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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal
Autoren: Dietmar Lykk
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Frerksen hat
das Material ausgewertet. Der Diakon hat bestätigt, dass das Markus Peters auf
den Fotos ist. Ich habe dir die Fotos als Mail geschickt. Er ist nach ungefähr
zehn Minuten wieder reingekommen, hat sein Laptop eingepackt und sich ans
Fenster gestellt und rausgesehen, bis ein Taxi kam. Damit ist er weggefahren.«
    Â»Mach dich auf die Suche nach dem
Taxifahrer.«
    Â»Nicht mehr notwendig. Der hat auf Welle
Nord von dem Kanaltoten gehört und hier angerufen. Er hat den jungen Mann vom
Seemannsheim auf die andere Fördeseite nach Neumühlen, Langer Rehm 30,
gefahren. Seine Zentrale hatte die Adresse in der Liste.«
    Â»Interessant … warte mal.«
    Im Schlafzimmerschrank fand er einen Haufen
schmutziger Wäsche, der einen geöffneten Seesack verbergen sollte.
    Â»Vehrs, er war tatsächlich hier. Schick mal
die Spurensicherung im Eiltempo in den Langen Rehm 30.«
    Das Seefahrerbuch lag obenauf.
    Malbek war erleichtert, dass im Badezimmer
das Fenster weit geöffnet war. Im Spiegelschrank lagen mehrere angebrochene
Zahnpastatuben, Schminkkram jeden Kalibers, Schmerztabletten jeden Kalibers,
Abführmittel, Appetitzügler, ein Gel gegen Sodbrennen, etwas gegen
Magenschleimhautentzündung, Pflaster und Ähnliches.
    Malbek ging zurück ins Wohnzimmer und
setzte sich auf den Sessel neben Harder.
    Â»Hatte er Feinde? Haben Sie einen
Verdacht?«, fragte Harder.
    Â»Er hat Ärger gehabt«, sagte Dörte
Schneider.
    Â»Mit wem?«
    Â»Mit der Reederei.«
    Â»Was meinen Sie damit? Mit der ganzen
Reederei?«
    Â»Muss ich das denn überhaupt erzählen? Das
ist doch nur was wegen der Schule und so.« Sie knetete ihre Hände und sah
unsicher von Harder zu Malbek. Er war der Chef, das hatte sie schnell
begriffen.
    Â»Wir haben Hinweise darauf, dass Ihr Freund
möglicherweise ermordet wurde, Frau Schneider«, sagte Malbek. »Wir suchen den
oder die Täter, und Sie wollen uns doch helfen. Deshalb müssen Sie alles
erzählen, was Sie über Ihren Freund wissen. Sie sehen erschöpft aus. Sollen wir
Sie zu einem Arzt bringen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    Â»Also worum ging es bei diesem Streit mit
der Reederei?«, fragte Malbek.
    Sie schüttelte wieder den Kopf, begann
stockend, immer wieder nach Worten suchend: »Ich weiß nichts. Ich weiß nur,
dass er einmal in die Reederei zum Personalchef musste. Aber dann … ich
dachte ja, es wäre wieder alles okay. Aber vor einigen Wochen, da sollte er auf
ein anderes Schiff und hat hier gewartet, fast eine Woche, da war er komisch,
anders.«
    Â»Wie, anders?«, fragte Harder.
    Â»Er hat nicht geschimpft, er war nicht
wütend, er war still, hat mir nie zugehört.«
    Â»Was glauben Sie, was mit ihm los war?«,
fragte Malbek.
    Â»Woher soll ich das wissen?«, fragte sie in
gereiztem Ton. »Er ist ja oft monatelang auf See. Manchmal drei, vier Monate am
Stück. Und wenn er dann nicht da ist, dann weiß ich, er ist unterwegs. Deshalb
ist er nicht da. Verstehen Sie, was ich meine? Und dann war er eigentlich da,
aber er hat durch mich durchgeguckt. Als ob ich durchsichtig bin.« Sie ballte
die knochigen Fäuste. Die Augen wurden feucht. »So etwas brauche ich mir doch
nicht gefallen zu lassen! Was meinen Sie? Muss ich mir so etwas gefallen
lassen?« Sie beugte sich zu Harder vor, als suche sie seine Zustimmung,
zitterte plötzlich und ließ sich ins Sofa zurückfallen.
    Â»Erzählen Sie uns, was an dem Abend, als
Ihr Freund in der Schleuse vom Schiff stieg, passiert ist. Warum haben Sie ihn
nicht abgeholt?«, fragte Malbek.
    Â»Ich hab einen Job als Kellnerin, abends.
Er ist allein hierher und wollte sich erst mal ausschlafen. Aber als ich nach
Hause kam, war er gar nicht da. Auf dem Handy hat er sich nicht gemeldet.«
    Â»Er war also nicht hier?«
    Â»Nein, er war nicht da. Und er war nicht
hier. Es ist aus und –«
    Â»Er war hier«, unterbrach Malbek sie. »Ich
habe im Schlafzimmerschrank seinen Seesack gefunden. Sie haben Wäsche
darübergeworfen, um ihn zu verstecken.«
    Â»Ja, kann sein, ist doch egal jetzt. Ich
bin müde. Sind Sie bald fertig?«
    Â»Warum haben Sie den Seesack versteckt? Vor
uns?«
    Â»Ist doch egal. Alles egal jetzt. Ich
konnte ihn nicht mehr sehen heute, den Sack, ja, auch er war ein Sack.« Trotzig
sah sie die beiden Polizisten an, und im nächsten Moment
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