Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
»Erein, hörst du mich?«
    »Aye«, kam die Stimme des rothaarigen Tarethers zurück.
    »Habt ihr das Flugzeug bemerkt?«
    »Flugzeug?«
    »Es ist schon über dem Tal. Sag den anderen Bescheid und fliegt weiter. Wir bleiben etwas zurück. Ich will wissen, ob Chan landet oder wieder umkehrt, wenn er uns nicht mehr findet.«
    »Und wenn er umkehrt, willst du diesen Hund von einem Priester wieder aufsammeln«, brummte Karstein in seinen Bart. »Bei der Flamme, wir sollten ihn da unten verrotten lassen.«
    »Die Fremden würden ihm helfen. Und bei ihnen würde er nur Unheil anrichten.«
    »Jar-Marlod? Glaube ich nicht. Wenn sie wirklich seine Gedanken lesen können, werden sie nichts Eiligeres zu tun haben, als ihn scheibenweise an die Yetis zu verfüttern.«
    Charru antwortete nicht.
    Er hatte kaum zugehört. Sein Blick hing an dem Flugzeug. Chan ... Bar Nergals letzter Pilot. Hätte der Oberpriester ihn in Gefahr gebracht, wenn er sich nicht etwas Entscheidendes davon versprach?
    Von einer Sekunde zur anderen spürte Charru tiefe, nagende Unruhe.
    Die Vernunft sagte ihm, daß nichts geschehen konnte. Er ahnte nicht, daß Chan in dieser Sekunde die Hand auf einen bestimmten Schalter legte. Aber das plötzliche Gefühl der Drohung war so intensiv und unabweisbar, daß Charru den Atem anhielt.
    Tief unten im Tal starrte Jar-Marlod dem Flugzeug entgegen.
    Sein Herz hämmerte in schweren Schlägen gegen die Rippen. Erleichterung überflutete ihn wie eine Woge. Er hatte es gewußt! Er hatte gewußt, daß ein Flugzeug kommen würde, um ihn abzuholen. Langsam, schwindlig und benommen von der Höhenluft, löste sich der Priester aus dem Schatten des Felsblocks und begann, den Hang hinunterzulaufen.
    Er sah nicht die dunklen Gestalten, die aus dem Felsentor getreten waren; um die Geschehnisse zu beobachten.
    Zwölf Clones, die sich »Rat der Regierenden« nannten. Sie fürchteten nichts. Sie konnten schnell wieder in den Schutz des Tores zurückweichen, und sie glaubten nicht daran, daß die Waffen des Flugzeugs ihre Festung gefährden konnten.
    Jar-Marlod stolperte, stürzte, taumelte wieder hoch und schwenkte die Arme.
    Wie ein Gigantenpfeil schien das Flugzeug auf ihn zuzuschießen. Jetzt wurde es wieder hochgehoben und ...
    »Nein!« schrie der Priester.
    »Nein! Ich bin hier ... hier ...«
    Das Heulen der Triebwerke gellte in seinen Ohren und übertönte seine Stimme.
    Hinter ihm sah ein Dutzend friedlicher, ahnungsloser Wesen dem Tod entgegen. Jar-Marlod erkannte, wie sich etwas Kleines, Dunkles vom Rumpf des Flugzeugs löste, aber er dachte an die Bomben, die er kannte, und begriff nicht, was vor seinen Augen geschah.
    Er schwenkte immer noch in verzweifelter Hoffnung die Arme, als vor ihm ein gigantischer Blitz die Nacht zerriß, zur explodierenden Sonne wurde und die Welt für ihn in Feuer und Chaos verwandelte ...
    Jenseits der Bergkette beschleunigte das Beiboot mit schrillenden Triebwerken.
    Buchstäblich in letzter Sekunde hatte Charru die Faust auf den Schalter gerammt und das letzte Quentchen Schub aktiviert, das die Triebwerke hergaben. Später wußte er nicht mehr, was ihn so sicher machte. Die fallende Bombe ... Eine einzelne Bombe, mitten im Tal abgeworfen, wo sie bestimmt kein Unheil anrichten konnte ... Er dachte nicht nach. Sein Instinkt regierte schneller, als sein Hirn gebraucht hätte, um einen Entschluß zu formen. Rücksichtslos fuhr er die Triebwerke hoch, bis sich die Umwelt in einen Strudel verschwimmender Farben verwandelte, und das Boot raste immer noch mit höchstmöglicher Geschwindigkeit dahin, während sich die Filter der Sichtkuppel unter dem grellen Licht der Explosion verdunkelten.
    Schweiß stand auf Charrus Stirn, als er das wahnwitzige Tempo drosselte und das Fahrzeug in eine leichte Kurve zog.
    Ein einziger Blick zurück genügte. Von einer Sekunde zur anderen herrschte lähmende Stille. Denn die Menschen im Boot wußten alle, was es war, das sich da vor ihren Augen abspielte.
    Über dem Hochtal im Himalaya stieg wabernd ein Atompilz in den Himmel.
    *
    »Es hat geklappt! Sie sind tot! Alle! Alle ...«
    Chans Stimme überschlug sich im Lautsprecher, eine Stimme, in der sich Schock, Entsetzen und Triumph zu schrillem Diskant mischten. Selbst die heftigen, keuchenden Atemzüge des Jungen waren zu hören, und seine Worte, überlaut in der atemlosen Stille, drangen in jeden Winkel.
    Bar Nergal hatte minutenlang wie eine Statue verharrt, die dürren Finger um das Mikrophon gekrallt. Jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher