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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal
Autoren: Dietmar Lykk
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hatte sie hervorragende Beurteilungen. Und sah ausgesprochen gut aus. Da waren zum Beispiel ihre halblangen Haare, die sich hinter den kleinen Ohren in winzigen Löckchen kräuselten. Die sie manchmal, vielleicht wenn sie nervös war, mit Zeigefinger und Daumen drehte, so wie jetzt gerade.
    Â»Also, Vehrs …«, begann sie zögernd.
    Â»â€¦Â sah heute so aus, als ob er in seinen Klamotten geschlafen hätte«, unterbrach Malbek Hoyer. »Wenn er überhaupt geschlafen hat.«
    Â»Ich hab ihn heute Morgen in den Keller geschickt. Zu den Duschen für die Nachtschichtler«, sagte Hoyer.
    Â»Wie lange geht das schon so?«
    Â»Ich weiß nicht. Schon ein paar Wochen. Aber so richtig erst seit kurz vor Ihrer Rückkehr aus dem Urlaub.«
    Â»Hat er Schiss vor mir?«, fragte Malbek scherzhaft.
    Â»Er hat ein Problem. Aber nicht mit Ihnen«, sagte sie langsam.
    Â»Kommt er morgen früh ins Büro?«, fragte Malbek.
    Â»Ich hoffe …«
    Â»Okay, dann werde ich ihn selbst fragen. Und Sie brauchen sich also nicht die Softversion einer Horrorstory aus dem Kreuz zu leiern. Okay?«
    Â»Danke«, sagte sie. Sie schien nicht wirklich erleichtert zu sein.
    Â»Wie war es mit meiner Urlaubsvertretung?«, fragte Malbek launig.
    Â»Das hat er Ihnen doch bestimmt schon erzählt!«
    Â»Stimmt, aber das war Lüthjes Version, ich will Ihre hören.«
    Â»Mit ihm war es auch nicht einfach«, sagte Hoyer.
    Â»Das kommt seiner Version sehr nahe. Den Rest kann ich mir denken.« Malbek lachte.
    Sie hatten die Hügel hinter Fleckeby durchquert und fuhren auf der Geraden nach Schleswig, die wie mit dem Lineal auf das Gottorfer Schloss ausgerichtet war.
    Â»Wer hat den Nagel aus dem Boden gezogen, bevor die Leiche in die Gerichtsmedizin transportiert wurde?«, fragte Hoyer.
    Â»Prebling. Deswegen sind die ja auch so spät weggekommen.«
    Schweigen.
    Â»Warum macht jemand so etwas?«, fragte Hoyer. »Ich meine, die Hand des Opfers mit einem Nagel fixieren. Das ist doch ein religiöses Motiv. Jesus am Kreuz. Oder sehen Sie das anders?«
    Â»Es war ein Mensch, der die natürliche Fähigkeit zum Verbrechen hat, und dazu gehören wir alle. Und eine Portion fehlgeleitete Phantasie. Aber was der Täter sich wirklich dabei dachte, wissen wir nicht.«
    Â»Jemand von der Spurensicherung sagte, dass auf dem Nagel ein Zettel war.«
    Â»Ach! So schnell hat sich das rumgesprochen? Wer hat da geplaudert? Doch nicht etwa Prebling?«
    Â»Weiß ich nicht. Irgendjemand von der Spurensicherung hat es Vehrs gesagt. Er kannte den auch kaum.«
    Â»Und? Hat er auch gewusst, was auf dem Zettel stand?«
    Â»Nein. Aber Sie wissen es doch.« Sie sah ihn prüfend an.
    Â»Woll’n wir mal das Leben wagen? Woll’n wir mal den Hasen jagen?« Malbek sah sie nach dem letzten Wort kurz an, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.
    Sie schloss die Augen.
    Â»Er kommt mir bekannt vor«, sagte sie schließlich, »aber ich weiß nicht, woher. So ist es wohl mit Kinderreimen, weil man sie irgendwann in der Kindheit gehört oder gelesen hat und danach nie wieder.«
    Â»Wir wissen noch nicht einmal, ob der Täter es als Kinderreim versteht. Wir wissen noch nichts darüber, in welcher Welt er lebt.«
    Â»Und wo fangen wir an?«
    Malbek zuckte mit den Schultern.
    Â»Hat Ihre Tochter einen Freund?«, fragte sie plötzlich.
    Â»Wie kommen Sie denn jetzt darauf?«, fragte Malbek erschrocken.
    Â»Entschuldigung. Ich weiß doch nicht, woran Sie gerade gedacht haben«, sagte sie.
    Genau das ist es, dachte er.
    Â»Nein«, sagte er nur.
    Er schaltete herunter, als sie die Senkung zur Schlei hinunterfuhren, wo das Haddebyer Noor sich zur Schlei öffnete.
    Â»Hier blitzen unsere Kollegen von der Verkehrspolizei gern. Sie verstecken sich etwas weiter unten rechts, dort, wo es zur Haithabuer Kirche geht.« Er wies mit der Hand zu einer Abzweigung. »Sehen Sie, da sind sie tatsächlich. Sie suchen Gottes Segen für ihr frevlerisches Tun«, sagte er gespielt dramatisch. »Und was meine Tochter angeht … Einen Freund? Nein, ich glaube, im Moment nicht so richtig.«
    Â»So war das bei mir auch, jedenfalls in dem Alter damals«, sagte sie.
    Den Rest der Fahrt schwiegen sie beide vor sich hin. Malbek hatte den Linksverkehr im Urlaub noch nicht hinter sich gelassen und erwischte sich immer
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