bewußtlosigkeit, die Schrecken der Träume ...
    Der Junge stöhnte.
    Längst war ihm die Wirklichkeit entglitten, jedes Zeitgefühl, jeder Funke Hoffnung. Endlos irrte er durch das Labyrinth der Höhlen und Gänge, von den Gespenstern seiner eigenen Furcht gejagt. Manchmal verschwamm die Umgebung, verebbten die Schmerzen. Aber in der Tiefe von Ohnmacht und bleiernem Erschöpfungsschlaf erlebte Cris das Grauen der letzten Tage von neuem.
    Heulende Triebwerke ...
    Flugzeuge, ausgeschickt von den Priestern der toten Stadt am Meer. Wie unheilvolle Vögel kreisten sie über dem Segelschiff, um es zu vernichten im Inferno eines mörderischen Bombenhagels.
    Der Riß in der Welt ...
    Ein unmeßbarer Augenblick, der die Terraner mit ihrem Schiff durch die Zeit wirbelte, der sie über einen Abgrund von zwei Jahrtausenden hinweg in die Vergangenheit schleuderte und dem sicheren Tod entkommen ließ. Und in der Vergangenheit waren sie einem Wahnsinnigen in die Hände gefallen, gefangen in einem Labor auf dem Meeresgrund, wo gräßliche Experimente mit Menschen betrieben wurden.
    Dann die Flucht ...
    Von neuem durch die Zeit. Von neuem über den schwindelerregenden Abgrund hinweg, zurück in die Gegenwart. Aber in der Gegenwart gab es keine unterseeische Festung mehr, keine Transportschächte und Betongänge im Innern der Insel - nur noch ein Labyrinth von Höhlen.
    Cris krümmte sich unter der Gewalt des Alptraums.
    Er hetzte wieder durch die Finsternis, allein, von den anderen abgeschnitten. Er sah das eindringende Wasser auf sich zuschießen - eine schwarze, gurgelnde, alles verschlingende Flut ...
    Mit einem Schrei fuhr er hoch.
    Zitternd schlang er die Arme um die Knie und starrte in die Schwärze der unterirdischen Nacht, in der selbst seine scharfen Katzenaugen nur Umrisse wahrnahmen. Angst würgte ihn - Todesangst. Er wollte nicht so sterben. Nicht allein in einem feuchten, finsteren Loch, getrennt von seinen Freunden, fern von seinem eigenen Volk, das in der Ruinenstadt New York die Priester als Götter verehrte, weil sie von den Sternen kamen.
    Cris erschauerte.
    Er dachte an Malin, die er liebte und nie wiedersehen würde. An Charru von Mornag und all die anderen Menschen, die auf dem Mars in einer Spielzeug-Welt als Versuchsobjekte der Wissenschaft gelebt, die ihr Gefängnis zerbrochen hatten und mit einem uralten Raumschiff zur Erde geflogen waren. Die »Terra« existierte nicht mehr. Aber immer noch gab es keinen Frieden. Bar Nergal, der Oberpriester, wollte die Macht zurückerobern, die er unter dem Mondgestein genossen hatte. Und er wollte seine Gegner vernichten: die verhaßten Tiefland-Krieger und alle, die bei ihnen waren.
    Cris hatte sie gewarnt, als die Priester mit den Waffen aus der Vergangenheit der Erde das Raumschiff vernichten wollten.
    Einen Augenblick wünschte er sich, er habe es nicht getan, fühlte er hoffnungslose Sehnsucht nach seinem Volk, seinen Geschwistern, dem vertrauten Leben in Ruinen und Kellern. Aber dann glaubte er wieder, Bar Nergal vor sich zu sehen, der ihn mit der Peitsche zum Gehorsam zwang, und schüttelte heftig den Kopf.
    Nein, er bereute nichts.
    Vielleicht würde er hier sterben, aber es war besser, tot als ein Sklave zu sein ...
    *
    Schwarz gähnte der Höhleneingang.
    Charru von Mornag blieb stehen und gab den anderen hinter sich ein Zeichen. Es war beklemmend, so viel Neues auf der Insel zu entdecken, die sie zu kennen glaubten und die auf den ersten Blick völlig unverändert wirkte. Sie hatten sie mit dem Schiff angelaufen, nachdem sie durch das Zeittor im Bermuda-Dreieck in die Vergangenheit entkommen waren. Jetzt befanden sie sich wieder in der Gegenwart. Dazwischen lag die Große Katastrophe, lagen zweitausend Jahre, in denen sich auf der zerstörten Erde allmählich wieder Leben geregt - und in denen die Insel sich gewandelt hatte.
    Charru schloß die Faust um den Griff des Schwertes an seinem Gürtel.
    Flüchtig dachte er daran, daß sie alle Lasergewehre und den größten Teil ihrer Ausrüstung in Jordan Magners unterseeischer Festung hatten zurücklassen müssen. Geblieben war ihnen nur, was an Bord des Schiffes lagerte. Wenig genug - aber zumindest ausreichend Taue, Strickleitern und ähnliche Dinge, die es erleichterten, das Höhlensystem zu durchforschen und nach Cris zu suchen.
    Charru
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