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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Autoren: Bernd Rümmelein
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Sonnenaufgang – was gefeiert wurde, war den Einwohnern von Tut-El-Baya am Ende des Tages gleichgültig. Hauptsache, sie konnten sich vergnügen und mussten sich nicht allzu viele Gedanken über unliebsame Vorfälle machen.
    Die Klan waren sehr stolz darauf, dass der Regent seinen Stammsitz ausgerechnet in Tut-El-Baya gewählt hatte. Selbst wenn sie diesen Umstand mittlerweile seit Urzeiten gewohnt waren. Fahrende Gaukler, Straßenmusikanten, Geschichten erzählende und von Legenden singende Barden, Propheten, Künstler, ortsansässige Artisten und Händler säumten die Straßen und den städtischen Marktplatz bis hinab zum Hafen und präsentierten ihre besonderen Talente oder Waren. Mit schriftlicher Genehmigung des Kristallpalastes, versteht sich. Es gab keinen größeren Brunnen in der Stadt, an dem nicht Musik oder andere Unterhaltung zum vergnüglichen Zeitvertreib dargeboten wurde. Zu keiner Tages- und Nachtzeit kam die Stadt vollständig zur Ruhe. Für Neuankömmlinge und Fremde war die stets fröhliche Unruhe anfangs mehr als nur gewöhnungsbedürftig, in vereinzelten Fällen mitunter sogar beängstigend.
    Tut-El-Baya schlafe niemals, meinte Lordmaster Kaysahan aus Überzeugung und eigener Erfahrung. Er musste es wissen, denn schließlich war er in der Stadt geboren und aufgewachsen. Heute diente er den Bewahrern und vertrat seine Ordensbrüder, neben einem festen Sitz am obersten unabhängigen Gericht der Bewahrer, auch in diplomatischen Angelegenheiten am Hofe des Regenten. Darüber hinaus verantwortete er die Sicherheit des Regenten und dessen Familie, die aus einer Frau und einer Tochter bestand. Die Tochter des Hauses, Raussa mit Namen, lag Kaysahan dabei besonders am Herzen.
    Über einen Mangel an Beschäftigung konnte er sich jedenfalls nicht beklagen. Er war ein viel gefragter und, aufgrund seiner Herkunft aus einer betuchten Händlerfamilie, vor allen Dingen reicher Mann, dessen Name in den Klanlanden wohlbekannt war.
    Der Krieg gegen die Rachuren während der letzten Sonnenwenden war für die Einwohner und den Hofstaat zum Glück kaum zu spüren gewesen. Die Spur der Verwüstung, die sich durch die übrigen Klanlande zog, hatte einen weiten Bogen um die Hauptstadt gemacht. Die Einwohner hatten den belastenden Ereignissen in ihren mit Feiern beschäftigten Köpfen keinen Einlass gewährt und sie erfolgreich außerhalb der stark bewehrten Stadtmauern ausgesperrt. Erstaunlicherweise waren ihre Gebete offenbar erhört worden oder die Rachuren hatten die Hauptstadt bewusst von ihrem Feldzug ausgenommen, womöglich bis zum Ende der geplanten Eroberung aufgespart. Die Klan würden die wahren Absichten des Feindes nach dem überraschenden Ende der Schlacht am Rayhin wohl kaum noch erfahren. Es war, als lebten sie in einer anderen Welt, die das Geschehen außerhalb der Stadt nicht wahrhaben wollte.
    Aber die Zeiten änderten sich trotz alledem. In den vergangenen Wochen und Tagen hatte sich eine Vielzahl von Flüchtlingen vor den Toren Tut-El-Bayas versammelt und um Einlass gebeten. Jeden Tag wurden es mehr und jeden Tag wurde ihr Verlangen drängender. Trotz der teils flehentlichen Bitten und der argen Not der Flüchtlinge waren die Tore verschlossen geblieben. Niemand durfte passieren, der nicht ein Wohnrecht in der Stadt oder im Palast aufweisen konnte.
    Die Flüchtlinge hatten ihre zerstörten Dörfer und Häuser verlassen müssen. Viele unter ihnen hatten die verzweifelte und oft lang anhaltende Suche nach getöteten oder verschleppten Angehörigen längst aufgegeben und resigniert. Der nahende Winter und die Hoffnung auf Nahrung, Unterkunft, Arbeit und Ablenkung von den Schrecken des Krieges hatten sie schließlich in die Hauptstadt der Klan getrieben. Mit jedem Tag schwoll der Strom der Hilfe suchenden Klan an. Sie lagerten in losen Ansammlungen vor der Stadt und warteten noch geduldig, ob sich jemand ihrer annehme. Die zahlreichen Lagerfeuer waren von den Stadtmauern und den höher gelegen Häusern der Stadt aus nicht zu übersehen, genauso wenig wie sich der stetig stärker werdende Gestank der Abfälle und Exkremente ignorieren ließ.
    Unter den Flüchtlingen verbreitete sich seit einigen Tagen das Gerücht, von den Flussufern des Rayhin ausgehend sei eine Seuche ausgebrochen, die sich von dort rasant über die Klanlande ausbreite. »Die Geißel der Schatten« wurde die gefürchtete Krankheit im Volksmund genannt. Alleine dieser Name ließ die Klan vor Angst erzittern. Die Ansteckungsgefahr sei
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