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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal
Autoren: Dietmar Lykk
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schaukelte langsam zur Einfahrt in die B   76.
    Â»Seine Verlobte …«
    Malbeks Handy meldete sich. Er sah auf das Display.
    Â»Meine Tochter, ich geh mal eben ran«, sagte er und zog die Handbremse.
    Â»Na, Tochter, was gibt’s?«, sagte Malbek.
    Â»Ich bin’s, Papa. Stör ich dich?«
    Â»Nein, ich sitz gerade im Womo nach Kiel.«
    Â»Wo bist du?«
    Â»Ã„h, gerade in Eckernförde. Wieso?«
    Â»Kannst du mal eben nachsehen, ob mein MP3 -Player irgendwo da auf oder unter dem Armaturenbrett liegt? Ich kann ihn nicht in meinem Gepäck finden, ich hab schon alles ausgepackt und …«
    Â»Moment, ich seh mal nach.« Er nahm das Handy vom Ohr und begann, auf dem Armaturenbrett zu suchen.
    Erst jetzt wurde ihm wieder klar, wie zugemüllt es zwischen, unter und neben den Vordersitzen aussah. Malbek war kein unordentlicher Mensch. Er war eher ein »sauberes Ferkel«, wie Sophie es ihrem Vater oft zu sagen pflegte. Aber er konnte sich von diesem Urlaubsmüll im Wohnmobil schwer trennen. Er erinnerte sich an den Sturm, der das Wohnmobil schaukeln ließ wie ein Schiff auf hoher See, wie sie eine halbe Tüte englisches Weingummi gegessen hatten, bis sie endlich ein Inn fanden, klitschnass von den paar Metern vom Parkplatz in die Wärme der kaminbeheizten Zimmer im kalten schottischen Sommer. Jeden Tag sortierte er etwas von diesem Urlaubsmüll aus und warf es tatsächlich weg, schweren Herzens. Weit war er damit noch nicht gekommen. Erst ein verklebtes Stück Weingummi von der Fußmatte unter dem Beifahrersitz. Sie waren ja auch erst vorgestern zurückgekommen. Hoyer hatte sich jedenfalls nichts anmerken lassen.
    Er stellte den Motor ab.
    Â»Meine Tochter kann ihren iPod nicht finden«, sagte er verlegen. »Tut mir leid, ich bin noch nicht dazu gekommen, den Urlaubsmüll zu entsorgen.«
    Hoyer beteiligte sich an der Suche, und sie wühlten beide mit gesenkten Köpfen im Fußraum unter dem Armaturenbrett. Malbek öffnete die Fahrertür und stieg aus, damit er bequemer unter den Vordersitzen suchen konnte, und fand so nebenbei eine halb volle Tüte Original English Winegum, das Prospekt vom Carisbrooke Castle, das er schon verloren geglaubt hatte, den Stadtplan von Hay-on-Wye, den er gekauft und dann doch nicht gebraucht hatte, weil der Ort so klein war, eine antiquarische Ausgabe von »Old Folkestone Pubs«, eine britische Teeniezeitschrift, Schokoladen- und Bonbonpapier, mehrere zerfetzte Teebeutel »English Breakfast Tea« und Ansichtskarten von mindestens vier Kathedralen, die sie besichtigt hatten.
    Â»Hier!«, rief Hoyer triumphierend und hielt den iPod an den eingestöpselten In-ear-Kopfhörern in die Höhe und zupfte ein Kaugummi vom Kabel. »Könnte er das sein?«
    Â»Frau Hoyer hat ihn grad gefunden!«, rief Malbek ins Handy.
    Â»Frau Hoyer?«, fragte Sophie misstrauisch.
    Â»Ja, meine neue Mitarbeiterin, Frau Kommissarin«, sagte Malbek und sah einen irritierten Blick von Hoyer.
    Â»Sophie, ich bring dir den iPod dann morgen Abend, ja? Du hast doch ein Handy. Da ist doch auch ein MP3 -Player mit drin.«
    Â»Nein, bitte, auf dem Handy ist nur ein bisschen Müllmusik drauf, die ich nicht mehr mag. Die guten Sachen hab ich alle auf dem iPod! Du bist doch grad in Eckernförde, das ist doch ein Klacks bis Schleswig und dann um die Ecke nach Kropp.«
    Â»Was glaubst du«, sagte Malbek, »was Frau Hoyer sagt oder denkt, wenn ich nicht nach Kiel fahre, sondern außerdienstlich einen Umweg nach …«
    Â»Ich bin dabei, Sophie!«, rief Hoyer geradezu übermütig.
    Malbek senkte den Kopf, atmete tief durch und sagte ins Handy: »Du hast es gehört. Wir sind dann in ungefähr einer halben Stunde da. Aber wir müssen dann wirklich nach Kiel, bis dann.«
    Â»Danke, Paps!« Sophie beendete das Gespräch.
    Malbek warf den Motor wieder an. »Danke!«
    Hoyer lächelte in sich hinein.
    Der Diesel knarrte regelmäßig und zufrieden.
    Â»Meine neue Mitarbeiterin«, hatte er zu Sophie über Hoyer gesagt. Das stimmte so ja nicht. Hoffentlich hatte Hoyer das nicht missverstanden. Sie war ja schon ein paar Monate beim K1. Sie hatte sich von der Polizeizentralstation in Schleswig auf eine Ausschreibung nach Kiel beworben. Die Kripo Kiel freute sich immer über Unterstützung von Kollegen der Schutzpolizei. Und mit ihren neunundzwanzig Jahren
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