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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal
Autoren: Dietmar Lykk
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stumpfen Gegenstand verursacht. Hier.« Er deutete auf die Umgebung der Wunde. »Senkrechtes und schräges Auftreffen von geformten, kleinen Flächen, ungefähr drei mal drei Zentimeter Kantenlänge, an den Rand der Schädelbasis. Er hat also mehrfach zugeschlagen. Ich denke, ich werde heute Nachmittag obduzieren können.«
    Er stand auf und betrachtete den Nagel. »Es spricht viel dafür, dass der Täter mit dem Tatwerkzeug auch den Nagel in die Hand geschlagen hat.«
    Â»Ein Allerweltshammer aus dem Baumarkt?«, fragte Malbek.
    Â»Sagen wir: ein handelsüblicher Hammer«, sagte Dr. Brotmann. »Vielleicht gibt es ja einen Hammerspezialisten beim Landeskriminalamt!«
    Sie lächelten müde über das Wortspiel.
    Â»Hat der Täter den Nagel vor oder nach Eintritt des Todes in die Hand geschlagen?«, fragte Malbek.
    Â»Ist jetzt schwer zu sagen, ob die Handverletzung noch vital oder schon postmortal ist. Der Unterschied wird meist erst nach einer bestimmten Leichenliegezeit sichtbar.« Dr. Brotmann nahm seine Brille ab und beugte sich bis dicht an die Hand des Opfers. »Wenn die Hautabschürfungen hier ohne Schorfbildung vertrocknen, dann ist die Verletzung postmortal. Warten wir es ab.«
    Â»Eine andere Frage ist, ob das Opfer noch bei Bewusstsein war, als ihm der Nagel in die Hand geschlagen wurde.«
    Â»Der Zeitpunkt des Bewusstseinsverlustes ist für mich hier nicht einzugrenzen. Aber das ist ja auch unerheblich, wenn die Handverletzung postmortal ist«, sagte Dr. Brotmann.
    Â»Ich frage mich, mit welcher Brutalität der Täter vorgegangen ist. Hat er das Opfer zunächst nur leicht betäubt mit einem einzigen Hammerschlag? Um dann, als das Opfer langsam wieder zu Bewusstsein kam, den Nagel einzuschlagen? Ich muss versuchen, den Modus Operandi des Täters zu erkennen und dann mögliche Motive abzuleiten.«
    Â»Ich verstehe. Ich werde sehen, ob ich nach der Obduktion Ihre Fragen beantworten kann«, antwortete Dr. Brotmann zurückhaltend.
    Â»Auf dem Nagel steckte ein Zettel mit einem Reim«, sagte Malbek. »Woll’n wir mal das Leben wagen? Woll’n wir mal den Hasen jagen? Haben Sie den Reim schon mal gehört?«
    Brotmann richtete sich wieder auf und sah Malbek nachdenklich an. »Wäre wohl eher meiner und Eric Lüthjes Kinderzeit zuzuordnen … ich meine Kinderbücher aus den fünfziger Jahren … wenn nicht noch viel älter … 19. Jahrhundert vielleicht. Vielleicht finden Ihre Spezialisten im LKA ja das eine Buch, in dem das steht. Aber ich fürchte, es gibt tausend Ausgaben, in denen es steht.«
    Â»Todeszeitpunkt?«, fragte Malbek.
    Â»Noch nicht lange her«, sagte Brotmann und sah nachdenklich auf den Toten. »Bei der Außentemperatur … ich schätze, zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens. Genaueres kann ich Ihnen sagen, wenn ich ihn auf dem Tisch hatte.«
    Sie verließen den Wohnwagen, und Brotmann begann sich umständlich aus dem Overall zu pellen.
    Â»Ich befürchte, dass es nicht nur in einem Buch steht«, sagte Malbek. »Wo würden Sie eigentlich meine Kinderzeit einordnen … ich meine, wenn Sie sich und Eric bis in das 19. Jahrhundert …?«
    Brotmann lachte auf. »Na ja, Sie sind doch mehr die Generation Golf, zwischen 1965 und 1975 geboren. Hab ich recht?«
    Â»Ungefähr. Neben dem Spruch stand eine Zahl, eine Sechzehn?«
    Â»Jahreszahl? Oder Seitenzahl, wie wär’s damit? Geheimcode? Die Auswahl ist groß. Könnte auch sein sechzehntes Opfer sein.«
    Â»Malen Sie den Teufel nicht an die Wand, Herr Dr. Brotmann. Noch eine Frage. Sie sagten, dass das Opfer von hinten erschlagen wurde. Könnte es sein, dass ihn die Hammerschläge getroffen haben, als er den Kühlschrank öffnete?«
    Brotmann sah auf die Leiche. »Sehr wahrscheinlich. Die Energie des Schlages wurde weitgehend von der Schädelkapsel aufgenommen. Er ist also nicht durch die Schläge auf den Hinterkopf nach vorn geworfen worden, sondern nach hinten weggesackt, gegen den Unterschrank der Spüle. Wenn ich das richtig sehe, gibt es keine Kampfspuren.«
    Â»Also könnte es sein, dass er den Täter kannte …«, sagte Malbek, »… und er ihn gerade zu einem gut gekühlten Bier einladen wollte.«
    Â»Gut möglich. Kann aber auch sein, dass der Täter gerade in dem Moment
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