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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Autoren: Bernd Rümmelein
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D ie Gärten des Kristallpalastes von Tut-El-Baya waren unvergleichlich. In ihren Ausmaßen zwischen den sie umgebenden hohen weiß getünchten Mauern hätten die Klan hier am Ort ihres Regentensitzes leicht eine weitere Stadt mit großzügig ausgelegten Gebäuden unterbringen können.
    Die weitläufigen Terrassenstufen stiegen in Form von zweiundzwanzig übereinander angeordneten Ebenen an, beginnend im Zentrum Tut-El-Bayas und weiter in Richtung des auf dem höchsten Punkt der Hauptstadt gelegenen Kristallpalastes. Der Kristallpalast war unumstritten das eigentliche Meisterstück der einstigen Erbauer, der selbst die ihn umgebenden Gärten an Schönheit noch übertraf.
    Jede Gartenebene stand auf wundervolle Weise für ein eigenes Thema, zu dem zahlreiche Architekten, Gärtner und Künstler aus dem ganzen Kontinent ihrer Fantasie freien Lauf gelassen hatten. So gab es für jedes der Fürstenhäuser einen eigenen Garten. Der Auftrag der Erbauer hatte schlicht und einfach geheißen, ungeachtet aller Zeit, Mühen und Kosten ein einzigartiges Wunder zu schaffen – und dies war am Ende einer unerhört langen Bauzeit von über dreihundert Sonnenwenden ohne jeden Zweifel gelungen.
    Die Terrassengärten bildeten, gemeinsam mit den im Sonnenlicht in allen Farben des Regenbogens funkelnden zwölf Kristalltürmen des Palastes, eine überaus harmonische Einheit, deren Anblick jedem noch so hartgesottenen Betrachter, ja selbst der Schönheit ansonsten vollständig abgeneigten Banausen unweigerlich Tränen in die Augen trieb und zeit ihres Lebens unvergesslich blieb.
    Dennoch ärgerten sich die Nachkommen der stolzen Palasterbauer zuweilen, dass andere im hohen Norden des Kontinentes Ell, gleich hinter dem Riesengebirge, mit dem Eispalast des Fürstenhauses Alchovi eine nicht weniger bewundernswerte Konkurrenz aus reinem Eis erbaut hatten, die den Regenten der Klanlande von jeher ein Dorn im Auge war.
    Diejenigen Baumeister, die einst mit den Arbeiten am Kristallpalast begonnen hatten, wussten, dass sie das fertige Kunstwerk niemals mit eigenen Augen würden betrachten können. Längst waren sie von den Schatten geholt worden und erst die viel später folgenden Generationen hatten das Glück, der endgültigen Fertigstellung in all ihrer Pracht beiwohnen zu dürfen. Mittlerweile stand der fertig erbaute Kristallpalast seit genau zweitausendvierhunderteinunddreißig Sonnenwenden unverändert an seinem angestammten Platz und thronte über der größten Stadt der Klanlande. Es gab kein vergleichbares Gebäude, das es mit dieser glitzernden Pracht aufnehmen konnte – bis, nun ja, bis auf jenen bereits erwähnten Eispalast im Norden.
    Nicht weniger als einhundertzweiundvierzig Regentschaften hatte der Kristallpalast mit seinen Gartenanlagen seit jener Zeit bereits in sich beherbergt. Kaum ein Klan erinnerte sich noch an die erste Regentenfamilie, die nach der Fertigstellung mitsamt ihrem Hofstaat, der elitären Leibgarde und der immerhin eintausendfünfhundert Klan umfassenden Dienerschaft in den Kristallpalast gezogen war.
    Selbst die den Glauben der Kojos hütenden Praister hatten im Lauf der Zeit ihren festen Platz im innersten Bereich des Palastes gefunden, wo sich die großzügigen Tempelanlagen befanden, die sich auf mehreren Ebenen bis tief unter die Erde ausdehnten.
    Von jeher standen die Praister den Regenten und ihren Familien nahe. Ihr Einfluss war beileibe nicht immer gleich groß gewesen. Bei einem starken Regenten waren sie mal schwach, bei einem schwächeren wiederum sehr reich an Einfluss. Doch die Obersten unter ihnen hatten sich stets geschickt an der Spitze der Klanlande gehalten. Zurückhaltung übend, wenn es erforderlich war. Macht ergreifend, wenn sie es für richtig und ungefährlich für sich selbst und ihre Ziele hielten. Ängste und finstere Prophezeiungen wussten die Praister stets zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie schürten und verbreiteten den Aberglauben und lehrten die Furcht vor allem Magischen, um die Klan – ihr Heil dann umso mehr bei den Kojos suchend – in ihre schützenden Tempel zu locken. Die große Inquisition, von der die Klan bis heute furchtsam und mit zitternder Stimme erzählten, war ihr Meisterstück und der Höhepunkt ihres anhaltenden Machtstrebens gewesen.
    Ruitan Garlak, genannt die Eisenhand, der das Land und seine zerstrittenen Stämme vor vielen Sonnenwenden als Held der ersten Stunde vereinigt und später dann als Anführer tatsächlich mit eiserner Hand regiert hatte, war den
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