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Totenpech

Titel: Totenpech
Autoren: Tanja Pleva
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nicht
herauszubekommen. Sie deutete mit dem Finger in eine Richtung und schluchzte
hysterisch. Rajid und Sam folgten dem Weg, den sie gezeigt hatte, und blieben
vor einem mit türkisfarbenen Fliesen gekachelten Eingang eines Mausoleums
stehen. Sam drehte sich um und sah in das panische Gesicht der jungen Frau. Sie
nickte leicht und hielt sich dann an Ronald Walter fest, der gar nicht wusste,
wie ihm geschah.
    Sie waren seit einiger Zeit an keinem bewohnten Grab mehr
vorbeigekommen, und auch dieses sah ziemlich verlassen aus. Sam öffnete die
alte Holztür und betrat einen leeren dunklen Raum.
    Er hielt den Atem an, dann sah er hinten in der Ecke schemenhaft
eine weitere niedrige Tür. Es war, als würde ihn eine unsichtbare Hand in die
Richtung schieben. Rajid hatte seine Waffe gezogen und machte Sam stumme
Zeichen, dass er die Tür öffnen solle. Sam öffnete sie vorsichtig.
    Der lange dunkle Gang vor ihnen war sandig. Irgendwo vom Ende des
Ganges kam Licht. Es war unbeständig, flackerte, als würden dort Kerzen
brennen. Langsam bewegten sie sich auf das Licht zu. Sams Herz raste, nahm ihm
alle Instinkte, doch er wusste, dass ihn am Ende dieses Ganges kein
Candlelight-Dinner erwarten würde.
    Der Gang endete vor ein paar Stufen. Erst jetzt hörte Sam durch das
Rauschen des Blutes in seinem Kopf ein Summen, das aus einem oberen Raum zu
kommen schien. Eine Frau summte vor sich hin. Sie schien guter Stimmung zu
sein.
    Sam nahm Stufe für Stufe, hinter ihm Rajid, bis schließlich der
ganze Raum im Fackellicht vor ihnen lag. Er erkannte sie sofort an ihrem
dichten Haar. Joséphine Renouillt war ganz in Weiß gekleidet, stand mit dem
Rücken zu ihm und war intensiv mit etwas beschäftigt, das ihre volle Aufmerksamkeit
forderte. »Que-ce que tu veux?«
    Sam war so nahe herangekommen, dass er jetzt genau sehen konnte,
womit sie sich so eingehend befasste.
    Vor ihr lag eine halb in Leinen eingewickelte Mumie. Die Haut war
glänzend braun, und auf der Brust prangte ein goldenes Amulett. Der Kopf mit
dem ausgetrockneten Hals, der einem dünnen Hühnerhals glich, war auf ein
kleines Holzgerüst gebettet.
    Erst als Sam dicht hinter ihr stand, drehte sie sich blitzartig um.
    Der Ausdruck in ihrem Gesicht wechselte von Erschrockenheit zu
Unglauben, dann verengten sich ihre Augen zu kleinen Schlitzen, und sie
lächelte Sam linkisch an.
    Â»Ach, wer hätte das gedacht, der sexy Dressman. Was führt Sie denn
hierher?«
    Sie wandte sich zur Treppe und sah Rajid dort stehen, der die Waffe
auf sie gerichtet hatte. »Und in Begleitung?«
    Â»Ich habe es gewusst.« Sie warf den Kopf nach hinten und lachte.
»Sie sind ein schlechter Lügner, wissen Sie das? Können Sie sich vorstellen,
dass es mich in den Fingern gejuckt hat, einen Bullen zu verführen. Ich rieche
diese deutschen Beamten um zwanzig Ecken, obwohl ich mir am Anfang bei Ihnen
gar nicht so sicher war. Und nun? Was wollen Sie von mir?«
    Â»Ich werde Sie festnehmen. Illegaler Mumien- und Kunsthandel, Menschenraub,
Betrug und Mord. Na, da kommt so einiges zusammen.«
    Â»Das ist doch totaler Unsinn, was Sie da reden.«
    Â»Und was ist das hier?« Sam deutete auf die Mumie vor ihm.
    Â»Man hat sie mir angeboten. Ich habe sie mir nur angesehen und
wickle sie wieder ein. Seit Hunderten von Jahren werden hier in Ägypten Mumien
gefunden und unter der Hand weiterverkauft. Es bringt mehr ein, als sie im
Museum auszustellen. Ich bediene mich nur an einem Markt, der auch ohne mich
existieren würde. Also, wen wollen Sie beschuldigen? Mich, ein kleines Glied in
einer langen, endlosen Kette?«
    Â»Sie sind kein kleines Glied in einer langen, endlosen Kette. Ich
bin über alles im Bilde. Lothar Senner hat Ihnen dabei geholfen, Menschen zu
entführen. Die Übergabe fand auf hoher See statt, und dann wurden sie auf ihrem
Kutter in Ihr hübsches kleines Labor gebracht.«
    Joséphine Renouillt lachte gekünstelt und sagte: »Gefällt es Ihnen?
Leider ist der Generator kaputt. Aber die Fackeln gehen auch, wie Sie sehen.«
Dann fügte sie verächtlich hinzu: »Diese miese, zickige Tunte. Hat er doch
gequatscht. Hätte ich mir denken können.«
    Eigentlich hatte er das gar nicht geplant, aber die Idee, dass
Lothar Senner noch am Leben war, fand Sam sehr reizvoll.
    Â»Ich frage mich nur, warum Lothar Senner sich überhaupt auf Sie
eingelassen hat?«
    Â»Ach, hat er das
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