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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal
Autoren: Dietmar Lykk
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in den Wohnwagen eindrang, als das Opfer nur für sich ein Bier aus dem Kühlschrank holen wollte.« Nach dem letzten Wort warf Brotmannn seinen Overall in einen neben der Tür bereitstehenden Müllsack und sah Malbek verschmitzt an.
    Â»Oder dass das Opfer gerade sternhagelvoll vor dem Kühlschrank eingeschlafen war und nicht bemerkt hat, dass der Täter den Wohnwagen betreten hat«, ergänzte Malbek in gelangweiltem Ton. »Aber das werden Sie mir erst nach der Obduktion bestätigen können.«
    Dr. Brotmann schloss seinen Volvo per Fernsteuerung auf. »Schön, dass Sie verstehen, was ich meine. Und vergessen Sie nicht, Eric an die versprochene Bunkerparty zu erinnern!«
    Malbek hob den Daumen als Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Brotmann startete den Motor, wendete aber nicht, sondern fuhr im Rückwärtsgang einhändig und laut hupend die Gasse in Richtung Ausgang, das angebissene Brötchen in der rechten Hand, und winkte damit Malbek zu.

2
    Der diensthabende Amtsarzt Dr. Giesecke war aus Rendsburg gekommen, um von Amts wegen den Tod festzustellen und den Totenschein auszustellen.
    Als er den Oberkörper des Opfers anhob, um, wie vorgeschrieben, dessen Rücken in Augenschein zu nehmen, sagte er in nörgelndem Ton, dass er eben von einem der Kripoleute gehört hätte, dass Dr. Brotmann von der Gerichtsmedizin schon da gewesen wäre, und der hätte ihn doch vertreten können. Dann hätte er sich die Fahrerei sparen können.
    Malbek, der dem Arzt bei seiner Arbeit zusah, riss sich zusammen und tat so, als hätte er das überhört. Möglicherweise war es Harder, der sich als Intrigant aus Leidenschaft diese Gelegenheit nicht hatte entgehen lassen und dem diensthabenden Arzt vom Gerichtsmediziner erzählt hatte.
    Am späten Nachmittag packte die Spurensicherung ihre Utensilien zusammen. Das Absuchen des Geländes wurde erfolglos eingestellt. Der Leichenwagen schaukelte langsam über die holprigen Gassen des Campingplatzes und beschleunigte nach dem Einbiegen auf die B   76 in Richtung Kieler Gerichtsmedizin mit heulendem Motor. Danach nahm ein Abschleppfahrzeug den Wohnwagen des Opfers huckepack, um ihn auf den Hof der Bezirkskriminaldirektion zu bringen.
    Zum Schluss blieben nur noch Malbek und seine Mitarbeiter Hoyer und Vehrs übrig, die ihm halfen, das Vorzelt seines Wohnmobils abzubauen und die herumliegenden Utensilien zusammenzusuchen und zu verstauen.
    Â»Ich muss meine Zelte hier abbrechen«, hatte Malbek gesagt. »Für die bin ich jetzt nur noch der Oberbulle.«
    Von Westen war dichte Bewölkung aufgezogen, und Nieselregen zog seine Schleier immer dichter über das Land und die Eckernförder Bucht. Das optimistische Hellblau des Wassers hatte sich in ein schmutziges Graublau verwandelt.
    Â»Fahren Sie jetzt nach Kiel, Herr Malbek?«, fragte Hoyer, als sie fertig waren und sich alle einen Moment unschlüssig gegenüberstanden. Sie zog sich ihre dünne Jacke über den Kopf, als ein auffrischender Wind den Nieselregen dichter werden ließ.
    Â»Ja, natürlich, ich werde im Wohnmobil auf dem Hof unseres schönen Amtsgebäudes übernachten. Ist ja nicht das erste Mal. Wundern Sie sich also nicht, wenn ich morgen der Erste im Büro und knackewach bin.«
    Â»Nehmen Sie mich mit?«, fragte Hoyer.
    Â»Ja, natürlich!«, sagte Malbek und sah Vehrs kurz prüfend an. Denn der hatte sie doch beide mit dem Dienstwagen hergefahren. Warum …?
    Â»Ich wollte fragen, ob ich noch schnell nach Neumünster fahren kann …«, sagte Vehrs verlegen. »Meine Schwester ist dort heute Morgen ins Krankenhaus eingeliefert worden und …«
    Â»Heute Morgen? Mensch, Vehrs, hätten Sie bloß einen Ton gesagt, da hätten Sie doch schon heute Vormittag hinfahren können. Also ab mit Ihnen.«
    Vehrs brachte ein halb verschlucktes »Danke« zustande und lief zum Auto.
    Â»Hat Vehrs überhaupt eine Schwester?«, fragte Malbek, als sie die Sicherheitsgurte im Wohnmobil anschnallten.
    Â»Nein«, antwortete Hoyer. »Aber er ist im Moment ein bisschen durcheinander.«
    Malbek sah sie irritiert an.
    Â»Herr Malbek, er …«
    Â»Liegt jemand aus seiner Verwandtschaft im Krankenhaus?« Malbek startete den Motor. Nach zwei weiteren Versuchen sprang der Diesel laut nagelnd an.
    Â»Nein.«
    Â»Also?« Malbek fuhr langsam an. Der Wagen
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